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Der Elefanten-Tempel

Der Elefanten-Tempel

Titel: Der Elefanten-Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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kenne dich«, sagte sie und runzelte die Stirn. »Wer bist du?«
    »Der Prinz des Mondes«, erwiderte Nuan und wartete voller Furcht darauf, was sie tun würde. Erinnerte sie sich überhaupt noch an ihre Träume? Doch an ihrem Lächeln, der Art, wie sie ihn ansah, merkte er, dass sie ihn wirklich liebte, und war dankbar dafür. »Du musst mitkommen«, sagte er zu ihr. »Das Heer König Arakhars wird bald hier einmarschieren und alles in Schutt und Asche legen.«
    Ihre Mutter kam hinzu und sah, dass sie sich unterhielten. »Scher dich weg, Bettler!«, rief sie empört. »Was hast du mit meiner Tochter zu schaffen?«
    »Nein, Mutter«, protestierte Ricarda. »So ist es nicht, er will uns helfen …«
    Es war zu spät. Die Soldaten von König Arakhar waren schneller marschiert als vorhergesehen, jetzt strömten sie in das Dorf, in dem Ricarda und ihre Eltern wohnten. Sie zündeten die Gebäude an und töteten Mensch und Tier. Nuan zog das einfache Armeeschwert, das er unter seiner Bettlerkluft trug, und gemeinsam mit seiner Leibgarde schaffte er es, wenigstens Ricarda und ihrer Familiedas Leben zu retten. Doch schließlich überwältigte die Übermacht sie und alle wurden gefangen genommen.

    Der Nachmittag verging und Nuan tauchte nicht auf. Halbherzig absolvierte Ricarda ihr Training mit Daeng, Sofia setzte sich unter Chanidas Anleitung kurz auf Mae Jai Di. Doch es war zu viel geschehen an diesem Tag, sie konnten sich nicht auf die Elefanten konzentrierten und die Tiere spürten es. Als Ricarda Daeng bat, vorwärtszugehen, blieb sie bockig stehen, da konnte Ricarda die Rückseite ihrer Ohren mit den Zehen durchkneten, so viel sie wollte.
    »Was mache ich falsch?«, fragte sie Kaeo verzweifelt, doch der lächelte nur und seufzte. »Schluss für heute. Deine Gedanken sind anderswo.«
    Stattdessen halfen Ricarda und Sofia beim Ausmisten. Chanida war rechtzeitig im Haupthaus verschwunden, angeblich um ihre Aufgaben für morgen zu machen.
    »Unglaublich, welche Mengen an Mist – oder wie heißt das richtig? Dung – Elefanten von sich geben«, stöhnte Sofia, während sie mit der Schaufel ein paar Riesenhaufen hochstemmte. »Aber eigentlich kein Wunder, sie fressen ja auch eine Menge.«
    Mit Schwung warf Ricarda ihre Schaufelladung Dung auf die Schubkarre. »Ich habe das Gefühl, sie verdauen das meiste davon gar nicht richtig. Schau mal, hier kann man sogar noch die Grasstängel und Blätter erkennen.«
    Gut gelaunt kam Gulap mit zwei Eimern in den Händen auf sie zu. Sie bückte sich und wählte sorgfältig Dungkugeln aus, die sie in den Eimer legte. Für den Garten?, fragte Ricarda mit ein paar Gesten, doch Gulap schüttelte den Kopf und lächelte breit.
    »Hoffentlich verwendet sie das nicht irgendwie in der Küche.« Sofia blickte besorgt drein.
    Zum Glück kam gerade Kaeo vorbei, er übersetzte: »Sie macht Papier. Schönes Papier! Aber Dung muss erst gekocht werden fünf Stunden und … wie sagt man? Heller gemacht?«
    »Gebleicht«, ergänzte Ricarda mechanisch. Hab mich geirrt, ging es ihr durch den Kopf. Gulap ist keine gerissene Geschäftsfrau … sondern eine sehr gerissene. Wahrscheinlich verkauft sie den Elefantenmist auch noch als Gartendünger, Baumaterial und Glücksbringer. »He, Sofia, ich glaube, dieses Papier ist ein tolles Geschenk für Lilly.«
    Sofia kicherte. »Absolut. Solche schrägen Sachen liebt die ja. Ob ich selber auf den Resten von Elefantenhäufchen schreiben will, weiß ich noch nicht. Vielleicht besser, man benutzt es gleich als Klopapier.« Sie warf noch eine Ladung auf die Schubkarre. »Sag mal, was hältst du eigentlich von der Sache mit Nuan? Meine Theorie ist ja, dass er ein Schmuggler ist und die Polizei deswegen etwas von ihm will. Er hat so was Verschwiegenes, Heimliches an sich. Gewaltverbrechen traue ich ihm eher nicht zu, er hat keine brutale Ausstrahlung.«
    Ricarda zuckte zusammen. Die Sache mit Nuan .Was Sofia wohl sagen würde, wenn sie wüsste, dass Ricarda ihm bei der Flucht geholfen hatte? »Ja, vielleicht ist er ein Schmuggler«, sagte sie halbherzig. »Vielleicht hat er auch gar nichts gemacht. Ich habe mal gelesen, dass die Polizei in Thailand ziemlich korrupt und gefährlich ist.«
    »Dann war es wahrscheinlich besser, dass er rechtzeitig abgehauen ist.« Sofia stützte sich auf ihre Schaufel, um zu verschnaufen.
    »Ach, wieso? Ich dachte, du kannst ihn nicht leiden?« Ricarda arbeitete weiter, ohne Sofia anzusehen; sie versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie

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