Der endlose Tod
hatten sich über die Simse gehängt, um etwas von den Neuigkeiten zu erfahren.
»Und Sie haben keine Spur gefunden und feststellen können, wohin er verschwunden ist?«, stellte ich eine Gegenfrage.
Nash runzelte stark die Stirn. »Meine Männer sind noch auf der Suche. Lord James dachte, er habe etwas gesehen, und ging der Spur nach.«
»Nicht allein, hoffe ich.«
»Nein, natürlich nicht.«
Mr. Farr, der überaus unglücklich war, dass sich solch ein furchtbarer Mord in seinem Hause ereignet hatte, drängte sich zu uns durch. »Was ich wissen will, is', warum irgendwer so 'ne elende Sache macht. Ich führ' ein sehr respektables Haus, und das ...« Er rang die Hände und schüttelte sie, in Ermangelung der richtigen Worte, um seine Empörung und Furcht auszudrücken.
»Möglicherweise Rache«, meinte Dr. Beldon. »Es gibt hier eine Menge Leute, die glücklich wären, jemanden wie Knox in der Hölle zu sehen.«
»Er wäre dorthin geschickt worden, sobald wir mit ihm fertig gewesen wären«, knurrte Nash. »Zuerst entkommen die beiden Gefangenen, und jetzt wird dieser hier erschossen, bevor wir ihn hängen können. Glauben Sie mir, ich denke, seine eigenen Rebellenfreunde haben ihn ermordet, damit er sie nicht an uns verraten konnte.«
Dies rief ein grollendes Gemurmel der Zustimmung in dem überfüllten Raum hervor. Niemand von uns – ich selbst am wenigsten – hegte Zweifel an der Bösartigkeit der so genannten Patrioten, die das ganze Land in Aufruhr versetzt hatten. Dass sie sich gegen einen der eigenen Leute wandten, um ihre eigene Haut zu retten, war ein schrecklicher und feiger Akt, aber nicht übermäßig überraschend.
Nash war nicht nur begeistert von seiner Idee, sondern mehr als willens, daraufhin Taten zu ergreifen. »Mr. Barrett, ich hätte gern eine vollständige Beschreibung der Männer, die Sie entführt haben. Ich brauche alles, woran Sie sich erinnern, bis hin zum geringsten Kleidungsfetzen auf ihren Leibern.
Schreiben Sie es auf. Ich möchte etwas haben, das ich an meine Männer weitergeben kann. Ich werde diese Verräter finden, und wenn ich jeden Stein im Lande umdrehen muss.«
KAPITEL 11
Mai 1777
»Du bist stiller als üblich«, bemerkte Elizabeth.
»Ich wusste nicht, dass es für mich üblich ist, still zu sein.«
»In letzter Zeit war es das. Was beschäftigt dich?«
»Lange Tage und kurze Nächte.« Für mich hatte eine solche Klage eine etwas andere Bedeutung als für die meisten Leute.
»Und sonst nichts?«
»Ich warte darauf, dass Nora mir antwortet oder dass zumindest Oliver einen Brief schickt. Es ist eine Ewigkeit her.« Eine Unmenge Zeit für einen Brief, seinen Weg zur Familie Warburton in Italien zu finden, damit diese ihn dann an Nora weitergeben kann. Ich machte mir Sorgen, dass er verloren gegangen sein könnte, dass er nicht zugestellt worden war, während ich auf der anderen Seite der Welt saß und ungeduldig einer Antwort entgegenfieberte, die niemals kommen würde.
»Ich dachte, es sei vielleicht wegen dieser Männer«, meinte sie.
Dies war der Ausdruck, mit dem die Leute in unserem Haushalt sich auf Ash und die anderen Halsabschneider zu beziehen pflegten. »Warum denkst du das?«
»Weil du damals angefangen hast, so still zu sein.«
Und es war auch damals, dass ich Norwoods Liaison mit Molly Audy entdeckte. Es gefiel mir nicht, mit diesem Wissen zu leben, und dass ich es geheim hielt, belastete mein Verhalten gegenüber Elizabeth. Ich war versucht, diese Bürde abzustreifen; wenn ich die Angelegenheit schon nicht ihr erzählte, dann vielleicht Vater oder vielleicht sogar Beldon, aber seit jener Zeit hatte Norwood nicht mehr herumgehurt. Dessen war ich sicher, da ich es mir zur Gewohnheit gemacht hatte, Molly zu »befragen«, wann immer ich ihr meine Aufwartung machte. Zumindest, flüsterte mir eine kleine Stimme in meinem Kopf zu, hatte er nicht mit ihr herumgehurt. Wegen all der Soldaten in der Umgebung gab es auch zahlreiche Marketenderinnen, und wenn sie schon nicht so hübsch oder so geschickt wie Molly waren, so waren sie doch wenigstens billig. Ich erinnerte mich daran, dass sie seinen Geiz bezüglich des Preises erwähnt hatte.
Ein kleines »Gespräch« zwischen uns würde die Situation und meine Zweifel entweder ausräumen oder bestätigen. Wenn Letzteres einträte, dann würden Norwood und ich ein wirklich sehr ernsthaftes Gespräch führen. Doch ich hatte es aufgeschoben, wie man es mit möglicherweise unangenehmen Unterhaltungen gerne
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