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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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richtig verstanden hatte. »Miriamel – wovon redest du?«
    »Verflucht, Simon! Bist du wirklich so dumm, wie die Leute früher gedacht haben?« Sie hielt seine Hand mit beiden Händen fest. Auf ihren Wangen glänzten Tränen. »Es ist mir gleich, dass du ein Küchenjunge warst. Es kümmert mich nicht, dass dein Vater ein Fischer war. Ich will nur dich, Simon. Du hältst mich für verrückt, wie? Wahrscheinlich bin ich das auch.« Etwas Wildes klang aus ihrem Lachen, und sie ließ seine Hand einen Moment los, um sich die Augen zu wischen. »Ich denke darüber nach, seit der Turm fiel. Ich halte es einfach nicht aus! Onkel Isgrimnur und die anderen werden mich zwingen, den Thron zu besteigen, das weiß ich. Und ich werde wieder die alte Miriamel sein müssen, nur dass es jetzt noch unendlich viel schlimmer werden wird. Ich werde im Gefängnis sitzen. Und dann muss ich einen Mann wie Fengbald heiraten – dass er tot ist, heißt nicht, dass es nicht tausend andere gibt, die ihm zum Verwechseln ähnlich sind –, und ich werde nie mehr ein Abenteuer erleben, nie mehr frei sein, nie mehr tun dürfen, was ich will … und du wirst fortgehen, Simon, und ich werde dich verlieren, den einzigen Menschen, an dem mir etwas liegt.«
    Er stand auf und zog sie von ihrem Stein hoch, damit er sie in die Arme nehmen konnte. Sie zitterten beide, und eine ganze Weile konnte er sie nur an sich pressen und festhalten, als könnte der Wind sie davonwehen.
    »Ich liebe dich schon so lange, Miriamel.« Er brachte die Worte kaum heraus.
    »Du machst mir Angst. Du weißt gar nicht, wie sehr du mir Angst machst.« Ihre Stimme an seiner Brust klang erstickt. »Ich weiß nicht, was du siehst, wenn du mich anschaust. Nur bitte, geh nicht fort«, flehte sie. »Was immer geschieht, geh nicht fort.«
    »Das werde ich nicht.« Er bog sich zurück, um ihr ins Gesicht zusehen. Ihre Augen glitzerten, am unteren Rand der Wimpern bebten frische Tränen. Auch ihm gingen die Augen über. Er lachte, und seine Stimme brach. »Ich bleibe bei dir. Das habe ich dir doch versprochen, weißt du nicht mehr?«
    »Herr Seoman. Mein Simon. Du bist der Mann, den ich liebe.« Sie hielt den Atem an. »Wie ist das nur gekommen?«
    Er beugte sich zu ihr und küsste sie fest auf den Mund. Aneinandergeschmiegt standen sie da, und der Sternenhimmel drehte sich um sie. Simons Hand schob sich unter ihren Mantel, und seine Finger strichen über die langen Muskeln ihres Rückens. Miriamel zog ihn enger an sich und rieb ihr verweintes Gesicht an seinem Hals.
    Ihren Körper so dicht an seinem Körper zu spüren erfüllte Simon mit trunkenem, seligem Wahnsinn. Arm in Arm stolperten sie die wenigen Schritte zu seinem Zelt. Er schmeckte das Salz ihrer Tränen und bedeckte ihre Augen, Wangen und Lippen mit Küssen. Ihr Haar umwehte ihn und klebte an seinen feuchten Wangen.
    Im Inneren des Zeltes, versteckt vor den neugierigen Sternen, umschlangen sie sich, hielten einander fest, ertranken einer im anderen. Der Wind zupfte an den Zeltplanen, das einzige Geräusch außer dem Rascheln von Kleidern und dem drängenden Keuchen ihres Atems.
    Der Wind riss die Zeltklappe auf. Im matten Schein der Sterne war ihre Haut elfenbeinweiß und so glatt und warm unter seinen Fingern, dass er nie wieder etwas anderes berühren wollte. Seine Hand glitt über die Rundung ihrer Brust und streichelte ihre Hüfte. Er fühlte, wie sich etwas Starkes in ihm regte, ein Gefühl, der Furcht nicht unähnlich, aber süß, so süß. Sie hielt sein Gesicht in den Händen und trank seinen Atem und murmelte dabei leise, wortlose Laute. Als sein Mund über ihren Hals und hinab zum zarten Bogen des Schlüsselbeins wanderte, seufzte sie.
    Er drückte sie an sich, wollte sie verschlingen und von ihr verschlungen werden. Seine Augen schwammen in Tränen.
    »Ich liebe dich schon so lange«, flüsterte er.Simon erwachte nur langsam. Er fühlte sich schwer, sein Körper warm und knochenlos. Miriamels Kopf schmiegte sich an seine Schulter, und ihr Haar berührte weich seine Wangen und seinen Hals. Ihre schlanken Glieder umschlangen ihn. Ein ausgestreckter Arm breitete sich über seine Brust, Finger kitzelten ihn unter dem Kinn.
    Er zog sie an sein Herz. Sie murmelte schläfrig und rieb den Kopf an ihm.
    Die Zeltklappe raschelte. Ein Schatten, nur ein dunkler Fleck am Nachthimmel, erschien in der Öffnung.
    »Simon?«, flüsterte eine Stimme.
    Mit klopfendem Herzen, plötzlich voller Scham für die Prinzessin, versuchte Simon

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