Der Energiekörper des Menschen - Handbuch der feinstofflichen Anatomie
Nadis geeinigt. Einer der alten Texte beschreibt die Nadis so:
Im Herzen wohnt das Selbst, in dem sich hundert und ein Nerv (Nadi) verbinden. Von diesen hundert sendet jeder weitere hundert aus und dann senden letztere Ausläufer aus, zweiundsiebzig, jeder tausendmal. Diese sind von Vyana erfüllt, das in ihnen fließt. 28
Manche Experten behaupten, dass die Meridiane ein physisches Gegenstück im Meridian-Leitsystem haben, während die Nadis mit dem Nervensystem in Wechselwirkung stehen. Offenbar leiten die Nadis nicht nur Prana durch den Körper, sondern verwandeln es auch in verschiedene Arten von Energie für Organe, Drüsen und Gewebe.
Allerdings bringen nicht alle Experten die Nadis mit dem Nervensystem in Verbindung. Dr. Hiroshi Motoyama, Autor von mehr als zwanzig Büchern über östliche Medizin, sieht keinen Zusammenhang zwischen Nadis und Nerven. Er folgert aus der Tatsache, dass der Hauptnadi, Sushumna, durch die Wirbelsäule verläuft und die Nerven außerhalb dieses Zentrums liegen (sie laufen durch den Spinalkanal, der das Rückenmark umschließt), dass sie nichts mit den physischen Nerven zu tun haben können. Er weist auch darauf hin, dass die spinalen Zellen und die Zellen des Nervensystems von unterschiedlichen Stammeltern hervorgebracht werden. 29
Wie wir in Kapitel 38 (»Wissenschaft und Chakra-Theorie«) erfahren haben, glaubt Motoyama, dass Nadis und Meridiane identisch sein könnten. Es sieht beispielsweise eine große Ähnlichkeit zwischen dem Meridian Lenkergefäß und Sushumna, dem Hauptnadi, denn sie sind anatomisch verknüpft und erfüllen ähnliche Funktionen. Er theoretisiert auch über enge Verbindungen zwischen weiteren Meridianen und einigen anderen wichtigen Nadis. Dies bietet Rückendeckung für die Vorstellung, dass es unabhängig von der genauen Rolle, welche die Nadis spielen, eine starke Verbindung zwischen Chakras, Meridianen und Nerven gibt. 30
Im Tantra-Yoga, der in der indischen Tradition wurzelt, gibt es zwei Arten von Nadis:
Yoga-Nadis: Dies sind immaterielle, unsichtbare Kanäle für die feinstoffliche Energie. In dieser Gruppe gibt es zwei Arten von Nadis:
Manas, die Kanäle für den denkenden Geist (manchmal auch Manovahini- oder Manovahi-Nadis genant)
Chitta, die Kanäle für das fühlende Selbst (auch Chittavahi-Nadis genannt).
Grobstoffliche Nadis: Dies sind materielle, sichtbare Kanäle für die feinstoffliche Energie. Zu diesem Typ Nadi gehören Nerven, Muskeln, Gefäße des Herz-Kreislauf-und des Lymphsystems sowie die Akupunktur-Meridiane. 31
Sowohl grobstoffliche als auch feinstoffliche Nadis können Prana transportieren. Die Nadis, die diese Aufgabe erfüllen, heißen Pranavahi- oder Pranavahini-Nadis.
Fast alle scheinen sich darin einig zu sein, dass es drei Hauptnadis gibt: Sushumna in der Mitte des Körpers, Ida links davon und Pingala rechts. Die Hauptchakras werden von Sushumna versorgt, der im Innern der Wirbelsäule verläuft – von der Basis bis ins Zentrum des Gehirns.
Die Nadis Ida und Pingala kreuzen Sushumna wie eine Doppelhelix und stehen in Zusammenhang mit den sympathischen Nerven zu beiden Seiten des Rückenmarks. Diese drei Nadis arbeiten zusammen, um den physischen Körper zu reinigen und das Aufsteigen der Kundalini durch Sushumna anzuregen. Wenn er in geeigneter Weise durchgeführt wird, können sich auch im Laufe dieses Prozesses Siddhis oder scheinbar magische Kräfte entfalten.
Insgesamt gibt es vierzehn Hauptnadis. Und so wie Sushumna mit dem Lenkergefäß des Meridiansystems gleichgesetzt wird, wird auch jeder dieser Nadis mit einem anderen Meridian in Verbindung gebracht. 32
SUSHUMNA-NADI
Verlauf: Dies ist der zentrale Nadi, der durch die Wirbelsäule verläuft. Der Fluss beginnt an der Basis beziehungsweise im Muladhara-Chakra und endet im Sahasrara-oder Kronen-Chakra, wo er sich in zwei Ströme teilt. Der vordere fließt durch das Ajna- oder Stirn-Chakra, bevor er Brahmarandhra erreicht, den Sitz des höchsten Bewusstseins, das zwischen den beiden Gehirnhälften und dem Sahasrara-Chakra liegt. Der hintere zieht sich über den Hinterkopf, bevor er Brahmarandhra erreicht. Sushumna besteht aus drei Yoga-Nadis, die in Schichten angeordnet sind, nämlich:
Äußere Schicht: Sushumna. Diese strahlend rote Schicht ist mit den Sinnen schwer zu erfassen. Sie gilt als jenseits der Zeit existierend.
Mittlere Schicht: Vajrini- oder Vajra-Nadi. Mit seinem schillernden Wesen bringt dieser Nadi zwei konträre Eigenschaften zum
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