Der Energiekörper des Menschen - Handbuch der feinstofflichen Anatomie
Yogaweg gehen, den Patanjali in seinen Yogasutras empfiehlt:
Zurückhaltung üben ( Yama )
Spirituelle Selbstdisziplin entwickeln ( Niyama )
Körperhaltungen einsetzen ( Asana )
Atemkontrolle erlangen ( Pranayama )
Die Sinne zurückziehen ( Pratyahara )
Mentale Konzentration entwickeln ( Dharana )
Sich in tiefe Meditation begeben ( Dhyana )
Höheres Bewusstsein erlangen ( Samadhi )
Auf den ersten sechs Stufen wird mit dem Körper gearbeitet, auf den letzten beiden geht es darum, Zugang zum geistig Spirituellen zu bekommen. Diese Stufen stehen in Wechselwirkung mit der Bewegung durch die Koshas oder Ebenen der Entwicklung und bereiten den Weg für den Aufstieg der Kundalini.
Mit dieser Fähigkeit muss sorgfältig umgegangen werden, denn einen Teil des Entwicklungsprozesses zu überspringen bedeutet, letztlich »weggetreten« oder »ausgeklinkt« sein, weit entfernt vom täglichen Leben und der konkreten Welt. Idealerweise ist das Ajna-Individuum in der Lage, einen Zustand des nicht dualistischen Bewusstseins aufrechtzuerhalten. In der praktischen Realität – und es gibt eine praktische Realität, die zum Beispiel erfordert, dass wir Lebensmittel einkaufen und unsere Rechnungen bezahlen – muss die Ajna-Person die spirituelle Realität mit der physischen in Einklang bringen. Wenn sie dazu in der Lage sind, können Ajna-Menschen die wahren »Lichter« der Welt werden.
DIE SAHASRARA-PERSÖNLICHKEIT
Das Sahasrara-Chakra ist der höchste Punkt, zu dem die Kundalini aufsteigen kann. Hier löst sich das individuelle »Ich« im größeren Geist auf, wodurch sich paradoxerweise die Möglichkeit ergibt, das wahre Selbst zu leben. Für jemanden, der auf dieser Ebene lebt, ist die ganze Existenz ein ständiges Fest, auf dem er »das Selbst« und »alles« gleichzeitig ist. Im Idealfall zieht dies eine Loslösung vom physischen Körper nach sich sowie eine Befreiung von den Schmerzen, Mühen und Demütigungen dieser Welt. Diese Getrenntheit von der Welt kann aber auch zu Gefühllosigkeit und Unnahbarkeit führen sowie zu dem Gefühl, in einer Gruppe von Menschen ganz allein zu sein.
Die Sahasrara-Persönlichkeit ist normalerweise in der Lage, mithilfe ihrer Siddhis oder Kräfte Dinge oder Umstände zu manifestieren. Dadurch ergeben sich erstaunliche Gelegenheiten, anderen zu helfen. Viele Sahasrara-Individuen erreichen aufgrund ihrer erwachten und erweiterten Gaben einen Guru- oder Beinahe-Guru-Status. Manche halten sich jedoch aufgrund ihrer Begabung für etwas Besseres und werden Egoisten. Mit anderen Worten: Manche Sahasraras werden süchtig nach dem Ruhm und dem Reichtum, die besondere Begabungen mit sich bringen.
NADIS – KANÄLE FÜR DIE ENERGIE
Rein technisch gesehen sind Nadis zwar Kanäle für die Energie und hätten daher in Teil 4 behandelt werden können. Auf der anderen Seite sind sie so eng mit den Chakras und dem Kundalini-Prozess verbunden, dass sie nur im Verhältnis zu ihnen wirklich verstanden werden können. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns an dieser Stelle eingehender mit den Nadis.
Das Wort Nadi kommt von der Sanskrit-Wurzel nad und bedeutet »Bewegung«. Im Rigveda, der ältesten indischen Schrift, bedeutet nadi »Fluss« oder »Strom«. Dieser Begriff ist insofern passend, als die Nadis verschiedene feinstoffliche Energien durch den ganzen Körper transportieren. In dieser Rolle fungieren sie als Kanäle beziehungsweise eine Art Zuliefersystem für die Chakras. Sie tragen dazu bei, das physische System zu reinigen und zu handhaben und spielen eine wichtige Rolle für das Aufsteigen der Kundalini.
Die erste Erwähnung der Nadis in unserem Sinne finden wir in den ältesten Upanishaden aus dem siebten bis achten vorchristlichen Jahrhundert. Die entsprechenden Vorstellungen wurden in den späteren Upanishaden sowie in den Yoga- und Tantra-Schulen weiterentwickelt.
Nadis werden oft mit dem traditionellen chinesischen Meridiansystem verglichen. Beide Systeme verteilen Energie im Körper und interagieren mit den Chakras. Es gibt aber auch einige Unterschiede. Die meisten traditionellen chinesischen Medizinsysteme arbeiten mit den zwölf Hauptmeridianen. Es gibt aber sehr viel mehr Nadis. Die ersten Upanishaden gehen von 72 000 Nadis aus 26 , andere sprechen von zwischen 1000 und 350 000 Nadis – Letzteres behauptet ein sehr alter Text, das Shiva Samhita. 27 Die meisten Systeme, darunter auch der Ayurveda und die tibetische Tradition, haben sich jedoch auf etwa 72 000 verschiedene
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