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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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stand 'u1 einer Art starrem, schlaflosem Schrecken da, während der Nebel sich langsam durch ihn hindurchwälzte.
    Er schaute hinunter auf das Ich, das gräßliche, erstaunt blickende Ich-Dings, das still und zerfetzt am Boden lag, und bekam fast eine Gänsehaut. Oder vielmehr hätte er gern eine Haut gehabt, die eine Gänsehaut bekommen konnte. Er wünschte sich eine Haut. Er wünschte sich einen Körper. Beides hatte er nicht.
    Seinem Mund entrang sich ein plötzlicher Entsetzens­schrei, der nicht zu hören war und nirgendwohin ging. Er zitterte und fühlte nichts.
    Musik und eine Pfütze Licht sickerten aus seinem Wa­gen. Er ging darauf zu. Er versuchte, entschlossen zu ge­hen, aber es war ein schwaches und kraftloses Gehen, unsi­cher und, naja, unkörperlich. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich sehr weich an.
    Die Wagentür an der Fahrerseite war noch offen, so wie er sie zurückgelassen hatte, als er rausgesprungen war, um sich in der Annahme, es dauere höchstens zwei Sekunden, um den Kofferraumdeckel zu kümmern.
    Das alles war jetzt zwei Minuten her, als er noch am Leben war. Als er ein Mensch war. Als er gedacht hatte, er springe gleich wieder rein und fahre weiter. Vor zwei Minuten und einem ganzen Leben.
    Das war doch irre, oder? dachte er plötzlich.
    Er ging um die Tür herum und bückte sich, um in den Außenspiegel zu schauen.
    Er sah genau wie er selber aus, wenn auch wie er selber nach einem furchtbaren Schrecken, was zu erwarten war, aber das war er, das war normal. Es mußte sich um etwas handeln, was er sich bloß vorstellte, irgend so etwas wie ein schrecklicher Wachtraum.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke, und er versuchte, auf den Rückspiegel zu hauchen.
    Nichts. Nicht ein einziges Tröpfchen bildete sich. Einen Arzt würde das zufriedenstellen, so machten sie's immer im Fernsehen - wenn der Spiegel nicht beschlug, war kein Atem da. Vielleicht, dachte er ängstlich bei sich, vielleicht hatte das etwas damit zu tun, daß die Außenspiegel beheizt waren. Hatte sein Wagen denn nicht beheizte Außenspiegel? Hatte sich der Autoverkäufer nicht ellenlang darüber, ausgelassen, daß dieses beheizt, jenes elektrisch und was an deres servogelenkt sei? Vielleicht waren es digitale Außen­spiegel. Das war's. Digitale, beheizte, servogelenkte, com­putergesteuerte, atemresistente Außenspiegel ...
    Er war mitten dabei, wurde ihm klar, kompletten Blöd­sinn zu denken. Er drehte sich langsam um und blickte wie­dervoller Besorgnis auf den Körper, der hinter ihm mit halb weggeschossener Brust auf der Erde lag. Das würde einen Arzt ganz sicher zufriedenstellen. Der Anblick war schon ziemlich erschreckend, wenn es sich um den Körper von je­mand anderem handelte, aber sein eigener ...
    Er war tot. Tot ... tot ... Er versuchte, dem Wort in sei­nem Inneren einen dramatischen Klang zu verleihen, aber das klappte nicht. Er war kein Film-Soundtrack, er war nur einfach tot.
    Während er noch in fasziniertem Entsetzen auf seinen Körper starrte, quälte ihn allmählich der Ausdruck eselhaf­ter Dämlichkeit auf dessen Gesicht.
    Der Ausdruck war natürlich vollkommen begreiflich. Es war eben ein Gesichtsausdruck, wie ihn wohl jeder haben dürfte, der gerade mit seiner eigenen Jagdflinte von jeman­dem erschossen wird, der sich im Kofferraum seines Wa­gens versteckt hat, aber trotzdem gefiel ihm der Gedanke nicht, daß jemand ihn fände, wenn er so guckte.
    Er kniete sich neben sein Gesicht, in der Hoffnung, er könne seinen Zügen den Anschein von Würde oder zumin­dest rudimentärer Intelligenz verleihen.
    Das erwies sich als geradezu unglaublich schwierig. Er versuchte, die Haut zu kneten, diese ekelhaft vertraute Haut, aber irgendwie kriegte er weder sie noch überhaupt irgend etwas richtig in den Griff. Es war, wie wenn man mit eingeschlafenen Händen versucht, Knetgummi zu formen, nur daß er mit den Händen nicht von der Form abrutschte, sondern durch sie hindurch. In diesem Fall rutschte er mit der Hand durch sein Gesicht.
    Ekelerfülltes Grauen und Wut durchfuhren ihn über seine pure verdammte verfluchte Unfähigkeit, und zu seiner Bestürzung stellte er plötzlich fest, daß er seinen toten Körper mit festem, zornigen Griff beutelte und schüt­telte. Er taumelte in verblüfftem Entsetzen zurück. Alles, was er zustande gebracht hatte, war, daß er dem geist­los dämlichen Blick der Leiche einen verzerrten Mund und einen Schielblick hinzugefügt hatte. Und leuchtende blaue Flecken am

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