Der elektrische Mönch
zu Fall. Ein Bücherstapel flog vom Tisch und landete am Boden.
Die Gestalt Sergeant Gilks' stand mit steinernem Gesicht in der Tür.
»Ich komme gleich wieder«, sagte er, »und wenn das geschieht, will ich absolut nichts mehr von all dem hier passieren sehen. Ist das klar?« Er drehte sich um und verschwand.
Dirk war mit einem Satz bei dem Cassettenrecorder und drückte auf die Rückspultaste. Dann drehte er sich um und zischte in die leere Luft: »Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich kann es mir denken. Wenn Sie meine Hilfe wollen, bringen Sie mich nie wieder in solche Verlegenheit!«
Ein paar Augenblicke später kam Gilks zurück. »Ah, da sind Sie ja«, sagte er.
Er überschaute das Chaos mit einem ruhigen Blick. Ach will mal so tun, als sähe ich nichts davon, so daß ich keine Fragen stellen muß, deren Antworten, das weiß ich, mich bloß ärgern würden.«
Dirk machte ein finsteres Gesicht.
In den ein, zwei Sekunden Stille, die folgten, hörte man ein leise tickendes Surren, das den Sergeant veranlaßte, einen scharfen Blick auf den Cassettenrecorder r.u werfen.
»Was macht das Band da?«
»Spult sich zurück.«
»Geben Sie es mir.«
Das Band erreichte den Anfang und stoppte, als Dirk bei dem Recorder ankam. Er nahm es heraus und reichte es Gilks.
»Ärgerlicherweise scheint es ja Ihren Klienten vollkommen reinzuwaschen«, sagte der Sergeant. »Die von Cellnet haben bestätigt, daß der letzte Anruf aus dem Wagen gestern abend um 8 Uhr 46 gemacht wurde, als Ihr Klient vor mehreren hundert Zeugen leise vor sich hindöste. Ich sage Zeugen, obwohl's eigentlich meistens Studenten waren, aber wir werden wahrscheinlich annehmen müssen, daß sie nicht alle lügen können.«
»Gut«, sagte Dirk, »na, ich bin froh, daß alles geklärt ist.«
»Wir haben natürlich nie angenommen, daß er's wirklich getan hat. Paßte einfach nicht. Aber Sie kennen uns - wir kommen gerne zu Ergebnissen. Sagen Sie ihm aber, daß wir ihm trotzdem noch ein paar Fragen stellen möchten.«
»Ich werde es sicher erwähnen, falls ich ihm zufällig begegnen sollte.«
»Erledigen Sie diese Kleinigkeit.«
»Na, nun will ich Sie nicht länger aufhalten, Sergeant«, sagte Dirk und fuchtelte lässig zur Tür hinüber.
»Nein, aber ich werde Sie verflucht nochmal aufhalten, wenn Sie hier in dreißig Sekunden nicht verschwunden sind, Cjelli. Ich weiß nicht, was Sie im Schilde führen, aber falls ich möglicherweise nicht anders kann, als dahinterzukommen, wird mir der Schlaf in meinem Büro süßer vorkommen. Raus.«
»Dann wünsche ich Ihnen einen guten Tag, Sergeant. Ich werde nicht sagen, es war mir ein Vergnügen, denn das war's nicht.«
Dirk stürmte aus dem Zimmer und verließ die Wohnung, wobei er mit Kummer bemerkte, daß dort, wo einmal ein großes Chesterfield-Sofa eindrucksvoll im Treppenhaus geklemmt hatte, jetzt nur noch ein kleines, trauriges Häufchen Sägemehl lag.
Mit einem Ruck blickte Michael Milton-Innerwoakes von seinem Buch auf.
Plötzlich war sein Inneres von Entschlußkraft erfüllt. Gedanken, Bilder, Erirulerungen, Pläne - alles drängte auf ihn ein, und je mehr sie einander zu widersprechen schienen, desto mehr schienen sie übereinzustimmen, zusammenzupassen und sich zu beruhigen.
Die Übereinstimmung war schließlich perfekt, die Zähne des einen griffen langsam in die Zähne des anderen.
Ein Ruck, und sie saßen wie bei einem Reißverschluß ineinander.
Obwohl das Warten Ewigkeiten und Ewigkeiten gedauert zu haben schien, während es mit Fehlschlägen, mit zerrinnenden Wogen der Schwachheit, mit mattem, tastendem Suchen und einsamer Ohnmacht erfüllt war, löschte die einmal eingetretene Übereinstimmung all das aus. Würde all das auslöschen. Würde ungeschehen machen, was verhängnisvollerweise getan worden war.
Wer dachte das? Es war egal, die Übereinstimmung war eingetreten, die Übereinstimmung war perfekt.
Michael blickte aus dem Fenster über die sorgfältig manikürte Straße in Chelsea hinweg, und es interessierte ihn nicht, ob das, was er sah, schleimige Wesen mit Beinen, oder ob sie allesamt Mr. A.K. Ross waren. Wichtig war nur, was sie gestohlen und was sie wiederzugeben gezwungen wären. Ross war nun Vergangenheit. Um was es ihm jetzt ging, das lag viel weiter zurück.
Seine großen, sanften Kuhaugen kehrten zu den letzten Zeilen von »Kubla Khan« zurück, den er gerade gelesen hatte. Die Übereinstimmung war getroffen, der
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