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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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sich geschehen lassen, doch irgendwie möglich war es schon.
    Aber warum? Er warf einen letzten Blick auf das Pferd, das ihm einen letzten Blick zuwarf, dann ging er wieder nach unten.
    »Ich gebe mich geschlagen«, sagte er. »In Ihrem Badezim­mer steht ein Pferd, und ich möchte nun doch einen kleinen Port.«
    Er goß etwas für sich ein, dann für Reg, der mit leerem Glas schweigend das Feuer betrachtete.
    »Ich hatte ja sowieso drei Gläser bereitgestellt«, sagte Reg im Plauderton. »Ich habe mich vorhin gefragt, warum, und jetzt fällt's mir wieder ein.
    Sie fragten, ob Sie eine Freundin mitbringen dürften, aber offensichtlich haben Sie's nicht getan. Wegen des So­fas zweifellos. Machen Sie sich nichts draus, sowas kommt vor. Brrr, nicht zuviel, sonst läuft's noch über.«
    Alle Pferdefragen verflüchtigten sich jäh aus Richards Kopf.
    »Habe ich das?« fragte er.
    »Aber ja. Ich erinnere mich jetzt wieder. Sie riefen mich noch mal an und fragten, ob es recht sei, wie mir jetzt wieder einfällt. Ich sagte, ich wäre entzückt, und das hatte ich auch wirklich vor. Ich an Ihrer Stelle würde das Ding zersä­gen. Aber vielleicht ist sie auch zu dem Schluß gekommen, ein Abend mit Ihrem alten Tutor würde entsetzlich langwei­lig werden, und entschied sich für die kurzweiligere Idee, sich lieber die Haare zu waschen. Du liebe Güte, ich weiß, was ich getan hätte. Es ist nur das fehlende Haar, was mich dieser Tage zwingt, so hektische Geselligkeit zu suchen.«
    Nun war Richard mit dem weißen Gesicht und dem stie­ren Blick an der Reihe.
    Ja, er hatte angenommen, Susan würde nicht mitkommen wollen.
    Ja, er hatte zu ihr gesagt, es würde schrecklich langwei­lig werden. Aber sie hatte darauf bestanden mitzukommen, weil es die einzige Möglichkeit für sie sei, ein paar Minuten lang sein Gesicht nicht im Lichtschein eines Computerbild­schirms zu sehen, und er hatte sich bereit erklärt und alles arrangiert, daß er sie nun doch mitbrächte.
    Nur hatte er es vollkommen vergessen. Er hatte sie nicht abgeholt.
    Er sagte: »Darf ich bitte mal Ihr Telefon benutzen?«
     
     
    9. Kapitel
     
    Gordon Way lag am Boden und wußte nicht, was er tun sollte. Er war tot. Darüber schien es kaum Zweifel zu ge­ben. In seiner Brust war ein gräßliches Loch, aber das Blut, das daraus hervorgesprudelt war, war jetzt zu einem Tröp­feln versiegt. Sonst war an seinem Brustkorb keine Bewe­gung wahrzunehmen, wie übrigens auch an keinem ande­ren Körperteil von ihm.
    Er blickte nach oben und von einer Seite zur anderen, und da wurde ihm klar, daß, ganz gleich, welcher Teil von ihm sich bewegte, es kein Teil seines Körpers war.
    Der Nebel wälzte sich langsam über ihn hinweg und er­klärte nichts. Ein, zwei Meter von ihm entfernt lag seine Flinte im Gras und rauchte still vor sich hin.
    Er lag da wie jemand, der um vier Uhr morgens wach. liegt und seine Gedanken nicht zur Ruhe bringen kann, aber nicht weiß, was er mit ihnen anfangen soll. Er bemerkte, daß er eben so etwas wie einen Schock erlitten hatte, was seine Unfähigkeit, klar zu denken, erklären mochte, aber nicht seine Fähigkeit, überhaupt noch zu denken.
    In der großen Diskussion, die jahrhundertelang darüber getobt hat, was, wenn überhaupt, mit einem nach dem Tod geschieht, sei's nun Himmel, Hölle, Fegefeuer oder das bare Nichts, ist eines nie bestritten worden - daß man nämlich die Antwort spätestens dann erfährt, wenn man tot ist.
    Gordon Way war tot, aber er hatte nicht die leiseste Ah­nung, was er damit anfangen sollte. Es war eine Situation, in der er noch nie gewesen war.
    Er setzte sich auf. Der Körper, der sich aufsetzte, erschien ihm so real wie der Körper, der allmählich kälter werdend immer noch am Boden lag und seine Blutwärme in Dampf­schwaden abgab, die sich mit dem Dunst der kühlen Nacht­luft vermischten.
    Er wagte sich ein bißchen weiter und versuchte, langsam, erstaunt und unsicher aufzustehen. Der Boden schien ihn zu tragen, er hielt seinem Gewicht stand. Aber andererseits hatte er natürlich wohl gar kein Gewicht, dem standzuhal­ten war. Als er sich bückte und den Boden berührte, fühlte er nichts als eine Art entfernten, gumrniartigen Widerstand, wie man ihn spürt, wenn man mit eingeschlafenem Arm etwas aufzuheben versucht. Sein Arm war eingeschlafen. Seine Beine ebenfalls, und sein anderer Arm und sein gan­zer Körper und der Kopf.
    Sein Körper war tot. Er konnte nicht sagen, warum sein Geist es nicht war.
    Er

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