Der Elfenhuegel
einem Ansturm von Aufregung. Nach einer Weile schob sie sich etwas weg und sagte sanft: »Ah… das war eine ziemlich gute Antwort.«
Er lächelte. »Ich denke schon.« Er legte seinen Arm um ihre Taille, begann wieder langsam zu gehen, und Gabbie fiel in seinen Schritt ein.
»Ich glaube nicht, daß du so außergewöhnlich bist. Du hast viel durchgemacht, ich weiß, aber das hat dich nachdenklich gemacht. Die meisten der Mädchen deines Alters, die ich kenne, sind viel jünger.«
Sie lehnte ihren Kopf an seinen Arm. »Ich versuche es manchmal zu verbergen. Du… ich glaube, ich vertraue dir.«
»Danke.«
Sie ließ einen Augenblick verstreichen, in dem die einzigen Geräusche ihre Füße auf dem Weg und der Luftzug in den Bäumen waren. Der Abend war warm und feucht, und der Mond hing beinahe voll in der Nacht und tauchte die Wälder in ein mattes Licht. »Ist… ist da noch jemand anders?« fragte sie.
»Keine Freundin«, antwortete er ohne Zögern. Er wartete einen Moment und fügte dann hinzu: »Ich hatte eine Freundin, damals in Chapel Hill, Ginger Colfield. Wir lernten uns in der Schlange bei der Junior-Einschreibung kennen, es war gewissermaßen ernst. Zumindest für Ginger war es ernst. Aber als ich hierherkam, wurde es schwierig, die Beziehung zusammenzuhalten, verstehst du? Ginger ist jetzt unten in Atlanta und arbeitet für Coca-Cola, in der Werbeabteilung. Ich glaube, sie ist liiert. Seit letztem Jahr ist da nichts mehr zwischen uns, worüber es sich zu sprechen lohnt. Und du?«
»Nur ein Freund auf der High-School, vor zwei Jahren in Arizona.
Seitdem nichts. Nur Verabredungen.«
»Hab’ ich nicht oft gemacht, solche Dates«, sagte Jack. »Ich tendiere mehr dazu, in einer Beziehung zu landen und dort für eine lange Zeit zu bleiben.« Er hielt inne. »Die letzte hat mich durcheinandergebracht, so in der Art, weißt du?«
Gabbie fühlte sich durch die Enthüllung sowohl geschmeichelt als auch beunruhigt. Sie mochte Jack sehr. Ebenso sehr wie einige Jungen, die sie früher getroffen hatte, aber sie machte sich Sorgen, daß ihr die Dinge aus der Hand glitten.
»Du hältst nicht viel von einer dauerhaften Romanze, huh?«
Er blieb stehen und sagte: »Du gehst im September nach Kalifornien zurück, richtig?«
Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn an. »Ja.« Plötzlich ärgerte sie sich über ihr Tempo. »Schau, ich wollte keine große Sache daraus machen, okay?«
Er schaute weg, als ob er etwas in der Nacht suchen wollte, und sagte dann: »Vielleicht ist es ja eine große Sache.«
Sie war angespannt, so als ob sie nicht wüßte, was sie als nächstes tun sollte. Ihre Gefühle schwollen an, aus irgendeinem tiefen Ort, und überraschten sie durch ihre Intensität. Sie wurde plötzlich von Jack Cole und der Wirkung, die er auf sie hatte, aufgeschreckt. Aber sie wußte ebensogut, daß das, was in den nächsten Minuten gesagt wurde, einen großen Einfluß auf sie hätte, zumindest für den Rest des Sommers und vielleicht noch für sehr viel länger. Mit einem Seufzer, der die plötzliche Energie freisetzte, lehnte sie sich nach vorne und ihren Kopf an seine Schulter. »O Mann… was machst du mit mir?«
Er hielt sie und sagte nichts. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz aus dem Brustkorb platzen, als würde sie keinen Atemzug mehr machen können. Sanft flüsterte er ihr ins Ohr. »Du könntest nach Fredonia überwechseln. Ich könnte es noch schaffen, in den Lehrplan der kalifornischen Uni in San Diego aufgenommen zu werden. Wir könnten nach Paris durchbrennen und in einer Dachkammer leben abgesehen davon, daß mein Französisch nichts taugt.« Sie kicherte.
»Aber warum warten wir nicht einfach ab, ob du morgen noch gewillt bist, mit mir zu reden, okay?«
Sie lächelte zu ihm auf, erleichtert durch seine Antwort. Deutlich sah sie etwas Liebes und Besorgtes in seinen Augen, trotz der tiefen Finsternis der Nacht. Plötzlich fuhr eine Woge der Wärme durch ihren Körper, und sie sagte: »Ich glaube, ich könnte ernsthaft Zuneigung für dich entwickeln, Jack Cole.«
Als Antwort küßte er sie. Nachdem sie sich losgelassen hatten, fügte sie mit heiserer Stimme hinzu: »Vielleicht noch mehr.«
Sie küßten sich erneut. Gabbie wurde sich plötzlich bewußt, daß sie zum ersten Mal mit einem Mann ausging, dem sie ohne Protest oder Zögern an andere Orte folgen würde. Das Blut pochte ihr in den Ohren, und ihr Atem ging tief und schnell. In einem unbeschwerten Augenblick schoß ihr die Frage
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