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Der Elefanten-Tempel

Der Elefanten-Tempel

Titel: Der Elefanten-Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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gut, dass der Zauber jedes Mal ein klein wenig auf den alltäglichen Nicolas abgefärbt hatte: den mit den unerträglich stinkenden Chucks, den aufdringlichen Zungenküssen und dem üblen, hessisch klingenden Französisch, mit dem er sich beim Urlaub in Arles blamierte. Nein, wirklich gut zusammengepasst hatten sie nicht. So wie auch sie und Fabian eigentlich nicht zusammenpassten.
    »Hey, warum denn?« Sofia klang enttäuscht. »Ihr hängt doch sowieso die meiste Zeit zusammen herum.«
    »Die meiste Zeit? Quatsch. Klar, in der Schule sehen wir uns, aber am Nachmittag oder abends treffen wir uns höchstens zweimal die Woche.«
    »Wäre nur schade, wenn er sich falsche Hoffnungen machen würde.«
    »Du meinst, es wäre besser für ihn, wenn ich den Kontakt abbreche?«
    »Hey, Rica, wie bist du denn drauf? Natürlich nicht. Er würde ewig nicht darüber hinwegkommen, dass du nichts mehr von ihm wissen willst.«
    Ricarda nickte. Das wäre ähnlich, wie von Nuan schroff zurückgewiesen zu werden. Nein, Sofia lag schon richtig, sie musste behutsam mit Fabians Gefühlen umgehen. Er hatte ein Recht darauf, sie zu lieben. Aber sie hatte auch ein Recht darauf, ihn nicht zu lieben!
    »Schade, dass wir hier keine Mails schreiben können«, sinnierte Sofia. »Ich würde Marco, Lilly und Fab total gerne erzählen, was wir hier erleben. Chanida hat gesagt, in Lampang gibt es einige Internet-Cafés.«
    »Eigentlich müsste ich meine Eltern mal wieder auf dem Laufenden halten. Aber ich habe irgendwie gar keine Lust, Mails zu schreiben.« Ricarda schaute einem Gecko nach, der mit blitzschnellen, ruckartigen Bewegungen auf dem Baumstamm herumhuschte. Nein, Mails gehörten nicht in diese Welt, die Welt des Elephant Refuge. In Mails müsste sie verschweigen, was ihr wirklich wichtig war, und das würde bestimmt schnell anstrengend. Was sie für Nuan fühlte, ging niemanden etwas an. Noch nicht. Vielleicht nie.
    »Hm, ich habe schon Lust aufs Mailen. Soll ich Fabian von dir grüßen?«
    »Ja, klar, gute Idee – und Lilly natürlich auch«, sagte Ricarda, und dann mussten sie zum Hauptgebäuderennen, denn es war Zeit für den täglichen Regenguss. Schon zerplatzten die ersten Riesentropfen auf dem Boden, winzige Wasser- und Staubfontänen spritzten hoch. Eine Minute später ging es richtig los, und das Prasseln war so laut, dass man sich kaum unterhalten konnte. Blätter wurden von den Bäumen gepeitscht, die Zweige bogen sich tief unter der Gewalt des Sturms. Wenn man aus dem Fenster blickte, sah man nur eine graue Wand aus Wasser.
    »Ich glaube, wenn das vorbei ist, fahre ich nach Lampang – ich wollte ja gestern schon fahren«, meinte Sofia. »Und heute ist auf dem Übungsplatz sowieso das totale Schlammbad.«
    Ricarda zuckte die Schultern. »Das gehört eben dazu.«
    Beim Training stellte sie fest, dass es sich sogar ganz lustig anfühlte, mit bloßen Füßen durch den Matsch zu waten. Seidenweich. Auch Daeng platschte munter durch die Pfützen, die Übungen schienen ihr Spaß zu machen. Daeng achtet dich , kamen ihr Nuans Worte wieder in den Sinn. Du machst es richtig.
    Fröhlich tätschelte Ricarda ihrer Elefantin den Rüssel. »So, meine Schöne, jetzt wollen wir mal.« Daeng antwortete mit einem tiefen Rumpeln, das sie auch manchmal mit den anderen Elefanten austauschte. Ricarda bat sie, das Vorderbein zu heben, und hangelte sich an der Seite ihres Kopfes hoch bis zu ihrem Nacken. Das Aufsteigen klappte schon ziemlich gut.
    Sie gingen die Kommandos durch, die Ricardaschon konnte, dann zeigte ihr Kaeo einen neuen Befehl – diesmal »Heb auf«. Geduldig klaubte Daeng immer neue Dinge vom Boden – einen Zweig, ein Taschentuch, eine Kokosnuss –, wölbte den Rüssel über den Kopf und reichte ihre Fundstücke dem Mädchen auf ihrem Rücken.
    »Ein sehr praktisches Kommando«, fand Ricarda. »Dann muss man nicht jedes Mal absteigen, wenn einem etwas hinuntergefallen ist. He!«
    Daeng hatte die Kokosnuss in ihr Maul befördert. Es krachte und knackte, dann war die Nuss verschwunden.
    Ricardas gute Stimmung hielt genauso lange an, bis Sofia zurückkam. Sie hatte sich zwei neue Tops in ihren Lieblingsfarben Lila und Orange gekauft, die sehr gut zu ihren dunklen Locken passten. Außerdem zog sie ein bunt bedrucktes Tuch, das man zum Bikini um die Hüften schlingen konnte, aus dem Rucksack.
    »Wird im Freibad bestimmt gut ankommen«, sagte Ricarda. Schade, dass Sofia ihr nicht auch eins mitgebracht hatte. Aber sie wollte nicht

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