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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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zu den anderen zurück und fand Ash, Tully und Norwood so vor, wie ich sie verlassen hatte. Der Geruch nach Blut, Schießpulver, Angst und Tod erfüllte den Raum.
    Ich drehte Norwood um. Seine Augen begannen soeben, sich mit einem Film zu bedecken und trübe zu werden. Sein letzter Gesichtsausdruck drückte verletzten Unglauben aus. Ash hatte ihn genau da getroffen, wo sein Herz sich befunden hätte, so er denn eines besessen hätte. Er war jenseits weltlicher Sorgen.
    Wie schade. Ich hätte die Gelegenheit, ihn sich drehen zu sehen, zu sehen, wie die Beine dieses Tanzlehrers in seinem letzten Tanz zuckten, hoch geschätzt. Dazu war es nun zu spät.
    Tully würde uns ebenfalls keinen Ärger mehr bereiten. Sein Hals war gebrochen. Sein Rückgrat ebenfalls, so wie es aussah. Ich nahm diesen indirekten Beweis meiner Stärke kaum mit einem Schulterzucken auf, als ob es nichts mit mir zu tun habe, als ob eine andere Person verrückt geworden sei und – Im Inneren fühlte ich mich taub und ein wenig kalt. Es war unmöglich zu sagen, ob dies mit meinem Körper oder mit meiner Seele zu tun hatte. Eine Schwere mit dem Gewicht von Eisen zog an mir, verlangsamte meine Bewegungen und meine Gedanken. Es gelang mir, mich zumindest zu erheben, um nach Ash zu sehen.
    Er lag auf dem Rücken, eine furchtbare Wunde genau über dem Herzen, und das Angesicht des Todes legte einen grauen Schatten über sein Gesicht.
    »Verflucht sei der Bastard«, ächzte er, als ich mich neben ihn kniete.
    »Kein Zweifel.«
    »Das war 'ne richtige Exekution. Er war 'n Verräter.«
    »Ja.«
    »Verflucht ... oh, Gott sei mir gnädig.« Seine Hände hielten die Wunde umklammert, unfähig, den Blutfluss zu stillen oder den Schmerz wegzudrängen.
    »Lassen Sie los«, sagte ich ihm. Ich wusste genau, genau, was er erlitt.
    »Wa...«
    Meine Augen, hart auf die seinen gerichtet, befahl ich ihm: »Lassen Sie los. Der Schmerz wird aufhören.«
    »Aufhören?«
    »Ja...«
    Wir starrten uns gegenseitig eine lange Minute an, ich still vor Konzentration, er, indes er seine letzten Atemzüge keuchte. Dann wurde seine Atmung leichter, und das Stöhnen verringerte sich. Seine Augen blickten in die Ferne und begannen sich auf etwas anderes zu richten. Ich erkannte diesen Blick. Ich wusste, was er sah. Ich hatte gespürt, wie sich diese tröstliche Schläfrigkeit an mich heranschlich. Ich war dort gewesen. Für eine kurze Zeit. Er konnte für immer bleiben.
    »Schlafen Sie ein, Mr. Ash«, flüsterte ich. Und das tat er.
    Ich schloss seine Augen. Ich schloss meine Augen.
    Aber ich konnte nicht das ausschließen, was geschehen war, was ich gesehen und gehört hatte. Das, was ich getan hatte. Gott sei uns allen gnädig.
    »Jonathan ?«
    Nur Elizabeths Stimme konnte mich aus der Schwärze reißen, die sich ihren Weg so schnell und vollkommen in meine Seele gebahnt hatte. Doch ich erkannte sie kaum. Konnte dieses dünne und furchtsame Flüstern wirklich zu ihr gehören? Sie rief wieder meinen Namen, und irgendwie kam ich auf die Beine und ging hinaus in die Halle. Sie stand oben an der Treppe und spähte angstvoll zu mir herab. Mit einer Hand hielt sie eine Pistole umklammert.
    »Es ist vorbei«, sagte ich.
    »Ich habe sie gehört... ich habe alles gehört...«
    Ich eilte zu ihr hinauf und hielt sie fest. »Es ist vorbei. Sie sind verschwunden.«
    »Ich wollte dir helfen, aber ich ...«
    »Nein, du hast das Richtige getan, indem du dich herausgehalten hast. Gott segne dich für deine Vernunft. Wenn dir irgendetwas zugestoßen wäre ...«
    Sie machte sich los. »Was ist mit James geschehen?«
    Er war der niedrigste Schuft gewesen, doch obwohl er sie in jedem Sinn des Wortes betrogen hatte, hatte sie ihn schließlich geliebt.
    Sie liebte ihn immer noch, wenn ich es richtig deutete. Solche Gefühle sterben nicht in einem Moment, egal, wie groß der Ärger, der die Liebe tötet, auch sein mag. Sie hält sich noch eine ganze Weile und bereitet Schmerz.
    Sie sah die Antwort in meinem Gesicht und versuchte sich von mir loszureißen, um zu ihm zu hasten. Doch ich hielt sie fest und bewahrte sie davor, in das Höllenloch dort unten hinabzueilen.
    EPILOG
    Tag für Tag kämpfte Elizabeth darum, sich selbst wiederzufinden. Sie verbrachte eine Menge Zeit in Vaters Bibliothek, nur sitzend und redend, oder nähend, oder auch, ohne viel zu tun. Er sprach mit ihr, wenn sie sich danach fühlte, oder hörte ihr zu, oder hielt sie fest, wenn sie weinte. In den Nächten, wenn sie nicht schlafen

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