Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
Vom Netzwerk:
sich. Rosa Täler, hermaphro­ditische Tische, all das waren natürliche Stadien, durch die man auf dem Weg zur wahren Erleuchtung hindurch mußte.
    Die Sonne brannte erbarmungslos auf sie herunter. Der Mönch wischte sich den Schweiß und Staub vom Gesicht und machte kurz Rast, wobei er sich zu dem Hals des Pfer­des vorbeugte. Er äugte durch den flirrenden Hitzeschleier auf einen gewaltigen Felsen hinab, der auf der Sohle des Ta­les aus dem Boden ragte. Dort, hinter diesem Felsen, lag der Punkt, an dem, wie der Mönch meinte, oder vielmehr bis ins Mark seiner Existenz leidenschaftlich glaubte, die Tür erscheinen werde. Er versuchte, näher hinzusehen, aber die Einzelheiten der Aussicht schwammen wirr durcheinander in der heißen, aufsteigenden Luft.
    Als er sich auf seinem Sattel wieder geradesetzte und eben das Pferd vorwärtstreiben wollte, bemerkte er plötzlich et­was ganz Merkwürdiges.
    An einer nahegelegenen, ziemlich ebenen Felswand, und zwar so nahe, daß der Mönch verwundert war, daß er's nicht schon vorher bemerkt hatte, befand sich ein riesiges Bild. Das Bild war plump gezeichnet, wenn auch nicht ohne eine gewisse Eleganz in der Linienführung, und schien sehr alt zu sein, möglicherweise wirklich sehr, sehr alt. Es war verblichen, abgebröckelt und fragmentarisch, und man konnte kaum mit einiger Sicherheit entscheiden, was es dar­stellte. Der Mönch ritt näher an das Bild heran. Es sah wie eine primitive Jagdszene aus.
    Die vielen dunkelroten, mehrgliedrigen Wesen waren deutlich frühgeschichtliche Jäger. Sie trugen plumpe Speere und setzten erbarmungslos einem gehörnten und gepan­zerten Geschöpf nach, das bei der Jagd offenbar bereits verwundet worden war. Die Farben waren mittlerweile so schwach, daß sie fast nicht mehr zu erkennen waren. Im Grund war das einzige, was deutlich zu sehen war, das Weiß der Zähne der Jäger, das mit einer Helligkeit leuch­tete, deren Strahlkraft durch den Verlauf der sicherlich wohl vielen Tausende von Jahren völlig ungemindert geblieben war. Ja, sie ließen sogar die Zähne des Mönchs in einem trü­ben Licht erscheinen, und er hatte sie sich doch erst diesen Morgen geputzt.
    Der Mönch hatte Bilder wie dieses schon früher gesehen, aber nur auf Abbildungen oder im Fernsehen, nie im wirk­lichen Leben. Man fand sie gewöhnlich in Höhlen, wo sie vor den Elementen geschützt waren, sonst würden sie nicht überdauert haben.
    Der Mönch sah sich die unmittelbare Umgebung der Fels­wand genauer an und stellte fest, daß, wenn das Bild sich auch in keiner richtigen Höhle befand, es doch durch einen gewaltigen Felsüberhang abgeschirmt und vor Wind und Regen gut geschützt war. Trotzdem seltsam, daß es sich so lange erhalten hatte. Noch seltsamer, daß es offensichtlich noch nicht entdeckt worden war. Felsbilder wie dieses wa­ren allesamt berühmt und allgemein bekannt, aber dieses war keines, das er irgendwann schon mal gesehen hatte.
    Vielleicht war das ein aufsehenerregender historischer Fund, den er hier gemacht hatte. Vielleicht würde er, wenn er in die Stadt zurückkehrte und die Entdeckung mel­dete, wieder mit Freuden aufgenommen, bekäme eine neue Grundplatine und dürfe glauben - glauben - ja, was denn glauben? Er hielt inne, zwinkerte mit den Augen und schüt­telte den Kopf, um einen vorübergehenden Systemfehler zu beheben.
    Er erteilte sich eine schroffe Zurechtweisung.
    Er glaubte an eine Tür. Er mußte diese Tür finden. Die Tür war der Weg zu... zu ... DIE TÜR war DER WEG. Gut.
    Großbuchstaben waren immer die beste Art, mit Dingen fertig zu werden, auf die man keine gute Antwort wußte.
    Brüsk zerrte er den Kopf des Pferdes herum und trieb es weiter talwärts. Nach einigen weiteren Minuten geschick­ten Lavierens erreichten sie die Talsohle, und der Mönch entdeckte zu seiner momentanen Verwirrung, daß die feine Staubschicht, die sich auf der braunen, dürren Erde abgela­gert hatte, tatsächlich von einem blaßbräunlichen Rosa war, besonders an den Ufern des trägen, morastigen Rinnsals, was alles war, was in der heißen Jahreszeit von dem Fluß übrigblieb, der durch das Tal strömte, wenn die Regenfälle einsetzten. Er stieg ab und bückte sich, um den rosa Staub zu befühlen und durch seine Finger rinnen zu lassen. Er war sehr fein und weich und fühlte sich angenehm an, als er ihn sich auf die Haut strich. Er hatte dieselbe Farbe wie sie, viel­leicht etwas blasser.
    Das Pferd sah ihn an. Ihm wurde klar, ein bißchen

Weitere Kostenlose Bücher