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Der Elefanten-Tempel

Der Elefanten-Tempel

Titel: Der Elefanten-Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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alle Gesichter ihm zu. Ricarda beobachtete sein Gesicht und sah besorgt, wie ernst es war.
    »Wir sind eine Zuflucht«, sagte Ruang. »Aber wir können uns Ärger mit dem Gesetz nicht erlauben, sonst müssen alle unsere Elefanten es büßen. Schon manchmal hatten wir mit Polizei zu tun und mussten tea money bezahlen, aber diesmal werden sie sicher keine Gnade kennen. Wir können uns nicht leisten, gestohlene Tiere hierzuhaben.«
    Moment mal, was hieß das denn? Würde er Nuan an die Polizei ausliefern? Aber er hatte ihm doch verziehen! Ricarda fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg.
    Reglos saß Nuan da, mit gesenktem Kopf.
    Nein, das durfte nicht sein, das durfte Ruang nicht machen! Bevor Ricarda nachdenken konnte, war sie schon aufgesprungen. »Ruang, bitte, du kannst ihn nicht im Stich lassen. Nuan hat alles gewagt. Wenn jemand eine Zuflucht verdient hat, dann er!«
    » Jai yen , bewahre ein ruhiges Herz!«, flüsterte Chanida ihr nervös zu, doch Ricarda war viel zu sehr in Fahrt, um auf sie zu achten. »Es ist nicht fair, ihn jetzt fortzuschicken! Wir können doch Wege finden, ihm zu helfen. Ich könnte in Deutschland Geld sammeln, um Devi ganz offiziell zurückzukaufen. Bitte!«
    Steinernes Schweigen um sie herum. Niemand blickte sie an, niemand sprach. Selbst Chanida sah nun verlegen zu Boden und tat, als hätte sie nichts gehört. Es war, als hätte Ricarda niemals gesprochen. Nur Sofia starrte sie entgeistert an, staunte wahrscheinlich darüber, was mit der schüchternen Ricarda passiert war. Ricarda wusste es selbst nicht genau.
    Noch immer sagte Ruang kein Wort. Und auch Nuan sah nicht zu ihr hinüber.
    Langsam ließ sich Ricarda auf den Boden zurücksinken. Ein eisiges Kribbeln durchlief sie, als ihr klar wurde, was sie getan hatte. Sie war wütend geworden, hatte mit lauter Stimme gesprochen, hatte Kritik geäußert. Das alles war in Thailand nicht üblich, durfte nicht sein.
    Ich habe das Gesicht verloren, vor der ganzen Familie. Wahrscheinlich bin ich jetzt im Refuge unten durch. Noch schlimmer – wahrscheinlich habe ich Nuan nicht mal geholfen. Im Gegenteil. Jetzt kann Ruang seine Entscheidung nicht mehr ändern, ohne selbst das Gesicht zu verlieren.
    Endlich sprach jemand, brach das Schweigen. »Ich werde gehen«, sagte Nuan mit ruhiger Würde. »Danke für die Gastfreundschaft, die ihr mir erwiesen habt.«
    Er verbeugte sich noch einmal vor Ruang und stand auf. Alle Mahouts beobachteten, wie er aufstieg und Devi das Kommando gab, zu wenden und davonzugehen. Dann zerstreuten sich die Angestellten des Elephant Refuge, in kleinen Grüppchen flüsternd, und Ricarda ahnte, dass sie erleichtert waren, dieser konfliktgeladenen Atmosphäre zu entkommen.
    Sie sind froh, dass er gehen wird , dachte Ricarda wütend. Hauptsache, Harmonie. Ist das alles, was in Thailand zählt? Wie soll denn auf diese Art irgendetwas geschehen, wie soll sich etwas zum Guten ändern?
    Schweigend gingen sie und Sofia zu ihrer Hüttezurück. Sie warfen sich zusammen auf Sofias Bett und starrten durch die Schleier des Moskitonetzes nach oben. »Cooler Auftritt«, meinte Sofia, sie klang noch ein bisschen eingeschüchtert. »Hast du jetzt das Gesicht verloren?«
    »Ich fürchte, ja.« Ricarda fühlte, wie ihre Augen feucht wurden. Nuan. Nuan würde gehen! Und was würde ihr jetzt hier blühen, nachdem sie so aufgebraust war?
    Sofia seufzte tief. »Trotzdem toll, wie du dich für ihn eingesetzt hast. Ich hätte das nicht so gekonnt. Obwohl ich seine Geschichte auch ganz schrecklich fand. Du hattest absolut recht mit dem, was du Ruang alles gesagt hast.« Sie stützte sich auf einen Ellenbogen, blickte Ricarda forschend an. »Du warst so wütend … korrigier mich, wenn ich falschliege … aber kann es sein, dass du Nuan ganz schön magst?«
    »Es stimmt.« Ricarda hatte nicht mehr die Kraft, es zu verschweigen. »Ich hab mich in ihn verliebt.«
    Sofia schlug sich gegen die Stirn. »Und ich dumme Ameise habe dauernd blöde Bemerkungen über ihn gemacht. Mann! Warum hast du mir nicht einfach gesagt, dass ich die Klappe halten soll?«
    Trotz allem musste Ricarda grinsen. »Hätte das was genutzt?«
    »Hm, vielleicht.« Sofia grinste zurück. »Im Grunde ist er gar kein übler Kerl. Zwar ein bisschen arrogant und schwierig und zurückgezogen, aber er hat was. Ja, irgendwie kann ich dich verstehen. Jedenfalls hat esmich beeindruckt, wie er heute reagiert hat, als Ruang ihn praktisch rauswarf. Das hatte Stil.«
    »Und was tun wir

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