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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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mich gerichtet hatten. Ich hob sofort meine Hände hoch.
    »Freund!«, piepste ich furchtsam, »Ich bin ein Freund! Freund!« Die Worte für »Nicht schießen« waren unglücklicherweise nicht Bestandteil meines begrenzten deutschen Vokabulars.
    Mein Gestammel ließ sie jedoch diese ersten kritischen Sekunden innehalten, und sie verwandelten mich mit ihren Musketenkugeln nicht in ein Sieb.
    Während sie zögerten, fügte ich hinzu: »Wo ist Ihr Kommandant?«
    Und dies traf einen richtigen Nerv. Sie waren offensichtlich diszipliniert genug, um sich an der militärischen Tugend, jede schwierige Entscheidung einer höheren Autorität zu überlassen, zu orientieren. Einige von ihnen schwankten, lockerten den Griff um ihre Waffen und blickten nach links, auf der Suche nach Führung. Ich drehte meinen Kopf nicht von ihnen fort, ließ aber meine Augen in diese Richtung wandern. Es gab einige Laternen, die für meine Sicht keinen Unterschied bedeuteten, doch für die ihre hilfreich waren. In einem solchen Lichtkegel am Eingang der Scheune stand ein kräftiger Mann in einer hoch dekorierten Offiziersuniform. Ich war nicht gut vertraut mit den Hoheitszeichen deutscher Ränge – nach dem, was ich wusste, hätte er ein Leutnant oder ein General sein können – aber hoffentlich würde er nun die Führung übernehmen und seine Männer beruhigen.
    »Guten Abend, Sir«, sagte ich, indem ich versuchte, meiner Stimme einen festen Klang zu verleihen.
    Er sah mich von oben bis unten an, als sei ich eine Art Verrückter, der auf dem örtlichen Marktplatz vorgeführt wird, und gab mir keine Antwort.
    »Mein Name ist Barrett. Ich lebe hier.«
    Er zog die Brauen zusammen und schürzte seine vollen Lippen zu einer wahrhaft furchtbaren Grimasse.
    »Dies ist mein Land«, stellte ich klar.
    Der Soldat, dem ich zuerst begegnet war, trat zögernd vor und salutierte. Die Kühnheit dieser Geste wurde ein wenig gedämpft durch seine Verrenkungen, die er machte, um mich gleichzeitig im Auge behalten zu können. Der Offizier fixierte ihn und gab eine kurze, gutturale Anmerkung von sich, offenbar eine Erlaubnis, zu sprechen. Darauf folgte ein schneller Ausbruch von Worten, die von Gesten begleitet wurden, als der Bursche eine Erklärung abgab. Er deutete sehr oft auf mich und das Innere der Scheune.
    Oh je. Wie der Sonnenaufgang, den ich versäumt hatte, dämmerte der Grund für all die Aufregung nun in meinem Gehirn. Oh je, oh je! und verdammt noch einmal und noch einmal und ...
    »Sie!« Der Offizier meinte mich. »Kommen Sie her.«
    Versuchsweise senkte ich meine Arme. Seine Männer feuerten nicht. Ich ging langsam hinüber und vertraute darauf, dass sie ihn mehr fürchteten als mich. Als ich nahe genug war, verbeugte ich mich formell und stellte mich erneut vor, dieses Mal mit mehr Würde und weniger Hast, und fragte nach seiner eigenen Identität.
    »Müller«, erwiderte er, wobei er etwas über seinen Rang hinzufügte, das zu schnell gesprochen war, als dass ich es verstanden hätte. Er machte eine kurze Andeutung einer Verbeugung und stand dann ruckartig stramm, um besser auf mich herabsehen zu können.
    Ich fragte ihn so höflich, wie ich nur konnte, warum er hier sei. Er konterte mit der gleichen Frage.
    Ich wiederholte, dass dies mein Land sei und dass ich hier lebte.
    »Sie leben in einer...«
    »Pardon?« Ich kannte das letzte Wort nicht. Er zeigte bedeutungsvoll auf die Scheune.
    Ich schaute beleidigt drein und teilte ihm mit, dass sich mein Haus an einer anderen Stelle des Grundstücks befinde.
    »Warum waren Sie in der Scheune?«, verlangte er zu wissen.
    Meine Erklärung, dass ich einen ganzen Tag lang gewandert sei und nur eine Pause gemacht habe, überzeugte ihn nicht.
    »Er war tot«, warf mein vorheriger Wächter ein wenig furchtsam ein.
    »Ich habe geschlafen«, korrigierte ich ihn streng, wobei mein Gesicht einen verbindlichen Ausdruck beibehielt.
    » Tot war er«, widersprach der Mann stur.
    Ich rollte die Augen und zuckte die Achseln, um den Eindruck zu vermitteln, dass der Mann seinen Verstand verloren hätte. Wenige der anderen Männer waren willens, ihren ersten Eindruck von mir, welcher wohl sehr anschaulich gewesen war, aufzugeben. Mehrere nickten ihr Einverständnis zu dem, was der Wachtposten gesagt hatte, und machten mit einer Hand verstohlene Gesten, die sie vermutlich gegen den bösen Blick schützen sollten. Diese waren wohl die Ersten, welche die Scheune betreten und meine scheinbar leblose »Leiche«
    gefunden

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