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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Tisch zwischen uns. Während ich meine Hände vor mir faltete, sah ich ihn an und wartete.
    Auch wenn viele Kerzen den Raum erhellten, dauerte es eine Weile, bis er mich wieder erkannte. Beim letzten Mal, als er mich gesehen hatte, war ich ungefähr in der gleichen Notlage gewesen, wie er es jetzt war: verletzt und mit anderen Leuten um ihn herum, die sein Schicksal bestimmten. Ein Wechsel meiner Kleidung und meiner Haltung machten bei meiner Erscheinung einen deutlichen Unterschied.
    »Wer sin' Sie?«, fragte er in mit einem Hauch seiner früheren Streitlust. Seine Stimme besaß nicht genügend Kraft, um der Frage einen befehlenden Ton zu verleihen.
    Ich betrachtete ihn lange und aufmerksam und erwiderte dann: »Jonathan Barrett.«
    Die Tatsache, dass die Farbe aus seinem Gesicht wich, sorgte dafür, dass die Blutergüsse noch um einiges schlimmer aussahen. Sein gesundes Auge weitete sich, sein Mund klappte auf, und es verschlug ihm den Atem, als ob ich ihm einen harten Schlag in den Magen versetzt hätte.
    »Ich – ich wollte Ihn' nie wehtun, Mister –«, begann er. »Vergessen Sie das, ich bin nicht interessiert an Ihren Entschuldigungen. Alles, was ich möchte, ist, dass Sie mir zuhören.«
    »Zuhör'n?«
    Ich beugte mich näher zu ihm hin. »Ja ... zuhören ...« Ich sprach ruhig weiter, beruhigte ihn und versetzte ihn in einen Zustand, der ihn sehr begierig machen würde, jede mögliche Frage zu beantworten.
    Sein Gesichtsausdruck wurde ausdruckslos, wie der aller anderen. Dies war eine verblüffende Art von Leere, als hätte ich ihm seine Seele gestohlen und lediglich das atmende, aber völlig leere Gefäß eines Körpers zurückgelassen.
    Ignoriere es, dachte ich. »Nun werden Sie mir alles über Ihre Freunde Ash, Tully, Abel und Seth erzählen.« Ich ließ Drummond aus, zuversichtlich, dass dieser Kerl sich mittlerweile konstruktiveren Aufgaben widmete.
    »Erzählen ...«
    Nun, da ich ihn in solch einen hilflosen Zustand gebracht hatte, war es schwer, meine Gefühle im Zaum zu halten. Ich spürte, dass das Ergebnis für Knox wirklich sehr erschreckend aussehen würde, sollte ich zu diesem Zeitpunkt auch nur einen kleinen Teil meines Ärgers herauslassen.
    »Alles«, sagte ich, indem ich all meine Konzentration zusammennahm, bis mein Kopf zu schmerzen begann und ich nachlassen musste.
    »Wa...?«
    Er benötigte Führung. Ich konnte nicht erwarten, nützliche Informationen von ihm zu erhalten, wenn ich ihm keine spezifischen Fragen stellte. Nun, davon hatte ich unzählige in petto; welche sollte ich zuerst stellen?
    Bevor ich dafür Atem holen konnte, wurde ich abrupt von dem Geräusch zerberstenden Glases ganz in meiner Nähe unterbrochen. Meine Augen schossen zu dem kleinen Fenster hinüber. Eine der Fensterscheiben war verschwunden; Stücke davon lagen auf dem Boden darunter. Der Lärm hatte mich zusammenzucken lassen; danach erstarrte ich. Nichts geschah für eine vermeintlich lange Zeit, doch es konnten nur ein oder zwei Sekunden gewesen sein. Ich fing an, mich zu bewegen, auch wenn ich nicht genau wusste, was ich tun sollte. Zum Fenster gehen und hinausblicken, möglicherweise. Ich war zu verblüfft, um die Soldaten vor der Tür zu rufen. Ohnehin war dazu keine Zeit. Die kurzen zwei Sekunden verstrichen, und dann war das harte, laute Peng einer abgefeuerten Pistole zu hören. Knox sank sofort nach vorne.
    Ich musste geschrien haben. Die Tür flog auf, und Männer strömten herein, aber es war vorbei. Sie fanden mich mit dem Rücken hart gegen die Wand gepresst, als ob ich versuchte, hindurchzuschmelzen. Sie wären damit auch nicht weit von der Wahrheit entfernt gewesen.
    Knox lag ausgestreckt auf dem Tisch mit einem schrecklichen Loch auf einer Seite seines Schädels, und sein Blut sowie Gehirnmasse flossen aus einem viel größeren auf der anderen Seite. Mir wurden Fragen zugebrüllt. Alles, was ich tun konnte, war, auf das Fenster zu zeigen. Ein intelligenter Bursche begriff schließlich, was ich damit sagen wollte, und brüllte Nash etwa zu. Eine Menge Verwirrung folgte, als sich einige zum Fenster begaben, um hinauszublicken, während andere hinausrannten.
    Der Geruch nach Blut war überall und erstickte mich fast durch die Art, wie er den Raum erfüllte. Ein Bild drängte sich meinem überlasteten Gehirn auf: der Blutstrom, der über den Tisch floss und über dessen Kante auf den Boden tropfte. Ich nahm genau das sanfte Tröpfeln wahr, als er eine scheußliche Pfütze fast direkt vor meinen

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