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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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den Schlaf des Gerechten schnarchen könnte.
    Hinter der Tür lag eine weitläufige Halle, die bis hinauf zu ihrem runden Kuppeldach mit wallendem weißem Nebel angefüllt war. Bläuliches, gedämpftes Licht drang aus unsichtbaren Leuchtkörpern in den Wänden. Ätherische Dämpfe stiegen Jorge in die Nase, schienen ihm mit ihrer immensen Luftfeuchtigkeit beim Einatmen die Lungenflügel zu verkleben.
    Aus dem Nebel erschien eine Frau, bekleidet mit einem durchsichtigen Nichts. Sie hatte die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ihr Gesicht war spitz und klein.
    »Meister Hippolit. Schön, Sie wiederzusehen! Wie geht es Ihnen?« Sie wandte sich an Jorge. »Und das ist Ihr Kollege, nicht wahr? Freut mich außerordentlich. Ich bin Madame Ganda.«
    Jorge, der auf die gut sichtbaren, makellosen Brüste der Frau gestarrt hatte, brauchte einen Moment, bis er die angebotene Hand ergriff.
    »Äh … ja, Jorge … ich bin … Jorge, ein Troll …«
    Blaak, was brabbelte er da?
    »Ein Mann«, sagte die Frau und lächelte freundlich. »Endlich mal ein richtiger Mann!«
    »Ja … auch Mann. Ich bin.«
    Verflucht, mit seiner Konversationsfähigkeit war in letzter Zeit nicht mehr allzu viel los! Vielleicht brauchte er Urlaub?
    Hippolit verschwand in der wogenden Nebelwand. Von irgendwoher erklang plötzlich Musik, unaufdringliche sanfte Töne, von fremdartigen Instrumenten erzeugt. Wahrscheinlich Schallkugeln, die irgendwo unter dem hohen Dach angebracht waren und eine Tonaufzeichnung aus einem exotischen Land abspielten.
    »Das Übliche?«, erkundigte sich die Frau.
    »Quintessenziell«, erklang Hippolits Stimme. »Aber mein Freund ist zum ersten Mal in einem Entspannungspalast. Lassen Sie also den Lungenbrenner weg, das könnte ihn beunruhigen. Nur das Einsteigerprogramm.«
    Den Lungenbrenner? Das klang nicht gut.
    »Was … ahm, was soll ich machen?« Jorge fühlte sich ganz und gar nicht entspannt.
    »Überhaupt nichts, Agent Jorge. Lassen Sie einfach den Stress Ihres anstrengenden Arbeitsalltags hinter sich. Übereignen Sie ihn mir.« Madame Ganda lächelte verführerisch, drehte sich um und verschwand ebenfalls im ätherisch duftenden Dunst.
    Jorge kam sich im wahrsten Sinne des Wortes alleingelassen vor.
    »M.H.?«, rief er. Der Nebel schluckte seine Stimme.
    Er blickte auf seine nackten behaarten Füße.
    Sie berührten den Boden nicht mehr!
    »M.H.? Blaak, was …?«
    Ein paar Ellen links von ihm tauchte Hippolit aus dem Nebel auf. Er schwebte ausgestreckt in der Horizontalen, wobei er sich langsam um die eigene Achse drehte.
    »Ruhig bleiben. Ich hab doch gesagt, du sollst dich entspannen. Die Schwerelosigkeit in diesem Raum ist thaumaturgisch bedingt, eine fachmännisch gewirkte Multi-Levitation. Dir passiert nichts.«
    Jorge war sich da nicht so sicher. Er empfand es als verstörend, im Nichts zu schweben, ohne dass er dagegen angehen konnte. Er behielt gerne die Kontrolle über eine Situation.
    Zwei junge Mädchen, ebenfalls nur in durchsichtige Gewänder gehüllt, schwebten herbei.
    »Hey, hey – was wird das hier?« Jorge wollte wieder festen Boden unter den Füßen spüren. Ein schwebender Troll in einer Palastkuppel, das war einfach nicht gut!
    Die halbnackten Mädchen, eine blond, die andere rothaarig, begannen, seinen Rücken mit Öl einzureiben. Hippolit, an dem sich ebenfalls ein wohlproportioniertes Gewächs zu schaffen machte, verschwand träge rotierend wieder im Nebel.
    Es dauerte eine Weile, bis sich Jorge an den ungewöhnlichen Schwebezustand gewöhnt hatte. Wahrscheinlich war dem Nebel oder den Massageölen irgendetwas beigemengt, das dazu beitrug, dass er sich entspannte. Mit geschickten, sanften Bewegungen massierten ihn vier Hände gleichzeitig an vier verschiedenen Stellen.
    Man konnte Hippolit keine Vorhaltungen machen – für Überraschungen war er immer gut.
    Gewichtslos schwebte Jorge höher und höher, bis irgendwann das mit Grünspan überzogene Kupfer des Kuppeldaches vor ihm aus dem Nebel auftauchte. Bevor er dagegenstoßen konnte, drehte sich sein Körper, von unsichtbaren Kräften gelenkt, abermals, und er sank ein Stück in den weichen weißen Nebel zurück.
    Er musste zugeben, das wogende Dahintreiben, die knetenden Hände, die Feuchtigkeit … all das war nicht unangenehm.
    Ach was, bei Batardos: Es fühlte sich herrlich an!
    Ab und zu bekam er Hippolit zu Gesicht, der wie ein mageres, bewegungsloses Gespenst aus dem Dunst auftauchte oder darin verschwand. Nach einer Weile –

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