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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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nachdenklich sein breites Kinn. »Aber wenn dieser Kerl doch regelmäßig zu Gast im Pfuhl ist, müssten wir ihn doch zumindest mal überprüfen, oder?«
    Hippolit schüttelte entschieden den Kopf. »Nicht ohne konkreten Anlass, blindlings und ins Blaue hinein. Die Gefahr, dass jemand davon Wind bekommt und sogleich Gerüchte in Umlauf geraten, wäre zu groß. Sollte es die Indizienlage im weiteren Verlauf der Ermittlungen angeraten erscheinen lassen, können wir uns Sloterdinkh immer noch vornehmen.« Ein wissendes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. »Ich glaube allerdings nicht, dass es dazu kommen wird.«
    »Lass mich ein altes Trollsprichwort zitieren: Weil?«
    »Weil ein ganz bestimmter Umstand, den ich gleich nach deiner Abort-Unterredung mit dem Prinzen überprüft habe, den Grafen aus der Riege der potenziellen Verdächtigen tilgt: Er ist weder ein Thaumaturg der sechsten noch einer höheren Stufe, er ist nicht einmal versiert!«
    Jorge verzog das Gesicht und wandte sich wieder dem Fenster zu, wobei er etwas murmelte, das klang wie »Kannichdochnicht-wissen«.
    Draußen hatte sich die Straße mittlerweile geleert. Die Abstände zwischen den Häusern wuchsen, die klaustrophobische Enge, für die das Zentrum Nophelets bekannt war, ließ nach.
    »Und wohin fahren wir nun? Wenn mich meine unschlagbare Ortskenntnis nicht täuscht, ist das hier die Straße zum Osttor. Verlassen wir die Stadt?«
    »Nicht ganz.« Hippolit schüttelte den Kopf und begann in seinem Gewand zu kramen. »Am Nachmittag brachte mir ein Bote diese Nachricht hier …« Es raschelte, dann kam eine zusammengefaltete Papierrolle zum Vorschein. Als Hippolit sie auseinanderfaltete, entpuppte sie sich als zerlesenes Exemplar der heutigen Spätpost. Ein Grinsen stahl sich auf seine jugendlichen Züge. »Das hier habe ich zwar nicht gesucht, aber es ist dennoch recht erheiternd. Heute schon Zeitung gelesen?«
    Er hielt Jorge die Titelseite hin. In fingerdicken Lettern stand dort zu lesen: »G ENERAL DER S TADTWACHE – EIN UNGEBILDETER V OLLIDIOT ?«
    Jorge prustete, lehnte die angebotene Zeitung aber mit einem Kopfschütteln ab. »Wenn ich in fahrenden Wagen lese, muss ich kübeln. Aber lass mich raten: Jemand hat Glaxikos Irrtum mit dem ekligen Saugvieh entlarvt?«
    Hippolit nickte, legte die Zeitung beiseite und begann von Neuem, die Innentaschen seines Gewandes zu durchforsten. »Gleich gestern, kaum dass sie den Gefangenen verhören ließen«, führte er aus. »Experten des königlichen Tiergartens wurden hinzugerufen, und sie bestätigten natürlich meine Worte: Wenn Benktram wirklich versucht hat, an Blut zu kommen, um seine schleimige Mitbewohnerin am Leben zu erhalten, hätte er zu diesem Zweck niemals Elbenblut gewählt, da dies den Wurm umgebracht hätte. Benktram, seines Zeichens ein erfahrener Reptilienhalter, wusste dies übrigens sehr genau. Er kam mit einer Geldstrafe wegen unerlaubter Haltung eines gefährlichen Raubtiers davon, ist bereits wieder auf freiem Fuß.«
    »Aber was ist mit dieser Taschenuhr, die sie bei dem Kerl gefunden haben? Du weißt schon: die einem der kaputten Elbenjungs gehört haben soll?«
    Hippolits Gesicht verfinsterte sich. »Sie hat einem der Opfer gehört, einem Lustknaben mit Namen Fokkio. Ich selbst habe heute Vormittag im Institut eine Affinitätsprüfung an der Uhr vorgenommen.«
    »Das ist doch komisch«, fand Jorge und kratzte sich den Kopf. »Wie kommt dieses Ding in den Besitz unseres Wurmzüchters? Also, wir Trolle haben da ein Sprichwort, und das geht so: Wer Besitztümer eines Ermordeten hortet, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der Mörder.«
    Hippolit schüttelte den Kopf, suchte weiter. »Unsinn. Laut eigener Aussage hat Benktram die Uhr nie zuvor gesehen. Irgendjemand muss sie ihm untergeschoben haben. Wer und warum, das gilt es noch zu klären.«
    »Ah. Gut. Schön.« Jorge lehnte sich zurück und versuchte, in der Enge der Kabine eine ansatzweise erträgliche Sitzposition zu finden. »Und Glaxiko?«
    »Muss sich für die Falschmeldung, dass der Elbenschlächter hinter Schloss und Riegel säße, vor einem Untersuchungsausschuss des Königshofes verantworten. Ah, hier ist er ja endlich!« Triumphierend förderte Hippolit ein zweites, kleineres Schriftstück zutage, einen Brief aus mehrfach gefaltetem Büttenpapier. Auf der Außenseite klebten die Reste eines wächsernen, blutroten Siegels. »Der wurde heute am frühen Nachmittag für uns im Institut abgegeben.«
    »Für uns? Dann kann er

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