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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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Horngestelle bestiert, über Halbmonde hinweg betrach­tet und von jemandem angeblinzelt, der die Brille in seinem anderen Anzug vergessen hatte, der, wie er nur zu sehr befürchtete, inzwischen den Weg zur Reinigung angetre­ten hatte. Niemand wußte offenbar, wie alt der Topf sei, oder machte sich sehr viel daraus. Das Gesicht des kleinen Mädchens wurde wiederlänger.
    »Ein mieser Verein«, sagte Reg zu Richard. Er griff zu ei­nem silbernen Salzstreuer und hielt ihn in die Höhe.
    »Liebe junge Freundin«, sagte er, indem er sich nach vorn beugte und sich an sie wandte.
    »Nein, nicht schon wieder, Sie alter Narr«, murmelte der alte Archäologe Cawley, lehnte sich zurück und legte seine Hände über die Ohren.
    »Liebe junge Freundin«, wiederholte Reg, »betrachte diesen schlichten silbernen Salzstreuer. Betrachte diese schlichte Mütze.«
    »Du hast ja gar keine Mütze«, sagte das Mädchen.
    »Oh«, sagte Reg, »einen Augenblick bitte«, ging hinaus und holte seine rote Wollmütze.
    »Betrachte«, sagte er noch mal, »diesen schlichten silber­nen Salzstreuer. Betrachte diese schlichte Wollmütze. Ich lege den Salzstreuer in die Mütze, so, und reiche dir die Mütze. Der nächste Teil des Tricks, liebes Fräulein ... ist deine Sache.«
    Er reichte ihr die Mütze, vorbei an den beiden zwischen ihnen sitzenden Cawley und Watkin. Sie nahm die Mütze und schaute hinein.
    »Wo ist er denn hin?« fragte sie und starrte in die Mütze.
    »Er ist dort, wo du ihn hingetan hast«, sagte Reg.
    »Oh«, sagte Sarah, »ich verstehe ... das war nicht sehr gut.«
    Reg zuckte die Achseln. »Ein bescheidener Tick, aber er macht mir immer wieder Spaß«, sagte er und wandte sich von neuem Richard zu. »Nun, worüber haben wir gerade geredet?«
    Richard sah ihn mit leisem Schrecken an. Er wußte, daß der Professor immer schon zu plötzlichen und erratischen Stimmungswechseln neigte, aber es war, als wäre von ei­ner Sekunde zur anderen alle Wärme aus ihm gewichen. Er zeigte jetzt denselben geistesabwesenden Gesichtsaus­druck, den Richard an ihm wahrgenommen hatte, als er am Abend, offenbar völlig unerwartet, vor seiner Haus­tür angekommen war. Reg schien Richards Betroffenheit zu spüren und brachte rasch ein Lächeln zustande.
    »Mein lieber Freund!« sagte er. »Mein lieber Freund! Mein lieber, lieber Freund! Was habe ich gerade gesagt?«
    »Äh, Sie sagten eben: >Mein lieber Freund.«<
    »Ja, aber ich habe das sichere Gefühl, es war eine Einlei­tung zu etwas. Eine Art kurze Tokkata über das Thema, was für ein reizender Kerl Sie sind, ehe ich zum Hauptgegen­stand meiner Darlegungen kommen wollte, deren Thema ich im Augenblick vergessen habe. Sie haben keine Idee, was ich gerade sagen wollte?«
    »Nein.«
    »Oh. Naja, eigentlich sollte mich das freuen. Wenn jeder genau wüßte, was ich gerade sagen wollte, hätte es ja keinen Sinn, es dann noch zu sagen, nicht wahr? Na, wie geht es denn dem Töpfchen unserer jungen Freundin?«
    Es war bei Watkin angekommen, der erklärte, er sei kein Fachmann auf dem Gebiet, was die alten Griechen für sich als Trinkgerät hergestellt, sondern nur darin, was sie dar­über geschrieben hätten. Er sagte, Cawley sei der einzige, dessen Wissen und Erfahrung sie sich alle beugen sollten, und versuchte, ihm den Topf zu reichen.
    »Ich sagte«, wiederholte er, »Ihrem Wissen und Ihrer Erfahrung sollten wir uns beugen. Oh, nun nehmen Sie doch um Himmels willen die Hände von ihren Ohren und schauen Sie sich das Ding mal an.«
    Sanft, aber beherzt zog er Cawleys rechte Hand von des­sen Ohr weg, erklärte ihm noch mal die Situation und über­reichte ihm den Topf. Cawley unterwarf ihn einer flüchti­gen, aber deutlich fachmännischen Überprüfung.
    »Ja«, sagte er, »ungefähr zweihundert Jahre alt, würde ich meinen. Sehr primitiv. Sehr plumpes Beispiel seiner Art. Selbstverständlich vollkommen wertlos.«
    Er stellte ihn mit Nachdruck auf den Tisch und starrte nach oben in die Sängerempore, die ihn aus irgendeinem Grund zu ärgern schien.
    Die Wirkung auf Sarah trat augenblicklich ein. Ohnehin schon entmutigt, wurde sie durch die Worte vollkommen deprimiert. Sie biß sich auf die Lippen, ließ sich gegen die Stuhllehne plumpsen und fühlte sich von neuem total de­plaziert und kindisch. Ihr Vater warf ihr einen warnenden Blick zu, dann entschuldigte er sich noch einmal.
    »Tja, Buxtehude«, fuhr er eilig fort, »ja, der gute alte Bux­tehude. Wir werden mal sehen, was wir da machen

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