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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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langsamen, gedankenverlorenen Rhythmus leise mit den Fingern gegen die Scheibe.
    Rap tap tap a rap tap a rap a tap.
    Er war einer von diesen gefährlichen Leuten, die sanft, molluskenhaft und kuhartig sind, vorausgesetzt, sie haben, was sie wollen. Und weil er immer alles gehabt hatte, was er wollte, und damit offenbar leicht zufriedenzustellen war, war niemandem je der Gedanke gekommen, er könne ir­gendwas anderes sein als sanft, molluskenhaft und kuhar­tig. Man mußte durch viele sanfte, molluskenhafte Schich­ten vorstoßen, um eine Schicht zu finden, die nicht nachgab, wenn man drauf drückte. Das war die Schicht, die zu schüt­zen alle die sanften, molluskenhaften Schichten da waren.
    Michael Milton-Innerwoakes war der jüngere Sohn von Lord Magna, einem Verleger, Zeitungsbesitzer und mehr als nachsichtigem Vater, unter dessen Schutzschirm es für Mi­chael ein Vergnügen gewesen war, seine eigene kleine Zeit­schrift bei imponierenden Verlusten herauszugeben. Lord Magna hatte über den allmählichen, aber würdevollen und hoch angesehenen Niedergang des Verlagsimperiums ge­herrscht, das einmal von seinem Vater, dem ersten Lord Ma­gna, gegründet worden war.
    Michael fuhr fort, leicht mit den Knöcheln gegen das Glas zu trommeln.
    A rap tap a rap a tap.
    Er erinnerte sich an den entsetzlichen, furchtbaren Tag, an dem sein Vater einen tödlichen Stromschlag erlitten hatte, als er einen Stecker reparierte, und seine Mutter, seine Mutter, die Firma übernahm. Sie übernahm sie nicht nur, sondern begann sie mit völlig unerwarteter Verve und Ent­schlossenheit zu führen. Sie durchforschte die Firma mit einem sehr scharfem Blick darauf, wie sie geleitet oder viel­mehr geleichtert worden war, wie sie es ausdrückte, und machte sich schließlich sogar daran, ein Auge auf die Bilan­zen von Michaels Zeitschrift zu werfen.
    Tap tap tap .
    Nun wußte Michael gerade genug über die geschäftliche Seite der Dinge, um zu wissen, wie die Zahlen eigentlich aussehen müßten, und seinem Vater hatte er einfach versi­chert, genauso sähen sie aus.
    »Kann nicht zulassen, daß dieser Job bloß eine Sinekure ist, das mußt du einsehen, alter Freund, du mußt auf eigenen Füßen stehen, wie sähe das denn sonst aus, was?« pflegte sein Vater zu sagen, und Michael nickte dann immer ernst und begann sich die Zahlen für den nächsten Monat aus den Fingern zu saugen, oder wann das auch wäre, wenn er seine nächste Nummer zustande brächte.
    Seine Mutter aber war nicht so nachsichtig. Nicht ums Verrecken.
    Michael nannte seine Mutter gewöhnlich eine alte Streit­axt, aber wenn sie wirklich mit einer Streitaxt zu verglei­chen war, dann nur mit einer kostbar gearbeiteten, wunder­bar ausbalancierten Streitaxt mit wenigen geschmackvollen und zierlichen Gravuren, die unmittelbar vor ihrer glänzenden, rasiermesserscharfen Schneide aufhörten. Ein Hieb mit so einem Werkzeug, und man würde nicht einmal merken, daß man getroffen wurde, bis man etwas später feststellt, daß der Arm nicht mehr dran ist.
    Sie hatte geduldig - oder zumindest mit dem Anschein von Geduld - die ganze Zeit in den Kulissen gewartet, war eine hingebungsvoll-zärtliche Ehefrau, eine liebevolle, doch strenge Mutter gewesen. Nun hatte sie jemand - um noch mal für einen Augenblick das Bild zu wechseln - aus ihrem Futteral genommen, und alles flitzte in Deckung.
    Inklusive Michael.
    Es war ihr fester Glaube, daß Michael, den sie im stil­len anbetete, im vollsten und schlimmsten Sinne des Wortes verdorben worden war, und sie war entschlossen, dem in diesem Spätstadium ein Ende zu setzen.
    Sie brauchte nicht länger als ein paar Minuten, um zu se­hen, daß er die Zahlen jeden Monat schlicht gefälscht hatte, und daß die Zeitschrift, wenn Michael mit ihr herumspielte und ständig gewaltige Restaurantrechnungen, Taxikosten und Mitarbeitergehälter auflaufen ließ, die er schelmisch erfundenen Summen gegenüberstellte, Unmassen Geld ko­stete. Das Ganze war einfach irgendwo in den gigantischen Bilanzen von Magna House versickert.
    Darauf hatte sie Michael zu sich gebeten.
    Tap tap a rap a tappa.
    »Wie möchtest du von mir behandelt werden«, sagte sie, »als mein Sohn oder als der Herausgeber einer meiner Zeit­schriften? Beides tue ich mit großer Freude.«
    »Deine Zeitschriften? Nun ja, ich bin dein Sohn, aber ich verstehe nicht ... «
    »Ganz recht. Michael, ich möchte, daß du dir mal diese Zahlen ansiehst«, sagte sie munter und reichte ihm ein Blatt

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