Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
entgegnen konnte, klingelte Kitts Telefon. „Detective Lundgren.“
„Drehen Sie sich schon im Kreis, meine Liebe?“
Er! Kitt gab M.C. ein Zeichen, und diese informierte sofort die Leitstelle, damit der Anruf zurückverfolgt wurde.
„Wer ist denn da?“
„Sie wissen genau, wer hier ist. Ihr geliebter Peanut.“ Kitt musste sich zusammenreißen, als sie seinen verschlagenen Tonfall wahrnahm. „Ich hatte mich bereits gefragt, wann ich wohl wieder von Ihnen hören würde. Ich dachte schon, Sie würden kneifen.“
„Ich kneife nie.“
„Gut. Wir haben Ihnen das gegeben, was Sie haben wollten. Jetzt sind Sie an der Reihe. Geben Sie uns den Trittbrettfahrer.“
M.C. sprach immer noch mit der Leitstelle, während sie Mobiltelefon auf die Aktenmappe schrieb, die vor Kitt auf dem Tisch lag.
Verdammt! Sie musste ihn fünf Minuten lang in ein Gespräch verwickeln, sonst blieb er weiter unauffindbar.
„Was ist das für ein Gefühl, den Tod eines weiteren Mädchens auf dem Gewissen zu haben?“, fragte sie ihn.
„Die Frage muss ich Ihnen stellen, Kitt.“ Er lachte amüsiert auf. „Mir ist es egal, ob an meinen Händen Blut klebt, auch wenn es das Blut eines Kindes ist. Aber Ihnen ist das nicht egal.“
„Ich habe ein reines Gewissen.“
„Tatsächlich? Und was ist mit Ihrer Tochter? Klebt ihr Blut an Ihren Händen?“
Es kostete sie all ihre Kraft, nicht die Beherrschung zu verlieren. Genau das wollte er erreichen. Er genoss es, die Kontrolle über andere zu haben. Aber sie würde ihm nicht geben, was er haben wollte.
„Es geht hier nicht um mich“, sagte sie ruhig. „Sie haben mir Informationen versprochen, und ich erwarte, dass Sie sich an Ihre Zusage halten.“
Wieder lachte er. „Wie kommen denn die Ermittlungen voran?“
„Wir folgen einigen vielversprechenden Spuren.“
„Ja? Auch dem Jungen aus der Fun Zone?“
Das kam so überraschend, dass sie Mühe hatte, sich genau das nicht anmerken zu lassen, sondern ihre Frage beiläufig klingen zu lassen. „Woher wissen Sie von Todd?“
„Ich weiß alles. Ich bin allwissend und allmächtig – omnipotent, wie man so schön sagt.“
„Wie war das? Sie sind impotent?“
Sie warf M.C. einen flüchtigen Blick zu, die die Hand vorden Mund hielt, um nicht laut zu lachen.
Vermutlich war es keine so gute Idee, ihn zu verärgern, doch Kitt wollte wissen, wie weit sie bei ihm gehen konnte. Wie er reagierte, wenn sie seine Machtposition infrage stellte.
Auf diese Weise würde sie herausfinden, was ihn antrieb.
„Machen Sie das niemals wieder.“ Seine Stimme bebte förmlich.
Er war wütend auf sie.
Er nahm sich selbst sehr ernst.
Als sie zu M.C. sah und auf ihre Uhr deutete, hob die andere Frau drei Finger hoch.
Zwei Minuten musste sie ihn noch hinhalten.
Eine Kleinigkeit, sagte sie sich, doch unter diesen Umständen kamen ihr zwei Minuten wie eine halbe Ewigkeit vor.
„Tut mir leid. Manchmal geht mein Humor mit mir durch.“
„Sorgen Sie dafür, dass das nicht noch einmal passiert.“
Inzwischen hatte sich herumgesprochen, mit wem sie da sprach, doch Kitt konnte ihren Kollegen nur einen flüchtigen Blick zuwerfen. „Wie wäre es denn, wenn wir beide uns mal treffen? Auf diese Weise könnten wir uns besser kennenlernen.“
„Das halte ich für keine gute Idee, Kitt.“
„Ich käme allein. Wir könnten irgendwo etwas trinken, uns unterhalten …“
„Ich bin um Ihre Gesundheit besorgt, Kitt, nicht um meine. Ich weiß, Sie versuchen, den Anruf zurückzuverfolgen, also versuchen Sie nicht, mit mir zu spielen. Das Lagerhaus in Loves Park. Raum 7.“
Dann legte er auf. „Haben wir ihn?“, rief Kitt.
M.C. hielt eine Hand hoch, schließlich fluchte sie leise. „Nein, es haben noch ein paar Sekunden gefehlt.“
„Verdammt!“ Kitt griff nach ihrer Jacke. „Ich brauche einen Durchsuchungsbefehl für dieses Lagerhaus.“
„Kommt sofort.“
„Ich brauche mindestens zwei Streifenwagen. Und die Spurensicherung soll hinkommen.“
26. KAPITEL
Montag, 13. März 2006
9:40 Uhr
Loves Park war eine kleine Gemeinde, die im Norden an Rockford grenzte. Das Klischee, dass dort alle Frauen ihre Haare hochtoupiert trugen und alle Männer einen großen Pick-up fuhren, existierte schon seit Ewigkeiten.
Kitt wusste nicht so recht, wo es eigentlich herkam, zumal man ohne das Ortseingangsschild die Stadtgrenze zwischen Rockford und Loves Park gar nicht hätte bestimmen können. Es lag wohl einfach daran, dass Rockford sich schon immer für
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