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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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uns nicht lange darin aufhalten. Nur bis wir sicher sind, dass man uns nicht entdeckt.«
    Simon zuckte die Achseln. Er wusste immer noch nicht, wohin Miriamel eigentlich wollte und was der Grund für ihr Fortgehen war, aber sie hatte offensichtlich vorausgeplant.
    Sie ritten weiter auf den fernen Waldsaum zu.
     
    Am späten Nachmittag erreichten sie die ersten Ausläufer des Aldheorte. Die Sonne stand schon tief am Horizont, und ihr schräg einfallendes Licht färbte die Grashügel.
    Simon hatte angenommen, dass sie jetzt anhalten und sich am Waldrand, wo die Bäume weniger dicht standen, einen Lagerplatz suchen würden. Schließlich hatten sie seit dem Vorabend pausenlos im Sattel gesessen und nur gelegentlich ein kurzes Schläfchen am Wegrand eingelegt. Aber Miriamel war entschlossen, zuerst ein Stück ins Innere des Waldes vorzudringen, wo sie sicher sein konnten, nicht zufällig entdeckt zu werden. So ritten sie durch die immer enger aneinanderlehnenden Bäume, bis das Reiten sinnlos wurde. Dann führten sie die Pferde eine weitere Viertelmeile am Zügel. Als die Prinzessin endlich eine Stelle fand, die ihr zusagte, lag der Wald im letzten Abendrot. Unter dem schweren Dach der Bäume ruhte eine Welt aus gedämpften Blautönen.
    Simon beeilte sich, abzusteigen und ein Feuer zu entzünden. Als die Flammen fröhlich knisterten, bereiteten sie ihr Nachtlager. Miriamel hatte den Ort auch deshalb gewählt, weil in der Nähe ein kleiner Bach floss. Während sie ihre Mahlzeit zusammensuchte, führte er die Pferde zum Wasser und ließ sie trinken.
    Obwohl er fast den ganzen Tag geritten war, fühlte Simon sich merkwürdig wach, als hätte er vergessen, dass es so etwas wie Schlaf überhaupt gab. Nach dem Essen saßen die beiden am Feuer und sprachen über alltägliche Dinge, wobei Simon die Wahl der Gegenstände Miriamel überließ.
    Ihm ging anderes durch den Kopf, und er wunderte sich, wie sie mit solch leidenschaftlichem Ernst über das von Josua und Vara erwartete Kind sprechen konnte und Einzelheiten über die Schlacht mit Fengbald von ihm hören wollte, während noch so viele Fragen über ihre eigene Reise unbeantwortet waren. Endlich hatte er es satt und hob die Hand.
    »Genug jetzt. Ihr habt versprochen, Ihr würdet mir sagen, wohin wir unterwegs sind, Miriamel.«
    Bevor sie antwortete, blickte sie eine Weile in die Flammen. »Das ist wahr. Sicher war es nicht recht von mir, dich so weit mitzunehmen, ohne dich einzuweihen. Aber ich habe dich auch nicht gebeten, mich zu begleiten.«
    Simon war verletzt, gab sich aber Mühe, es nicht zu zeigen. »Jedenfalls bin ich nun hier. Darum nennt mir endlich unser Ziel.«
    Miriamel holte tief Atem und stieß ihn wieder aus. »Erkynland.«
    Er nickte. »Das habe ich mir gedacht. Es war nicht schwer zu erraten, nachdem ich Euch im Raed zugehört hatte. Aber wohin in Erkynland? Und was haben wir dort vor?«
    »Wir reiten zum Hochhorst.« Sie sah ihn gespannt an, als wollte sie seinen Widerspruch herausfordern.
    Ädon erbarm dich, dachte Simon und sagte: »Um Hellnagel zu holen?« Obwohl der bloße Gedanke Wahnsinn war, hatte er durchaus seinen Reiz. Hatte Simon nicht – zugegeben, mit der Hilfe anderer – Dorn gefunden? Wenn er Josua nun auch Hellnagel brachte, würde er vielleicht … Er wagte die Worte nicht einmal zu denken, aber plötzlich stand ihm ein Bild vor Augen: Er, Simon, eine Art Ritter-der-Ritter, ein Mann, der sogar um Prinzessinnen werben konnte …
    Energisch verdrängte er die Vorstellung. So etwas gab es nicht, jedenfalls nicht in Wirklichkeit. Außerdem würden er und Miriamel ohnehin von einem so tollkühnen Abenteuer nie zurückkommen.
    »Um Hellnagel zu holen?«, fragte er noch einmal.
    Miriamels Blick war immer noch scharf. »Vielleicht.«
    »Vielleicht? Was soll das heißen?«
    »Ich habe gesagt, ich würde dir erklären, wohin wir reiten«, versetzte sie. »Aber ich habe nicht gesagt, dass ich dir alles verraten würde, was mir durch den Kopf geht.«
    Gereizt hob Simon einen Stock auf, zerbrach ihn und warf die Stücke ins Feuer. »Beim blutigen Baum, Miriamel«, knurrte er, »warum benehmt Ihr Euch so? Ihr nennt mich Euren Freund, aber Ihr behandelt mich wie ein Kind.«
    »Ich behandle dich nicht wie ein Kind«, gab die Prinzessin hitzig zurück. »Du wolltest unbedingt mitkommen. Na gut. Aber mein Vorhaben ist meine eigene Angelegenheit, ob ich nun das Schwert aus der Burg holen will oder nur ein Paar versehentlich dort vergessener

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