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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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zu Sankt Peter führte. Die aufgebrachte Menschenmenge folgte ihnen, doch dann drehten sich zwei der Schweizer um und senkten ihre Lanzen. Dieses Signal konnte niemand mißverstehen. Die Kinder und Frauen blieben zurück. Serena und Cesare warteten noch einen Augenblick, dann traten sie an die Gruppe heran und fragten eine Frau, was geschehen sei.
    »Diese Barbaren«, schimpfte die Frau, »packen unschuldige Kinder am hellichten Tag und verschleppen sie in die Casa Santa. Ihr Hurensöhne«, rief sie ihnen nach, »die ihr mitten aus der Hölle entsprungen seid! – Sie plagen die armen Kinder, die keine Bleibe haben und niemand etwas zuleide taten, nur weil einem dieser Purpurritter ihre Anwesenheit lästig ist.«
    »Zur Casa Santa?« fragte Cesare entsetzt. »Was genau ist passiert?«
    »Die Jungen wurden im Gewölbe des Vizedatars entdeckt, und der scheint um seine Weinfässer zu fürchten«, erwiderte die Frau, noch immer aufgebracht.
    Allmählich zerstreute sich die Menge, und unter den zurückbleibenden Kindern erkannte Cesare den wendigen Filippo, einen aus Luigis Bande. Cesare steckte Daumen und Zeigefinger der rechten Hand in den Mund und stieß einen kurzen Pfiff aus. Filippo kam herübergelaufen und begann ihnen den Vorfall umständlich zu erklären.
    »Einer von den Schreibern hat uns in Casales Gewölbe aufgestöbert; ich konnte mit Crassus und Felice durch die Fensterscharte verschwinden, aber Luigi und Massimiliano haben sie erwischt. Ihr glaubt gar nicht, in welch heller Aufregung die Schwarzröcke waren, als sie uns da unten entdeckten. Dabei haben wir weder die Weinfässer angerührt noch in den dicken Folianten geblättert, die dort zuhauf in den Regalen lagern. Von den seltsamen Gläsern, die wir in einer Ecke fanden, ließen wir ebenfalls die Finger. Eigentlich freuten wir uns lediglich daran, daß es in dem Gewölbe trocken und warm war.«
    »Das Gewölbe gehört Fabricio Casale?« Cesares Stimme klang aufgeschreckt.
    »Ja, dem Vizedatar.« Filippo nickte. »Es war ein Fehler, in das Gewölbe zu klettern. Die Schwarzkutten ließen sofort die Schweizer kommen, und dann hieß es, sie bringen Luigi und Massimiliano in die Casa Santa.«
    »Das sieht nicht gut für Luigi aus«, brummte Cesare; er war blaß geworden.
    Doch Filippo winkte trotzig ab. »Luigi spannt seinen Alten ein, dann ist er heute abend wieder frei.«
    Cesare schüttelte den Kopf. »Gegen Casale macht keiner das Maul auf, das schwöre ich dir.«
    »Verdammt«, fluchte Filippo und sah Serena hilfesuchend an. »Hast du keine Idee? Dir fällt doch sonst immer etwas ein.«
    »Ich weiß nicht.« Serena zuckte mit den Achseln. »Habt ihr denn wegen dem Dirnenmörder etwas herausgefunden?«
    »Deshalb sind wir ja überhaupt in Casales Gewölbe eingestiegen. Luigi schwört Stein und Bein, heute in aller Frühe den verrückten Schleicher in der Datarie gesehen zu haben. Daraufhin beobachteten wir das Gebäude, aber der Kerl tauchte nirgends auf. Dann müsse es einen Geheimgang geben, hat Luigi messerscharf geschlossen. Bereits in der Kaiserzeit sollen hier Katakomben gewesen sein, und außer dem Passetto müsse dem Papst noch ein weiterer Fluchtweg aus dem Vatikan zur Verfügung stehen. Also sind wir um die Häuser geschlichen. Zum Gewölbe des Casale führte eine schmale Scharte, und einer nach dem anderen ließen wir uns hinunterfallen. Einen Geheimgang haben wir zwar nicht entdeckt, aber dafür war es da angenehm warm und trocken. Nachdem wir neugierig die Regale erkundet hatten, sind wir einfach ein wenig sitzen geblieben. Luigi ließ einige herrliche Gruselmärchen über die Mörder in Purpur vom Stapel. Dann muß uns jemand gehört haben; jedenfalls schwang plötzlich die Tür auf, und zwei Kutten standen da. Wir sprangen zur Scharte und hievten uns gegenseitig hinauf, aber für Luigi und Massimiliano war es zu spät.«
    »Wir müssen etwas unternehmen.« Cesare hatte sich wieder gefangen und versuchte seine Angst mit Geschäftigkeit zu überspielen.
    »Ja«, pflichtete ihm Serena bei, »aber wir selbst sind hier hilflos. Wir müssen endlich den Dominikaner einweihen.«
    »Ihr wollt mit einem Mönch reden?« fragte Filippo entgeistert, denn er hatte noch nichts von dem deutschen Dominikaner gehört.
    Mit knappen Worten gab ihm Serena Auskunft. Dann liefen sie zu dritt aus dem Borgo hinaus und hinüber zur Stadt, um auf dem Campo de Fiori nach Jakob Ausschau zu halten.
    Die gute Stimmung am Markt hob die Zuversicht der drei, obwohl sie

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