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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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Höflichkeit nur zuließ.
    Er sagte, vielen Dank, und was für ein herrlicher Abend es gewesen sei, und daß Reg jederzeit, wenn er nach London komme, er es ihn, Richard, wissen lassen solle, und ob es etwas gebe, worin er ihm wegen des Pferdes behilflich sein könne. Nein? Na, dann sei's ja in Ordnung, wenn er so si­cher sei, und nochmals vielen Dank.
    Er blieb noch ein, zwei Augenblicke, nachdem die Tür sich endgültig geschlossen hatte, davor stehen und dachte nach.

In der kurzen Zeit, in der das Licht aus Regs Zimmer auf den Treppenabsatz des Haupttreppenhauses gefallen war, hatte er bemerkt, daß dort auf den Dielen nicht die klein­sten Kratzer zu sehen waren. Es war doch sonderbar, wenn das Pferd nur die Dielen in Regs Wohnung abgetreten ha­ben sollte.
    Tja, es erschien alles sehr sonderbar, Punkt. Aber es gab neben dem immer höher werdenden Stapel an Ungereimt­heiten noch einen seltsamen Umstand. Und das hatte ein er­holsamer Abend fernab aller Arbeit sein sollen.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend klopfte er an die Tür gegenüber von Regs. Es dauerte so lange, bis sich etwas rührte, daß Richard es schon aufgab und sich zum Ge­hen wandte, als er endlich hörte, wie sich die Tür ächzend öffnete.
    Er schrak leicht zusammen, als er sah, daß, wer wie ein kleiner argwöhnischer Vogel seinen stechenden Blick zu ihm emporrichtete, niemand anderer als der Dozent mit der Rennjachtkielnase war.
    »Äh, Verzeihung«, sagte Richard schroff, »aber, äh, haben Sie vielleicht heute abend ein Pferd diese Treppe hier rauf­kommen sehen oder hören?«
    Der Mann stellte das zwanghafte Zucken seiner Finger ein. Er neigte den Kopf leicht zur Seite, und dann mußte er sich offenbar auf eine lange Entdeckungsreise durch sein In­neres begeben, um nach einer Stimme zu suchen, die, als er sie fand, sich als dünn und leise erwies.
    Er sagte: »Das ist das erste Wort, das jemand seit sieb­zehn Jahren, drei Monaten, zwei Tagen, fünf Stunden, neun­zehn Minuten und zwanzig Sekunden zu mir gesagt hat. Ich hab's gezählt.«
    Er machte die Tür leise wieder zu.
    Richard rannte bereits durch den Zweiten Hof.
    Im Ersten Hof zwang er sich zur Ruhe und schraubte seine Geschwindigkeit auf Schrittempo runter.
    Die kühle Nachtluft kratzte in seiner Lunge, und es gab keinen Grund zu rennen. Mit Susan hatte er nicht sprechen können, weil Regs Telefon nicht funktionierte, und das war ein weiterer Punkt gewesen, in dem Reg sonderbar wort­karg reagiert hatte. Zumindest ließ der Umstand eine ratio­nale Erklärung zu. Wahrscheinlich hatte er die Telefonrechnung nicht bezahlt.
    Richard wollte gerade auf die Straße hinaustreten, als er beschloß, rasch bei der Pförtnerloge vorbeizuschauen, die in dem hohen Toreingang des Colleges versteckt lag. Es war ein kleiner verschlagartiger Kasten voller Schlüssel, Benach­richtigungen und einem winzigen elektrischen Heizstrah­ler. Im Hintergrund plapperte ein Radio vor sich hin.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er zu dem hochgewachsenen Mann im dunklen Anzug, der mit verschränkten Armen hinter dem Tresen stand. »Ich ... «
    »Ja, Mr. MacDuff, was kann ich für Sie tun?«
    In seinem augenblicklichen Gemütszustand wäre es Ri­chard schwergefallen, sich an seinen eigenen Namen zu er­innern, und er war einen Moment lang verblüfft. Aber Col­legepförtner sind für ihre Fähigkeit, solche Gedächtnislei­stungen zu vollbringen, berühmt, ebenso für ihre Neigung, beim allergeringsten Anlaß damit anzugeben.
    »Gibt es«, sagte Richard, »irgendwo im College ein Pferd - von dem Sie wissen? Ich meine, Sie wüßten's doch, wenn sich im College ein Pferd befände, nicht wahr?«
    Der Pförtner zuckte mit keiner Wimper.
    »Nein, Sir, und ja, Sir. Kann ich Ihnen mit noch etwas be­hilflich sein, Mr. MacDuff, Sir?«
    »Äh, nein«, sagte Richard und trommelte ein paarmal mit den Fingern auf den Tresen. »Nein. Danke. Vielen Dank für Ihre Hilfe. Nett, Sie mal wiederzusehen, äh ... Bob«, riet er. » Gute Nacht dann.«
    Und ging.
    Der Pförtner blieb mit verschränkten Armen vollkommen reglos stehen, er schüttelte nur ein ganz klein wenig den Kopf.
    »Hier ist etwas Kaffee für dich, Bill«, sagte ein anderer Pförtner, ein kleiner, drahtiger, der mit einer dampfen. den Tasse aus irgendeinem inneren Heiligtum auftauchte. »Wird heute nacht wohl 'n bißchen kälter?«
    »Denke schon, Fred. Danke«, sagte Bill und griff zu der Tasse. Er nahm einen kleinen Schluck. »Du kannst über die Leute

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