Der endlose Tod
werden. Das tun sie immer, wenn jemand heiratet. Ich habe es bereits bei meinen Freundinnen gesehen, wie sie sich dann losreißen und weiterziehen wie Blätter, die von einem Baum fallen. Der Wind erfasst sie, und fort sind sie. Ich möchte nicht, dass dies passiert.«
»Dann musst du es James mitteilen, und vielleicht kannst du es vermeiden.«
»Ich kann es ihm sagen, aber es gibt einige Dinge, die sich nicht vermeiden lassen. Du weißt, er hat darüber gesprochen, mich nach England mitzunehmen. Wir werden wahrscheinlich dort bleiben. Vielleicht sehe ich dich und Vater nie wieder.« Sie sah aus, als drohten die Tränen sie gleich zu übermannen.
»Du kannst die Hochzeit jederzeit absagen.«
Die drohende Gefahr war sogleich gebannt. »Das kann ich nicht tun!«
»Nun denn.« Ich spreizte meine Hände.
Sie gab eine Art knurrenden Seufzer von sich. »In Ordnung. Vielleicht werde ich wirklich nervös.«
»Du hast jedes Recht dazu, bedenkt man, was du auf dich nimmst. Es geht nicht nur darum, sich zu verheiraten, sondern du übernimmst deinen eigenen Haushalt, kümmerst dich um die Bediensteten, die für dich arbeiten sollen ...«
Sie schauderte fast. »Mit denjenigen, die ich einstelle, werde ich gut zurechtkommen, aber dieser Harridge-Kerl gibt mir das Gefühl, als sollte ich jedes Mal einen Knicks machen, wenn er den Raum betritt.«
Ob bei den Herrschaften oder den Bediensteten, Norwoods Diener war kein beliebter Mann.
»Er wird für die anderen ein perfektes Scheusal sein, ich weiß es«, meinte sie.
»Trage ihm genügend Pflichten auf, damit er beschäftigt ist, dann hat er vielleicht keine Zeit dazu. Dies sollte einfach sein, in Anbetracht all der Arbeit, die im neuen Haus zu erledigen sein wird.«
Sie murmelte eine vorsichtige Zustimmung, aber ich konnte sehen, dass die Erinnerung an das, was auf sie zukommen würde, sie aufmunterte. Sie freute sich sehr darauf, ihr eigenes Haus einzurichten.
Wie durch ein Wunder hatte Norwood ein geeignetes Wohnhaus auf halber Strecke zwischen Glenbriar und Glenbriar Landing gefunden und gemietet. Er nannte es ihre »Ehehütte«. Das Wunder hatte darin bestanden, überhaupt ein Gebäude zu finden. Inzwischen war Long Island nicht nur mit Soldaten überflutet, sondern auch mit Kriegsgefangenen, und alle von ihnen benötigten eine Unterkunft. Ich hegte den Verdacht, dass Norwood seine eigene Art von Beeinflussung genutzt hatte, indem er seinen Titel so oft wie nur möglich ausnutzte.
Es war kein riesiges Herrenhaus, aber jedenfalls weitaus mehr als eine Hütte. Das Haus hatte einst einem Herrn gehört, der das Unglück gehabt hatte, zu Hause zu sein, als der übereifrige Colonel Heard und seine Truppe von Verrätern vor über einem Jahr zu Besuch gekommen waren. Heard war bereits in Hempstead gewesen, fest entschlossen, die Menschen dazu zu bringen, den Treueeid auf seinen amerikanischen »Kongress« zu schwören. Selbst Vater war von dieser Farce eingeholt worden, und es war ihm gelungen, die Angelegenheit mit einem Achselzucken abzutun, jenem anderen Herrn jedoch nicht. In dem tiefen Gefühl der Demütigung darüber, gezwungen worden zu sein, einen Eid zu leisten, um eine illegale Regierung zu unterstützen, für welche er nicht gestimmt hatte und die er auch nicht wollte, hatte er sein Heim zum Verkauf gestellt und hatte in diesem Sommer seine Familie nach Kanada geschickt – unmittelbar vor Lord Howes Ankunft.
Das Haus stand nur so lange leer, wie einige Offiziere benötigten, um es für sich zu beanspruchen und einzuziehen; und da sie Herren waren, hatten sie nicht die geringste Ahnung, wie alles, was mit Haushaltung zu tun hatte, zu organisieren sei. Sehr rasch war es so sehr heruntergewirtschaftet, dass jeder mögliche Käufer sich abwandte, noch bevor er das Eingangstor durchquerte. Die Offiziere waren bereits vor langer Zeit ausgezogen und Lord Howe nach New York gefolgt. Da kein Eigentümer anwesend war und der Makler verzweifelt Geld benötigte, war er äußerst begierig auf die klägliche Summe gewesen, welche Norwood für die Miete angeboten hatte. Seine Lordschaft hatte sehr richtig betont, dass das Haus Reparaturen benötigte und es sich bei den einzigen anderen wahrscheinlichen Bewohnern um Gefangene handelte, welche wenig oder überhaupt kein Geld besaßen. Eine Übereinkunft wurde getroffen, und Norwood und seine Ehefrau würden bald in ihren Wohnsitz einziehen.
Viel zu bald, jedenfalls für meinen Geschmack. Ich würde meine Schwester sehr
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