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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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dir. Es liegt an mir.«
    Langes Schweigen. »Was soll das heißen?«
    »Mit dir ist alles in Ordnung, Simon. Du bist tapfer und gut und genauso, wie ein Mann sein sollte. Ich bin es, Simon. Ich bin es, die deine Liebe nicht verdient.«
    »Wovon redet Ihr?«
    Miriamel holte mühsam Luft und schüttelte heftig den Kopf.
    »Ich will nicht darüber sprechen. Lass mich, Simon. Such dir eine andere Liebste. Es gibt genug, die dich gern nehmen würden.« Sie drehte sich um und kehrte ihm den Rücken zu. Doch gerade jetzt, wo sie den Trost der Tränen am nötigsten gebraucht hätte, wollten sie sich nicht einstellen. Sie fühlte sich erregt und kalt und fremd in ihrer Haut.
    Seine Hand packte ihre Schulter. »Beim gottverdammten Baum , Miriamel, sprecht mit mir! Was soll das alles?«
    »Ich bin nicht mehr unberührt, Simon. Ich bin keine Jungfrau.« So. Es war heraus.
    Er brauchte fast eine Minute, bevor er antwortete. »Was?«
    »Ich habe mit einem Mann geschlafen.« Jetzt, nachdem der Anfang gemacht war, ging es leichter, als sie geglaubt hatte. Es war, als hörte sie jemand anderen reden. »Mit dem Edelmann aus Nabban, von dem ich dir erzählt habe. Der Cadrach und mich auf sein Schiff nahm. Aspitis Preves.«
    »Er hat Euch Gewalt angetan?« Es klang benommen, aber mit wachsendem Zorn. »Dieser … dieser …«
    Miriamels Lachen war kurz und bitter. »Nein, Simon, er hat mir keine Gewalt angetan. Ja, er hat mich gefangen gehalten, aber das kam erst später. Er war ein Ungeheuer – aber ich erlaubte ihm, das Bett mit mir zu teilen, und leistete keinen Widerstand.« Und um die Tür endgültig zuzuschlagen, damit Simon sie für immer in Ruhe ließ und sie ihm nach dieser Nacht nie wieder das Herz schwermachte, fügte sie hinzu: »Ich wollte es so. Er war schön. Ich wollte, dass er zu mir kam.«
    Simon stieß einen unartikulierten Laut aus und stand auf. Sein Atem ging rasselnd und schwer. Nach allem, was sie in der Dunkelheit von ihm erkennen konnte, hätte er im Begriff sein können, seine Gestalt zu wandeln. Er schien sprachlos – verwirrt wie ein Tier in der Falle. Dumpf grollend rannte er auf die Tür des Häuschens zu, die krachend aufsprang, als er in das Gewitter hinausrannte.
    Nach kurzer Zeit ging Miriamel hin und schloss die Tür. Sie war sicher, dass Simon zurückkommen würde. Danach würde er sie entweder verlassen oder mit ihr weiterreisen, aber alles würde anders sein. Es war gut so. Es musste sein.
    Ihr Kopf fühlte sich leer an. Ein paar Gedanken schienen darin herumzupoltern wie Steine, die klappernd in einen tiefen Brunnen fallen.
    Sie wartete lange auf den Schlaf. Gerade, als sie endlich hinüberzugleiten anfing, hörte sie Simon eintreten. Er zerrte seine Decken in die äußerste Ecke und legte sich hin. Keiner der beiden sprach ein Wort.
    Das Gewitter war vorbeigezogen, aber noch immer rann Wasser von der Decke. Miriamel zählte die Tropfen.Am Mittag des nächsten Tages fühlte Miriamel sich so weit gekräftigt, dass sie reiten konnte. Unter einem dunkel bewölkten Himmel brachen sie auf.
    Nach allem Schmerz und allen Gefühlen der letzten Nacht vermieden sie nun jede Berührung, wund und finster wie zwei Schwertkämpfer, die auf ihr letztes Gefecht warten. Sie redeten nur das Notwendigste, aber Miriamel bemerkte den ganzen Tag deutliche Zeichen von Simons Zorn, angefangen von der harschen Art, wie er sein Pferd sattelte und aufzäumte, bis hin zu der Tatsache, dass er vor ihr herritt – gerade noch so nah, dass sie ihn nicht aus den Augen verlor.
    Sie selbst fühlte eine gewisse Erleichterung. Das Schlimmste war heraus, und ein Zurück gab es nicht. Jetzt wusste Simon, wer sie wirklich war, und das würde am Ende das Beste für ihn sein. Es tat weh, dass er sie so verachtete, wie er es jetzt offensichtlich tat, aber das war besser, als ihm falsche Hoffnungen zu machen.
    Dennoch konnte sie ein Gefühl des Verlustes nicht unterdrücken. Es war so warm, so schön gewesen, ihn zu küssen und in seinem Arm zu liegen, ohne über alles nachdenken zu müssen. Wenn er nur nicht von Liebe gesprochen und sie damit gezwungen hätte, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Tief im Herzen hatte sie gewusst, dass jede Beziehung zwischen ihnen, die über bloße Freundschaft hinausging, ein Leben mit der Lüge bedeutet hätte. Aber es hatte Augenblicke, süße Augenblicke gegeben, in denen sie sich vorstellte, es könne anders sein.
    Auf den unsäglich schlammigen Straßen kämpften sie sich vorwärts, so gut sie

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