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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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Und mutlos.
    Und außerdem, was ihn überraschte, vermißte er ziemlich sein Pferd. Ein langweiliges und unterwürfiges Geschöpf, klar, und als solches kaum wert, daß sich um es jemand sorgte, dessen Geist auf ewig dazu bestimmt war, sich mit höheren Dingen als dem Verstand eines simplen Pferdes zu befassen, aber dennoch vermißte er es.
    Er wollte auf ihm sitzen. Er wollte es tätscheln. Er wollte das Gefühl haben, daß es ihn nicht begriff.
    Er fragte sich, wo es wohl sei.
    Er ließ verzweifelt die Beine von dem Ast des Baumes her­unterhängen, auf dem er die Nacht verbracht hatte. Er war einem unglaublich verrückten Traum gefolgt, war hinaufge­stiegen, dann steckengeblieben und hatte bis zum Morgen dort oben warten müssen.
    Aber auch jetzt, bei Tageslicht, war er nicht sicher, wie er wieder runterkäme. Einen Moment lang war er ge­fährlich nahe dran zu glauben, er könne fliegen, aber ein Schnelldenk-Fehlerverhinderungs-Code schaltete sich ein und sagte ihm, er solle nicht so blöd sein.
    Aber es war ein Problem.
    Welches glühende Glaubensfeuer ihn auch geführt, ihn in den magischen Stunden der Nacht durch die Äste des Bau­mes auf Hoffnungsschwingen beflügelt aufwärts geleitet hatte, es hatte ihm nicht gleichzeitig auch Instruktionen ge­geben, wie er wieder runterkäme, wenn dieser brennende, glühende nächtliche Glaube, wie viel zu viele seiner Art, ihn am Morgen verlassen hätte.
    Und da er gerade von brennenden, glühenden Dingen sprach - oder vielmehr an sie dachte: es hatte in den frü­hen Morgenstunden nicht weit weg was ziemlich Großes Brennendes und Glühendes gegeben.
    Es lag, dachte er, in der Richtung, aus der er gekommen war, als ihn ein tiefer geistiger Drang zu diesem ungemüt­lich hohen, aber sonst peinlich normalen Baum gezogen hatte. Er hatte unbedingt gehen und das Feuer anbeten, sich ewig seinem heiligen Leuchten anheimgeben wollen, aber während er sich noch hoffnungslos mühte, sich durch die Zweige einen Weg nach unten zu bahnen, waren Feuerwehren angekommen und hatten das göttliche Strahlen gelöscht, und so war auch das ein völlig nutzloser Glaube gewesen.
    Die Sonne war mittlerweile schon Stunden am Himmel, und obwohl er die Zeit so gut wie nur möglich genutzt hatte, indem er an Wolken geglaubt, an Zweige geglaubt, an eine ganz spezielle Form fliegender Käfer geglaubt hatte, glaubte er nun, daß er die Nase voll habe, und war außerdem abso­lut überzeugt, daß er allmählich Hunger bekam.
    Er wünschte, er hätte vorsichtshalber aus dem Haus was zu essen mitgenommen, in dem er in der Nacht gewesen war und in das er seine gebenedeite Last zur Beisetzung in dem geheiligten Besenschrank geschleppt hatte, aber er war in der Gewalt seiner reinen Leidenschaft geblieben und hatte geglaubt, daß solche schnöden Dinge wie Essen ohne Bedeutung seien und daß der Baum schon dafür sorgen werde.
    Schön, er hatte dafür gesorgt.
    Er hatte für Zweige gesorgt.
    Mönche aßen keine Zweige.
    Wirklich, wenn er jetzt richtig drüber nachdachte, wurde ihm ein bißchen mulmig bei manchen Dingen, die er in der vergangenen Nacht geglaubt hatte, und einige von den Er­gebnissen fand er ein bißchen verwirrend. Er hatte ganz klar die Anweisung erhalten »loszuschießen« und sich sonder­barerweise zu gehorchen genötigt gefühlt, aber vielleicht hatte er einen Fehler gemacht, als er so voreilig nach ei­ner Anweisung handelte, die ihm in einer Sprache erteilt wurde, die er erst zwei Minute zuvor erlernt hatte. Zwei­fellos war die Reaktion der Person, auf die er losgeschossen hatte, ziemlich extrem gewesen.
    Wenn in seiner eigenen Welt auf Leute derart losgeschos­sen wurde, kamen sie die Woche drauf in einer anderen Epi­sode wieder, aber er glaubte nicht, daß diese Person das täte.
    Ein Windstoß fegte durch den Baum und brachte ihn schwindelerregend ins Schwanken. Er kletterte ein kleines Stück nach unten. Das erste Stück war einigermaßen einfach, weil die Äste alle ziemlich dicht beieinander wa­ren. Das letzte Stück war es, das wie ein unüberwindliches Hindernis erschien - ein jäher Absturz, der ihm innerlich ernsten Schaden oder Brüche zufügen und ihn von neuem dazu bringen konnte, mit einemmal an Dinge zu glauben, die allen Ernstes merkwürdig waren.
    Das Geräusch von Stimmen drüben auf der anderen Seite der Wiese zog plötzlich seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Lastwagen hatte am Straßenrand gehalten. Einen Au­genblick guckte er genau hin, aber er sah nichts

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