Der Elfenhuegel
und Mondlicht auf dem kahlen Hügel gewesen. Und in den dunklen Wäldern verlor sie schnell die Faszination des Mysteriösen. Gabbie wandte sich nun wieder mehr ihren Gefühlen für Jack zu, und das war mysteriös genug für sie.
In ihrem Rücken, in der Dunkelheit trat er hinter einem Baum hervor, während der Wind ihm den Klang der Tänzer nachtrug. Er war schwarz und uninteressant, als er sich vor den sterblichen Augen versteckte. Dann wechselte er die Maske, und plötzlich war er atemberaubend in seiner Schönheit, eine Gestalt von eindrucksvoller Perfektion. Seine Augen waren blau wie das Eis eines gefrorenen Sees in einer Winterlandschaft, die kein Sterblicher je sah, seine Bewegungen waren geschmeidig, und er schien ohne ein Geräusch über die Landschaft zu fliegen. Seine Gestalt war von einem schwachen Schein umgeben, und um ihn herum schwebte der Duft von Gewürzen und wilden Blumen. Er war blond und schön, und er war böse. Er wartete ab, bis Jack und Gabbie aus seinem Blickfeld verschwanden, drehte sich dann um und blickte in Richtung der anderen. Ihre Anwesenheit, ihre Nähe machte ihn unsicher, als er darüber nachdachte, wie er die beiden vorübergehenden Sterblichen quälen könnte. Nur sie konnte seinen Wunsch herausfordern. Nur sie besaß genug Stärke, ihn vielleicht aufzuhalten. Er spürte Zorn, der mit ein wenig Angst vermischt war, als er lachte; die Schwärze der Nacht wurde von diesem Geräusch gespalten. Mit einem Lächeln, das keinerlei Humor verriet, verneigte er sich in Richtung des Hofes der Königin und verschwand.
Auf dem entfernten Hügel unterbrach der Hof der Königin seinen Tanz, weil die Musik aussetzte. Die Musiker drehten sich alle gleichzeitig um und schauten entlang den Tänzern in die Nacht. Alle zitterten, denn sie wußten, er war wieder unterwegs, nahm sich, was er verlangte, und wenn die Königin sie nicht beschützte, wären sie ihm alle ausgeliefert. Sie hatten Angst, denn das Geräusch seines Lachens zu hören bedeutete Verrücktheit zu hören.
14
Gloria zuckte ein wenig zusammen, als sie hörte, wie die Küchentür zuschlug. Nur für einen kurzen Moment ahnte sie in der Ferne noch ein anderes Geräusch, das Geräusch von Gelächter. Ihr Unbehagen schwand, als sie Gabbies und Jacks Stimmen vernahm. Gloria dachte daran, nachzuschauen, was die beiden wohl machten, aber die vertrauten, leisen Töne der Unterhaltung ließen ihr dann doch jegliche Unterbrechung unwillkommen scheinen. Sie hatte sofort gespürt, daß Gabbie eine starke Anziehungskraft auf den jungen Mann aus North Carolina ausübte, und sie hatte sich vorgenommen, den Dingen ihren Lauf zu lassen.
Gloria schaute hinüber zu Phil, der einige Notizen für die Arbeit des nächsten Tages studierte. Dann wurde aus dem Kinderzimmer Patricks Stimme laut. »Mom! Dad!« Ohne nachzudenken, erhob sich die Mutter aus ihrem Stuhl und ging zur Treppe. Die Rufe der Jungen hörten sich aufgeregt, aber nicht alarmierend an; dennoch folgte Phil seiner Frau mit einem Ausdruck der Unruhe auf seinem Gesicht, er fragte sich, weshalb die Jungen so nervös waren.
Sie betraten das Kinderzimmer. Die Brüder saßen auf ihrer Spielzeugkiste und starrten mit einem versunkenen Ausdruck aus dem Fenster. »Wow!« entfuhr es Sean, und er zog diesen Ausruf immer mehr in die Länge. Patrick ahmte seinen Bruder nach.
Draußen bei der Scheune hingen Dutzende kleiner Lichter in der Nachtluft. Nadelspitzen aus blaugrünem hellem Licht bewegten sich durch die Finsternis.
»Nett!« sagte Patrick.
Phil lachte. »Glühwürmchen, Jungs. Denkt ihr, das ist etwas Besonderes? Ein anständiger Regen, und dann sind da draußen Tausende von ihnen. Wir holen uns ein Einmachglas und fangen welche.« Und dann an seine Frau gewandt: »Weißt du, ich hatte diese Glühwürmchen völlig vergessen. Ich habe nicht darüber nachgedacht, wie die Jungen sich fühlen würden, wenn sie sie zum ersten Mal sehen.«
Gloria lächelte. Irgend etwas machte sie nervös, und sie kam sich töricht vor wegen ihres Warnsignals. »Okay, zurück ins Bett.«
»Och Mom«, sagten beide Jungen gleichzeitig.
»Können wir nicht noch ein bißchen zuschauen?« flehte Sean.
»Gut, noch einen Moment. Aber in zehn Minuten komme ich zurück, und wenn ihr dann nicht im Bett liegt, werde ich…«
Beide Jungen grinsten übers ganze Gesicht – was ihre Mutter soeben gesagt hatte, war keine richtige Drohung. »Wir gehen gleich ins Bett«, versicherte Patrick. Jeder wußte, die Jungen
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