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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Gebäuden, die einem entschlossenen Beobachter dämonenbesessener Sterblicher Schutz boten.
    Großer Gott, ich hoffte, dass Jericho dieses Geschwätz erfolgreich unterbunden hatte. Da ich nicht den Wunsch hegte, ihm noch etwas hinzuzufügen, ging ich einige Schritte vom Fenster zurück, bevor ich meine Kontrolle über das Körperliche aufgab und hinausschwebte. Kurz fühlte ich den Fensterrahmen näher kommen, da spürte ich auch schon den Sog des Windes, der mich in den offenen Himmel zog.
    Hätte ich nicht meine Übungen vor Vater und Elizabeth durchgeführt, hätte ich diese Erfahrung, blind und zugleich unsichtbar zu reisen, sehr verwirrend gefunden. Eigentlich hätte ich erwartet, dass ein gewisses Maß an Verwirrung eine ganze Weile bleiben würde, bevor ich in der Lage wäre, ein solch ungewöhnliches Erleben zu meistern. Ich hatte mich aber bemerkenswert schnell daran gewöhnt und mutmaßte, dass der Grund warum ich diese Fähigkeit so mühelos erlernte, mit den offensichtlicheren inneren Veränderungen einherging. Während eine Raupe keine Ahnung vom Fliegen hat, hat sie nach der Verwandlung in einen Schmetterling keine Schwierigkeiten mehr, sich in die Lüfte zu erheben. Eine ähnliche Gabe des Verstehens musste während meiner eigenen Metamorphose im Grab meinem Sein auf irgendeine Art widerfahren sein.
    Ich trieb in die Höhe und weit vom Haus weg und nahm ganz allmählich genug Substanz an, die es mir gestattete, zu sehen, wohin genau ich geflogen war. Da diese Aktion meinem Körper Gewicht verlieh, verlor ich etwas an Höhe, aber nicht viel. Ich hielt mich an einer Stelle, die Arme ausgebreitet wie Flügel, und blickte verwundert auf das graue Land unter mir hinab. Dies erinnerte mich an die Zeit, als Oliver und ich auf das Dach eines der Türme in Cambridge geklettert waren, um uns die Aussicht anzusehen. Es schien uns, als seien wir wie die Götter, weit über den kleinen Menschen und Tieren, die auf dem elenden Boden unter uns krochen, aber am Ende konnten wir der Tatsache nicht entrinnen, dass unser Mittel, mit dem wir uns über sie erhoben, unser einsamer Turm, uns ebenso fest mit der Erde verband. Nun hatte ich überhaupt kein Band mehr, außer dem der Erinnerung, das leicht beiseite gelassen werden konnte. Im Augenblick war ich ein Vogel oder eine Wolke, ohne Sorge um irgendetwas, außer darum, diese unbekannte Freiheit um ihrer selbst willen zu genießen.
    Ich stieg über die höchsten Bäume auf oder tauchte in sie ein, um wie einjagender Habicht durch ihre Äste zu schießen, und dann noch weiter nach unten, um dicht über den Feldern und Weiden zu schweben. Ich sprang über jede Mauer und jeden Zaun, die auftauchten, leichter und schneller als in jedem Sprung, den ich je auf Rollys Rücken gemacht hatte.
    Ah, aber die meisten Vergnügungen haben ihren Preis, und wie es bei jeder Übung der Fall war, bemerkte ich auch hier, dass ich müde wurde und nach einer Erfrischung verlangte. Vor nur einer Woche noch hätte ich mein Bedürfnis mit Wein und einer Fleischpastete befriedigt, aber vor einer Woche war ich auch noch nicht in der Lage gewesen, zu fliegen. So, wie mein Fortbewegungsmittel sich geändert hatte, hatten dies auch die Bedürfnisse meines Appetits getan.
    Bisher hatte uns die Armee noch nicht all unsere Bestände weggenommen. Einige unserer Pferde standen auf Weiden in der Nähe des Hauses, und das waren diejenigen, von denen ich mich üblicherweise nährte. Wir besaßen auch Rinder, aber ich zog Pferde vor, da sie regelmäßig gestriegelt wurden und daher viel sauberer waren.
    Ich nahm noch mehr Substanz an, um besser sehen zu können, und stellte fest, dass ich mich ziemlich weit nach Süden hin bewegt hatte und nun umschwenken musste, um zurückzugelangen. Als ich in Sichtweite des Hauses kam, machte ich einen Sturzflug und materialisierte mich wieder, wobei meine Füße leicht auf dem abgegrasten Boden eines kleinen Feldes aufkamen. Die Pferde, die am anderen Ende dösten, schenkten mir zwar keine Beachtung, aber ihre Ohren bewegten sich ruckartig in meine Richtung, als ich auf sie zuging. Das Interesse wurde deutlicher, als ich in meine Tasche griff und einen kleinen Apfel hervorzog. Ich hielt ihn hoch, so dass ihn alle sehen konnten, und ich musste nun nur noch warten.
    Schließlich entschied Desdemona, die ein gieriges Wesen hatte, dass sie die Bestechung eher verdiente als die anderen, und kam gemächlich herüber, um sie sich zu holen. Während sie den Apfel geräuschvoll

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