Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
Vom Netzwerk:
Schlaf geraubt; dies würde nun nicht anders sein.
    Ich saß in der dunkelsten Ecke des Stalles und wartete grimmig darauf, dass sich die Sonne über den Horizont wälzte.
    Bald. Nur noch ein Moment oder zwei. Meine Glieder wurden bereits träge. Da ich keinen Sinn darin sah, den Tag in einer Position, die unbequem werden würde, erstarrt zu verbringen, legte ich mich flach hin, schloss die Augen und wartete ...
    ... wartete.
    Ich setzte mich auf, sicher, dass ich etwas gehört hatte, und hielt dann inne. Ich fühlte mich kalt wie Eis.
    Höchste Verwirrung packte mich. Ich konnte mich einige Augenblicke lang nicht bewegen oder denken, nicht wegen des sich nähernden Sonnenaufgangs, sondern einzig und allein aus Schrecken und meiner Desorientierung heraus.
    Ich war nicht mehr in der Scheune.
    Diese Tatsache, die mir plötzlich klar wurde, war die einzige Information, die sich meinem Gehirn einprägte. Wie ein unwillkommener Gast blieb sie dort und verdrängte alle anderen Gedanken. Ich verschwendete viel Zeit, indem ich zu verstehen versuchte, was mit mir geschehen war. In einem Moment hatte ich mich für den Tag auf dem harten Boden ausgestreckt, und im nächsten befand ich mich plötzlich im Gras unter dem offenen Himmel.
    Jemand muss mich von der Stelle bewegt haben, dachte ich. Dann wusste ich plötzlich, dass ich den Tag über fest geschlafen hatte. Es war der mit Freuden erwartete Sonnenuntergang, nicht der mit Furcht erwartete Sonnenaufgang, zu dessen Ankunft ich erwacht war.
    Nach so vielen Tagen ohne Ruhe hatte ich sie endlich wieder gefunden.
    Ruhe, keine schlechten Träume, überhaupt keine Träume, nur süßes Vergessen.
    Gott sei Dank.
    Aber wie war ich aus der Scheune gelangt? Vielleicht war Jericho vorbeigekommen, um nach mir zu sehen, und hatte es sich in den Kopf gesetzt, mich an einen anderen Ort zu bringen, obwohl die Frage, warum er so etwas tun sollte, über meine Vorstellungskraft hinausging. Wo – ?
    Mein Gehirn arbeitete wieder, nun, da die erste Überraschung vorbei war. Ich stand auf, bürstete mich mit den Händen ab und sah mich um. Ich hatte etwas gehört, und das Geräusch war immer noch da. Ein menschliches Geräusch, menschliches Reden.
    Deutsches Reden, schnell und größtenteils unverständlich für mich. Söldner. Verdammt! Die Söldner waren gekommen.
    Nun schien es offensichtlich zu sein, dass sie es waren, die mich aus der Scheune geholt hatten, und so ärgerlich es auch sein mochte, ich musste mit ihnen reden, oder zumindest mit ihrem Kommandanten. Hoffentlich sprach er mehr englisch als ich deutsch, dann könnte ich mit Fug und Recht eine Antwort auf die Frage verlangen, warum sie sich widerrechtlich auf meinem Land aufhielten.
    Erfüllt von Ärger über ihr Eindringen blickte ich mich um und entdeckte sofort einen Wachtposten. Ich war auf eine Seite des Grundstücks neben der Scheune gebracht worden; die Außenmauer befand sich zu meiner Rechten. Der Mann balancierte an der entfernteren Ecke und spähte um dieselbe auf eine Aktivität, die ihn offensichtlich nicht direkt betraf, aber für ihn von größtem Interesse zu sein schien. Ich pirschte mich an ihn heran und ließ meine Hand schwer auf seine Schulter fallen.
    »Entschuldigen Sie. Ihr Kommandant, wo ist er?«
    Leider fand ich heraus, dass das, was mein Lehrer Rapelji mir beigebracht hatte, der Wahrheit entsprach: Für jede Aktion gibt es eine gleiche entgegengesetzte Reaktion. Meinem brüsken, doch freundlichen Gruß wurde auf heftige Art begegnet. Der Mann fuhr herum, starrte mich mit wilden Augen an und ließ dann einen Schrei los, der so markerschütternd war, wie zu hören ich zuvor noch nie das Unglück gehabt hatte. Bevor ich die Gelegenheit hatte, noch etwas anderes zu tun oder zu sagen, wich er zurück, mit offenem Mund. Obwohl er keinen Atem mehr für weitere Schreie hatte, war er dennoch in der Lage, ein furchtbares Keuchen und Würgen auszustoßen. Ich dachte, er habe eine Art von Anfall, und ging auf ihn zu, indem ich die Hand ausstreckte.
    »Nein! Nein!«, kam seine heisere Reaktion, indem er noch weiter zurückwich.
    Er schien mich als eine Art Bedrohung wahrzunehmen. Bevor ich irgendeinen Versuch machen konnte, ihm das Gegenteil zu versichern, rannte er um die Ecke der Scheune und schrie zusammenhanglose Dinge.
    Verdammt, noch einmal. Ich ging ihm nach, um die Ecke – und bekam den zweiten Schrecken dieses Abends, als ich auf eine Phalanx nervös aussehender Söldner traf, die allesamt ihre Musketen auf

Weitere Kostenlose Bücher