Der elektrische Mönch
mit einem Computerausdruck. »Die auf der linken Seite zeigen die tatsächlichen Einnahmen und Ausgaben von
Fathom
, die auf der rechten Seite sind deine Zahlen. Fällt dir irgendwas daran auf?«
»Mutter, ich kann das erklären, ich ...«
»Gut«, sagte Lady Magna, »darüber bin ich sehr froh.«
Sie nahm das Blatt Papier wieder an sich. »Also. Hast du irgendeine Meinung dazu, wie die Zeitschrift in Zukunft geführt werden sollte?«
»Ja, ganz entschieden. Eine sehr feste. Ich -«
»Gut«, sagte Lady Magna mit einem strahlenden Lächeln. »Nun, das ist ja dann alles durchaus zufriedenstellend,
»Möchtest du sie denn nicht hören?«
»Nein, ist schon in Ordnung, Liebling. Ich nehme lediglich mit Freuden zur Kenntnis, daß du etwas dazu beitragen kannst, die Angelegenheit vollständig aufzuklären. Ich bin sicher, der neue Besitzer von
Fathom
wird es sich gern anhören, egal, was es ist.«
»Was?« sagte Michael wie vom Schlag gerührt. »Du meinst, du wirst
Fathorn
tatsächlich verkaufen?«
»Nein. Ich meine, ich habe sie schon verkauft. Habe leider nicht viel dafür bekommen. Ein Pfund plus das Versprechen, daß du für die nächsten drei Nummern als Herausgeber bleiben darfst, danach ist es dem Gutdünken des neuen Besitzers überlassen.«
Michael starrte sie mit aufgerissenen Augen an.
»Na, nun komm«, sagte seine Mutter versöhnlich, »unter den bisherigen Bedingungen konnten wir doch kaum weitermachen, oder? Du warst stets mit deinem Vater einer Meinung, daß der Job für dich keine Sinekure sein solle. Und da es mir sehr schwer fiele, dir deine Geschichten entweder zu glauben oder ihnen Widerstand entgegenzusetzen, meinte ich, ich reichte das Problem lieber an jemanden weiter, mit dem du ein sachlicheres Verhältnis haben könntest. So, jetzt habe ich eine andere Verabredung, Michael.«
»Ja, aber ... wem hast du sie denn verkauft?« stammelte Michael.
»Gordon Way.«
»Gordon Way! Aber um Himmels willen, Mutter, er ist -«
»Er ist sehr darauf bedacht, als Kunstförderer betrachtet zu werden. Und ich denke, ich meine wirklich als Förderer. Ich bin sicher, du wirst großartig mit ihm auskommen, Liebling. So, wenn du nichts dagegen hast -«
Michael wich nicht vom Fleck.
»So etwas Empörendes habe ich mein Lebtag noch nicht gehört! Ich -«
»Weißt du, genau das hat Mr. Way auch gesagt, als ich ihm die Zahlen hier zeigte und dann verlangte, daß du für drei Nummern als Herausgeber behalten werden solltest.«
Michael schnaufte vor Entrüstung, wurde rot und drohte mit dem Finger, aber es fiel ihm nichts mehr ein, was er sagen konnte. Nur noch: »Welchen Unterschied zu alledem hätte es denn gemacht, wenn ich gesagt hätte, behandle mich als Herausgeber einer deiner Zeitschriften?«
»Nun, Liebling«, sagte Lady Magna mit ihrem liebreizendsten Lächeln, »ich hätte dich natürlich Mr. Milton-Innerwoakes genannt. Und ich würde dir jetzt nicht sagen, zieh mal deine Schleife grade«, setzte sie mit einer winzigkleinen Bewegung unter ihrem Kinn hinzu.
Rap tap tap iap tap tap.
»Nummer siebzehn, nicht, Meister?
»Äh ... was?« sagte Michael und schüttelte den Kopf. »Siebzehn war's, sagten Sie, stimmt's?« sagte der Taxifahrer. »Wir sind nämlich da.«
»Oh. Oh ja, danke«, sagte Michael. Er stieg aus und kramte in den Taschen nach Geld.
»Tap tap tap, eh?«
»Was?« sagte Michael und zahlte.
»Tap tap tap«, sagte der Taxifahrer, »den ganzen Weg bis hierher. Sie quält wohl was, eh, Meister?«
»Kümmern Sie sich um Ihre eigenen verdammten Angelegenheiten«, schnauzte Michael wütend.
»Wenn Sie meinen, Chef. Dachte bloß, sie drehen vielleicht noch durch oder sowas«, sagte der Chauffeur und fuhr davon.
Michael betrat das Haus, begab sich durch die kalte Diele in das Eßzimmer, schaltete das Deckenlicht an und goß sich aus der Karaffe einen Brandy ein. Er schlüpfte aus seinem Mantel, warf ihn auf den großen Eßtisch aus Mahagoni, zog sich einen Stuhl ans Fenster, nahm Platz und klammerte sich an seinen Drink und seinen Groll.
Tap tap tap
, trommelte er ans Fenster.
Mürrisch und widerstrebend war er die vereinbarten drei Monate als Herausgeber geblieben und dann ohne großes Tamtam entlassen worden. Ein neuer Herausgeber wurde gefunden, ein gewisser A. K. Ross, der jung, besessen und ehrgeizig war und aus der Zeitschrift schnell eine strahlende Erfolgsgeschichte machte. Seitdem war Michael ohne Aussichten und Schutz gewesen. Für ihn gab es
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