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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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Scheinwerfer, die ihn anstrahlten, schimmerte der Palazzo delle Esposizioni bleich wie ein gigantischer, eckiger Totenschädel.
    Bazzini stand auf und näherte sich dem Stuhl, auf dem Alexander saß. «Vielleicht sind Sie wirklich ein Todesengel.
    Jemand, der heute zwei Menschen getötet hat. Und fast wären es drei geworden.»

    «Ich musste den Kerl von dem Bulldozer stoßen, er wollte mich umbringen.»
    Den zweiten Killer hatte man nicht gefunden. Alexander vermutete, dass der Fahrer des schilfgrünen Wagens – Borghesis Mörder – ihn aufgesammelt hatte. Sie mussten Komplizen sein.
    Auf einer kleinen Waldlichtung dreihundert Meter vor der Kirche hatte die Polizei Reifenspuren des Wagens gefunden.
    Hier hatte der dritte Killer gewartet bis Alexander den Pater verließ.
    «Ich spreche nicht von dem großen Unbekannten, sondern von einer Signorina Loredana Addobatti», fauchte Bazzini. «Sagt Ihnen der Name etwas?»
    «Ich habe heute Morgen mit einer jungen Frau namens Loredana gesprochen, als ich an der Via Appia das Heim der Weißen Tauben besuchte. Geht es ihr nicht gut?»
    Ein abfälliger Ausdruck trat auf Bazzinis grobporiges, vor Erregung gerötetes Gesicht. «Wie soll es schon einer Frau gehen, die in letzter Sekunde ihrem Mörder entkommen ist?
    Zum Glück war der Kerl dumm genug, sich als Schweizer namens Alexander vorzustellen.»
    «Wie das Mörder so tun, damit wir es mit ihnen nicht allzu schwer haben», sagte Donati.
    «Also, Signor Rosin, was ist wirklich zwischen Ihnen und dieser Signorina Addobatti vorgefallen?»
    Alexander schilderte wahrheitsgetreu seinen kurzen Besuch bei den Weißen Tauben. «Das Mädchen geriet in Panik und lief schreiend davon. Mehr war nicht. Vor allen Dingen bin ich kein Mörder. Der einzige Mensch, den ich getötet habe, ist der blonde Killer, Livio Montuori aus Ravenna.»
    «Sein Name war wohl kaum Livio Montuori», entgegnete Bazzini, der sich wieder hingesetzt hatte. «Und für ebenso unwahrscheinlich halte ich es, dass er aus Ravenna kam.»

    «Aber sein Pass!»
    «Eine sehr gute Arbeit», seufzte Bazzini. «Unsere Spezialisten haben lange gebraucht, um die Fälschung zu erkennen. Aber die Fakten sprechen für sich. Der einzige Livio Montuori, der in Ravenna gemeldet ist, ist neunundsiebzig und liegt mit einer schweren Herzattacke im Krankenhaus. Unter der im Pass angegebenen Adresse gab es einen Puff, der letztes Jahr seine Pforten geschlossen hat. Der Fälscher scheint ein Mann mit Humor zu sein. Im Gegensatz zu mir. Singen Sie endlich Ihre Arie, Mann!»
    «Ich habe Ihnen alles erzählt», erklärte Alexander und hoffte, dass er überzeugend klang.
    Er hatte der Polizei nichts von der Metallkassette gesagt, die er vor dem Eintreffen der Feuerwehr im Wald bei der Kirche versteckt hatte. Den genauen Inhalt seines Gesprächs mit Pater Borghesi hatte er ebenso sich behalten wie die seltsamen letzten Worte des Geistlichen und den Umstand, dass Borghesi ihn bei Marcel Daneggers Beerdigung aufgesucht hatte.
    Bazzini wirkte wie der Vesuv kurz vor der Eruption. «Sie fahren also eines Sonntags hinaus in die Albaner Berge, um in Ihrer Trauer um Ihren Onkel dessen Beichtvater aufzusuchen, und kurz darauf wird der Pater auf ähnlich grausame Weise getötet wie Raffaela Sini, mit der Sie ebenfalls ein Rendezvous hatten. Und wir sollen Ihnen glauben, dass Sie damit nichts zu tun haben?»
    «Das wäre schön.»
    Bazzini sprang so hektisch auf, dass sein Stuhl umkippte.
    Hätte sich in diesem Moment nicht sein Telefon mit einem melodiösen Klingeln gemeldet, hätte er sich wohl auf Alexander gestürzt.
    Nach dem kurzen Telefonat verkündete der Commissario:
    «Das war Dr. Gearroni. Bevor Pater Borghesi verbrannte, wurde er schwer misshandelt. Er hatte kaum einen heilen Knochen im Leib. Die Dottoressa meint, er wäre seinen inneren Blutungen erlegen, wäre das Feuer nicht schneller gewesen.»
    «Das muss der Mann in dem grünen Wagen gewesen sein», sagte Alexander. «Oder die Männer.»
    «Ja, mysteriöse Unbekannte haben wir reichlich in dem Fall», stellte Bazzini mit bitterem Spott fest und heftete seinen Blick wieder auf den Gardisten. «Und einen Zeugen, der uns nichts Handfestes mitteilen kann – oder will!»
    Alexander war froh, als Donati das Wort ergriff: «Immerhin haben wir einen toten Killer. Wir haben die Reifenspuren von dem fremden Wagen und die Spuren auf der Baustelle. Das alles trägt zu Signor Rosins Entlastung ebenso bei wie die Tatsache, dass ich selbst Zeuge

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