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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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bestimmt nicht, ich denke, sie hatten mächtig Spaß beim Fressen, Saufen, Huren und Plündern.
    Aber sie brachten ihrer Heimat auch einige Vorteile. Nicht nur das Pensionsgeld, das fremde Staaten für jeden Schweizer in ihren Diensten zu zahlen hatten. Wohl selten ist in früher Zeit ein Volk auf so breiter Basis mit fremder Lebensart in Berührung gekommen. Und so widersinnig es sich anhören mag, der Kriegsdienst in fremden Ländern hat der Schweiz ihre Neutralität und damit ihren Frieden gesichert. Alle ausländischen Mächte hatten gern Schweizer in ihren Diensten und hüteten sich deshalb, mit den Kantonen Streit anzufangen.»
    Ein spöttisches Funkeln blitzte in Elenas Augen. «Frei nach dem Motto: Hau in der Fremde Köpfe ein, dann ist’s zu Hause nett und fein.»
    «Ich habe dir bereits gesagt, was ich von Kriegen halte. Aber du solltest bedenken, dass die Kriege nicht von den Schweizern angezettelt wurden, sondern von ihren Dienstherren.»
    «Jaja, wie bei der Waffenindustrie. Nicht die Kanone tötet, sondern der Böse, der sie abfeuert. Und wenn nicht wir unsere Waffen gegen schönes Geld an die Dritte Welt verkaufen, machen unsere Nachbarn den Reibach.» Mit Unschuldsmiene fügte sie hinzu: «Wir haben die Kanone nur gebaut. Wie konnten wir ahnen, dass jemand damit schießt?»
    «Soldaten sind leider notwendig, und sei es zur Abwehr feindlicher Angriffe. Hätte Clemens VII. mehr Soldaten zur Verfügung gehabt, wäre Rom ein schlimmes Schicksal erspart geblieben.»
    «War der Papst denn so unschuldig an dem Debakel?»
    «Nein, das nicht. Im Gegenteil, er hat sich als rechter Medici erwiesen und politisch so hemmungslos taktiert, dass er mit seinen wechselnden Bündnissen schließlich selbst in die Zwickmühle geriet. Und dann war der Feind plötzlich in Rom.»
    «Und was wollte er dort?»
    «Gute Frage.» Alexander sah über den Albaner See zum Westufer, wo sich in weiter Ferne Rom unter der schon obligatorischen Wolkenecke verbarg. «Das damalige Italien hat die Begehrlichkeit der großen Mächte geweckt, namentlich Habsburgs und Frankreichs. Beide, der allerchristlichste König Franz sowie der allerkatholischste König und Kaiser Karl, wollten sich Italien unter den Nagel reißen. Es erschien ihnen als leichte Beute, weil es durch die Aufteilung in viele kleine Staaten schwach war. Für Franz und Karl war es eine leckere Torte, die man sich Stück für Stück einverleiben wollte. Um nicht unterzugehen mussten die italienischen Staaten mit der einen oder anderen Seite paktieren, wobei die Seiten durchaus mehrmals gewechselt wurden Auch Clemens VII. war mit Kaiser Karl verbündet gewesen, bevor er sich mit Franz I.

    einließ. Das hat er wohl bitter bereut. Er und seine Nachfolger hatten lange am Wiederaufbau Roms zu knabbern.»
    «Also ist am Ende für niemanden etwas dabei herausgesprungen?»
    Alexander nickte. «Wie das bei Kriegen so ist.»
    «Du kennst dich gut aus mit dem Sacco di Roma.»
    «Kunststück! Das Erste, was ein Garderekrut eingebläut bekommt, ist, des sechsten Mais 1527 zu gedenken und der Tapferkeit, mit der die Schweizer an jenem Tag in den Tod gegangen sind. Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht! »
    «Wie war das eigentlich mit der Garde? Warum gibt es sie heute noch, obwohl sie 1527 aufgelöst wurde?»
    «Papst Paul III. hat sie 1548 wieder aufgestellt. Während der Wirren nach der Französischen Revolution und der Besetzung Roms durch Napoleon ist sie dann mehrmals aufgelöst und neu formiert worden. Seitdem besteht sie mit unterschiedlichen Strukturen, Aufgabenzuweisungen und Truppenstärken bis heute fort.»
    «Und die Rosins waren immer dabei.» Es war eine Feststellung, keine Frage. «Alter Schweizer Soldatenadel.»
    «Adel gerade nicht. Deshalb gab es auch böses Blut, als erst mein Vater und dann mein Onkel zum Kommandanten ernannt wurde. Und ich frage mich, ob das ein Motiv für den Mord sein könnte.»
    «Der Adel tötet den unwürdigen Bürger aus Standesgründen?»
    Elena kicherte. «Für mich klingt das absurd. Außerdem passt diese Theorie kaum zu den anderen Morden und steht in keinem ersichtlichen Zusammenhang mit den Ereignissen, die dein Vorfahr in seinem Geheimen Bericht schildert.»
    «Leider gibt es da kaum einen Zusammenhang außer …»
    Alexanders Stimme erstarb, während die Erinnerung an den sterbenden Pater Borghesi übermächtig wurde.
    «Woran denkst du?», fragte Elena sanft.
    «Als Borghesi starb, sagte er: Der Hort des Bösen … unter Sankt

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