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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Ghoul viel ähnlicher. Es war groß, dünn, hatte einen Umhang und Reißzähne und war fahl und durchsichtig wie ein Gespenst. Trotz seiner Zerbrechlichkeit war es zu einer physischen Attacke fähig   – man hatte von Tänzern gehört, die ihre Opfer bis auf den letzten Blutstropfen ausgesaugt hatten   –, aber das war nicht einmal die größte Gefahr. Die größte Gefahr bestand darin, dass dieses Ding einem in die Gedanken eindringen konnte; und genau das tat es jetzt.
    Die meisten Menschen wären sofort zusammengebrochen. Aber Brimstone war ein ausgebildeter Dämonologe, der neun Jahre an der Arkan-Akademie verbracht und die mentalen Techniken gelernt hatte, die ihm in den guten alten Tagen, bevor Kaiserin Blue alles verdarb, erlaubt hatten, mit Dämonen zu kommunizieren. Die Übungen hatten seinen Verstandbis zu einem Grad gehärtet, der ihm jetzt ermöglichte, der ersten Attacke zu widerstehen.
    Als er die Kreatur abgewehrt hatte, schuf Brimstone eine imaginäre Seekiste aus dicker Eiche mit Metallbändern und nutzte sie, um alle Gedanken und Erinnerungen an den Engel darin zu verstauen. Dann umwickelte er sie mit imaginären Ketten, verschloss die Ketten mit dreifachen Vorhängeschlössern und verschluckte den imaginären Schlüssel. Der Wolkentänzer kam wieder zu Kräften und warf sich auf die imaginäre Kiste. Brimstone konzentrierte sich, sodass die Kiste dem Angriff widerstand. Der Wolkentänzer verdoppelte seine Anstrengungen, aber die Kiste blieb unversehrt. Brimstone gestattete sich ein kleines Lächeln.
    Das kleine Lächeln war vermutlich ein Fehler, weil es den Wolkentänzer in einen ordentlichen Wutanfall versetzte. Er tauchte hinunter in Brimstones Kehle auf der Suche nach dem Schlüssel, statt sich vergeblich gegen die undurchdringliche Kiste zu werfen. Brimstone begann, ihn mental an den Füßen zu packen und wieder rauszuzerren. Der Wolkentänzer zuckte, glitt hoch in seinen Schädel und begann in einem Anfall von Pikiertheit, methodisch Brimstones Gehirn auseinanderzunehmen.
    »Danach war alles ein bisschen verschwommen«, schloss Brimstone.
    »Aber er hat das mit dem Engel nie herausgekriegt?«
    »Nein, das hat er nie herausgekriegt.«
    »Er hat dich bloß völlig bekloppt gemacht?«
    Brimstone schnaubte. »Das passiert nun mal, wenn einem das Gehirn auseinandergenommen wird.«
    Chalkhill leckte sich wieder die Lippen, aber diesmal ohne diesen perversen Ausdruck in den Augen, was hieß, dass er etwas Wichtiges fragen wollte. »Stimmt es, dass man, wenn man von einem Wolkentänzer angegriffen wird, hinterher sehr viel wahrnehmungsfähiger ist?«
    »Normalerweise ist man hinterher tot.«
    »Ja, aber wenn man hinterher nicht tot ist. Wie in deinemFall, Silas. Wenn es einen nicht tötet, stimmt es, dass man anschließend sehr wahrnehmungsfähig ist?«
    Brimstone stützte lässig seinen Ellbogen auf den Fensterrand. Chalkhill plante natürlich, ihn zu töten, so wie die meisten seiner früheren Freunde, aber vermutlich noch nicht gleich. Seine Fragen, seine Haltung, die unwillkürlichen Regungen seiner Ohren, all das offenbarte, dass er etwas vorhatte   – etwas, wofür er Brimstones Hilfe brauchte. Brimstone machte das Zeichen, das George wieder in Bereitschaft versetzte, und sagte: »Oh ja, sehr wahrnehmungsfähig.« Er beugte sich vor, um Chalkhill ins Gesicht zu starren. »Wirklich sehr wahrnehmungsfähig.« Er ließ sich in den Ledersitz des Ouklos zurücksinken. »Das heißt, wenn sie einem das Gehirn wieder zusammengesetzt haben.«
    Aber Chalkhill ignorierte den Sarkasmus, während er enthusiastisch etwas Weißes, Spitzenbesetztes aus seiner Tasche zog, mit dem er Brimstone vorm Gesicht herumwedelte.
    Brimstone zog schnell den Kopf weg. »Was ist das?«
    »Das ist ein Taschentuch. Menschen benutzen so etwas.«
    »Wofür?«
    »Sie putzen sich damit die Nase.«
    Brimstone starrte das Taschentuch an, dann Chalkhill. »Was machen sie mit dem Resultat?«
    »Nachdem sie sich geschnäuzt haben? Sie wickeln es ein und stecken es in die Tasche.«
    Brimstone schauderte. »Eklig. Und ich wäre dir dankbar, wenn du aufhörst, damit vor meinem Gesicht herumzuwedeln.«
    »Keine Sorge«, sagte Chalkhill. »Damit hat sich noch niemand geschnäuzt.« Er beugte sich vor. »Hör mal, Silas, ich möchte, dass du daran riechst.«
    »Nein«, sagte Brimstone.
    »Es gehört einer   … gewissen Person.«
    »Wem?«, fragte Brimstone sofort.
    »Ich würde es vorziehen, dir das nicht zu sagen.« Chalkhill verzog

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