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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Erscheinung nichts mit Ineluki und den Ereignissen der letzten Zeit zu tun haben soll.« Sie hielt nachdenklich inne.
    »Etwas ist mir aufgefallen, das von Bedeutung sein könnte, obwohl es mir selbst nichts sagte. Als ich das Gebilde zuerst bemerkte, hörte oder fühlte ich das Wort ›Sumy’asu‹. Das heißt in der Sprache der Gartengeborenen ›Das Fünfte Haus‹.«
    »Das Fünfte Haus?«, wiederholte Tiamak verwirrt.
    »Ja.« Aditu legte sich wieder hin. »Ich weiß auch nicht, was damitgemeint ist. Aber es war der Name, den ich hörte, als ich dieses Ding der Macht zum ersten Mal wahrnahm.«
    »Ich werde Strangyeard fragen«, meinte Tiamak. »Und wir sollten es wohl auch Josua mitteilen. Er wird jedenfalls erleichtert sein, wenn er hört, dass es Euch wieder gutgeht.«
    »Ich bin müde. Ich glaube, ich werde eine Weile ruhig hier liegen bleiben und nachdenken.« Aditu bewegte die Hände in einer Gebärde, die der Wranna nicht kannte. »Ich danke Euch, Tiamak.«
    »Ich habe nichts getan.«
    »Ihr tatet, was Ihr konntet.« Sie schloss die Augen. »Mögen die Ahnen das alles begreifen – ich begreife es nicht. Ich habe Angst und würde viel darum geben, wenn ich mit meinen Verwandten sprechen könnte.«
    Tiamak stand auf und wanderte zurück zu den verschneiten Ufern des Kynslagh.

    Der Karren rollte aus. Die hölzernen Räder verstummten. Der Graf von Nad Mullach war überzeugt, dass er ihr schmerzliches Knarren ungemein satt haben würde, wenn die Reise zu Ende war.
    »Hier verabschieden wir uns«, rief er Isorn zu. Er ließ sein Pferd in der Obhut eines seiner Männer und ging durch den Schnee auf den jungen Rimmersmann zu, der ebenfalls abstieg und ihn umarmte.
    »Ja, wir sagen Lebewohl.« Isorn blickte auf den Karren mit Maegwins verhülltem Körper. »Ich kann dir nicht sagen, wie leid es mir tut. Sie hätte ein besseres Schicksal verdient. Du auch, Eolair.«
    Der Graf schüttelte ihm ein letztes Mal die Hand. »Meiner Erfahrung nach«, sagte er bitter, »kümmert es die Götter wenig, was ihre Knechte verdienen – zumindest sind die Belohnungen, die sie verteilen, für meinen Verstand zu hoch.« Er schloss für einen Moment die Augen. »Doch genug davon. Sie ist tot, und alle Klagen der Welt und alles Wüten gegen den Himmel können sie nicht zurückbringen. Ich werde sie bei denen, die sie liebte, begraben und dann Inahwen und meinem Volk helfen, alles wieder aufzubauen, so gut wir es vermögen.«
    »Und danach?«
    Eolair zuckte die Achseln. »Das wird wohl davon abhängen, ob es den Sithi gelingt, Elias und seinem Verbündeten Einhalt zu gebieten. Ich hoffe, du glaubst nicht, dass ich dir etwas Schlechtes wünsche, wenn ich dir sage, dass wir die Höhlen im Grianspog wieder herrichten werden – für alle Fälle.«
    Isorns Lächeln war schmal. »Du wärst ein Dummkopf, es nicht zu tun.«
    »Und trotzdem willst du mit ihnen gehen? Auch dein eigenes Volk braucht jetzt Hilfe, nachdem Skali tot ist.«
    »Ich weiß. Aber ich muss meine Familie und Josua finden. Meine Wunden sind so gut geheilt, dass ich reiten kann. Darum schließe ich mich den Sithi an – als einziger Sterblicher. Es wird ein einsamer Weg nach Erchester werden.«
    Eolair grinste. »So, wie Jirikis Volk reitet, jedenfalls kein langer.« Er sah auf seine Schar abgerissener Männer und wusste, dass sie lieber die von Schneestürmen verwüstete Frostmark durchqueren würden, als länger bei den Unsterblichen zu bleiben. »Aber wenn die Männer von Hernystir doch noch gebraucht werden, dann schick mir eine Botschaft nach Hernysadharc. Ich werde einen Weg finden, zu dir zu kommen.«
    »Ich weiß.«
    »Leb wohl, Isorn.«
    Eolair drehte sich um und ging zu seinem Pferd zurück. Als er aufsteigen wollte, ritten Jiriki und Likimeya, die ein Stück zurückgeblieben waren, auf ihn zu.
    »Männer von Hernystir.« Unter dem schwarzen Helm leuchteten Likimeyas Augen hell. »Wisst, dass wir euch ehren. Seit Prinz Sinnachs Tagen haben euer Volk und das unsere nicht mehr Seite an Seite gekämpft. Jetzt liegen eure Gefallenen neben unseren Toten, hier und in eurer Heimat. Wir danken euch.«
    Eolair hätte die Sitha mit dem strengen Gesicht am liebsten gefragt, was der Tod von achtzig Hernystiri nun eigentlich für einen Nutzen gehabt hatte; aber jetzt war nicht die Zeit für solche Auseinandersetzungen. Seine Männer standen unruhig, aber schweigend da und hatten nur den einen Wunsch, endlich aufzubrechen.
    »Ihr habt Hernystir von einer furchtbaren

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