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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Geißel befreit«, erwiderte er, wie es sich gehörte. Es gab Regeln, die man einhalten musste. »Auch wir danken und ehren Euch.«
    »Möget Ihr Frieden finden am Ende Eurer Reise, Graf Eolair«, sagte Jiriki. Seine schwarze Klinge Indreju hing an einer Hüfte. Wie seine Mutter war auch er gepanzert und sah einem fremdartigen Kriegsgott so ähnlich wie sie. »Und wenn Ihr ihn findet, möge er von Dauer sein.«
    »Der Himmel behüte Euch.« Eolair schwang sich in den Sattel und schwenkte den Arm, das Zeichen für den Kärrner. Langsam begannen sich die Räder zu drehen. Maegwins Leichentuch blähte sich im steifen, scharfen Wind.
    Und was mich angeht, dachte er, mögen mich die Götter von jetzt an in Ruhe lassen. Sie haben mein Volk und mein Leben vernichtet. Nun sollen sie ihre Aufmerksamkeit anderen Dingen zuwenden, damit wir, die wir noch übrig sind, von vorn anfangen können.
    Als er sich umdrehte, verharrten der Rimmersmann und die Sithi noch immer bewegungslos vor der aufgehenden Sonne. Er hob den Arm, und Isorn erwiderte die Geste des Abschieds.
    Eolair sah über den Schnee nach Westen. »Kommt, Männer meines Landes«, rief er seiner zerlumpten Rotte zu. »Wir gehen nach Hause.«

26
Das Lied des roten Sterns

    ier, trinkt.« Der Troll hielt ihm einen Wasserschlauch hin. »Ich bin Binabik vom Mintahoq. Ookequk war mein Meister. Und Ihr seid Padreic. Viele Male hat er von Euch gesprochen.«
    »Padreic ist tot«, keuchte der Mönch. Er nahm einen Schluck. Wasser rann über sein Kinn. Er war sichtlich erschöpft. »Ich bin längst ein anderer Mann.« Er schob den Schlauch mit zitternder Hand zur Seite. »Bei allen Göttern, alten und neuen, das war ein starker Schutzzauber an dieser Tür. Seit zwei Jahrzehnten habe ich etwas so Starkes nicht mehr zu sprengen versucht. Ich glaube, es hat mich fast umgebracht.« Er schüttelte den Kopf. »Was vielleicht besser gewesen wäre.«
    »Nun hört euch das an!«, explodierte Miriamel. »Ihr taucht hier plötzlich aus dem Nichts auf, aber was redet Ihr? Immer noch den gleichen Unsinn. Was tut Ihr hier?«
    Cadrach wollte ihr nicht in die Augen sehen. »Ich bin Euch gefolgt.«
    »Mir gefolgt? Von wo aus?«
    »Den ganzen Weg bis zum Stein des Abschieds – und dann weiter, als Ihr von dort geflohen seid.« Er musterte die Unterirdischen, die die Tür im Stein wieder geschlossen hatten und nun zusammengedrängt am entgegengesetzten Ende der Höhle standen und miteinander flüsterten, wobei sie auf den Eindringling starrten, als könnte er ein verkleideter Norne sein.
    »Und das hier sind – die Dornhaini.« Er schnitt eine Grimasse.
    »Ich dachte mir schon, dass der Türzauber von ihrer geschickten Hand stammte, aber ganz sicher konnte ich nicht sein. Wenn ich sonst ihren Spuren begegnete, waren sie nie so frisch.«
    Miriamel ließ sich nicht ablenken. »Cadrach! Ich will wissen, was Ihr hier tut und wer Euch verfolgt!«
    Der Mönch sah hinunter auf seine Hände, die in den Falten seiner zerschlissenen Kutte verkrampft waren. »Ich fürchte, ich habe die Nornen zu Euch und Euren Verbündeten geführt. Die weißen Ungeheuer haben sich fast sofort an meine Fersen geheftet, nachdem ich in die Katakomben hinabgestiegen bin. Ich hatte die größte Mühe, meinen Vorsprung nicht zu verlieren.«
    »Das heißt, Ihr habt sie hierhergelockt?« Miriamel wusste immer noch nicht, wie sie sich zu dem Wiedersehen mit Cadrach stellen sollte. Seitdem er sie und die anderen damals im Seen-Thrithing so schnöde im Stich gelassen hatte, war sie redlich bemüht gewesen, nicht mehr an ihn zu denken. Sie schämte sich noch immer wegen des Streits um Tiamaks Pergament.
    »Sie werden mich nie wieder fangen«, sagte der Mönch leidenschaftlich. »Wenn es mir nicht gelungen wäre, die Tür aufzubrechen, hätte ich mich eher von der Tan’ja-Treppe geworfen, als ihnen in die Hände zu fallen.«
    »Nun allerdings, sagt Ihr, stehen die Nornen dort draußen, und die Höhle besitzt nur eine Tür zum Hinausgehen«, warf Binabik ein. »Nicht viel Gutes habt Ihr für Euch getan, Cadrach oder Padreic oder wie immer Ihr jetzt auch heißt.« Binabik hatte von Miriamel und Simon schon viel über den Mönch gehört, und man sah ihm an, dass die Achtung vor dem, was der Hernystiri einmal gewesen war, in ihm mit dem Misstrauen gegen einen Menschen kämpfte, der die Freunde des Trolls verraten hatte. Er zuckte die Achseln. »Bei Chukkus Steinen! Genug vom Reden. Kümmern wir uns um wichtigere Dinge.« Er stand auf

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