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Der Engländer

Der Engländer

Titel: Der Engländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Schweizer, die des Landesverrats verdächtigt werden. Peterson ist die Nummer zwei der Sektion.
    Er koordiniert ihre gesamte Arbeit.«
    »Wie haben Sie ihn dazu gebracht, mich laufenzulassen?«
    »Ich habe den unterwürfigen Juden gespielt. Ich habe ihnen wie üblich versprochen, daß wir nicht auf Schweizer Boden operieren werden, ohne uns zuvor mit Herrn Peterson und seinen Vorgesetzten im Schweizer Geheimdienst abgestimmt zu haben. Und ich habe ihnen von einem bestimmten Schweizer Waffenfabrikanten erzählt, der Bombenzünder meistbietend an Terroristen verkauft. Ich habe ihnen vorgeschlagen, die Situation zu bereinigen, bevor irgend jemand die Sache selbst in die Hand nimmt.«
    »Sie haben immer einen Trumpf im Ärmel.«
    »Aus Erfahrung weiß ich, daß man nie zu gut vorbereitet sein kann.«
    »Ich dachte, Ihre Amtszeit sei zu Ende.«
    »Sie sollte vor einem halben Jahr enden, aber der Premierminister hat mich gebeten, vorläufig im Amt zu bleiben.
    Angesichts der Lage in den besetzten Gebie ten waren wir beide der Ansicht, ein Führungswechsel am King Saul Boulevard sei jetzt nicht opportun.«
    Die Aufstände hat Schamron wahrscheinlich selbst organisiert, dachte Gabriel. Wie hätte er sich besser unentbehrlich machen können? Nein, dazu war nicht einmal Schamron imstande.
    »Mein Angebot gilt weiter.«
    »Welches Angebot meinen Sie?«
    »Stellvertretender Direktor der Operationsabteilung.«
    »Nein, danke.«
    Schamron zuckte mit den Schultern. »Erzählen Sie mir, was passiert ist. Ich will alles genau hören, vom Anfang bis zum Ende.«
    Gabriel mißtraute Schamron so sehr, daß er überlegte, ob er ihn seiner Theorie folgend, je weniger Schamron über etwas wisse, desto besser, mit einem kurzen Bericht abspeisen sollte.
    Aber zumindest hatten sie so unterwegs ein neues Thema, statt alte Kriege neu austragen zu müssen, deshalb erzählte Gabriel ihm alles von seiner Ankunft mit dem Nachtzug aus Paris bis zu seiner Festnahme und den Verhören. Während Gabriel sprach, sah Schamron aus dem Fenster und drehte dabei sein Feuerzeug zwischen den Fingern: im Uhrzeigersinn, gegen den Uhrzeigersinn, im Uhrzeigersinn, gegen den Uhrzeigersinn…
    »Haben Sie die Leiche gesehen?«
    »Sehr professionell, ein Schuß durchs Auge. Bestimmt war er tot, bevor sein Körper den Boden berührt hat. Ein Gnadenschuß war nicht nötig.«
    »Sind Sie bei den Vernehmungen geschlagen worden?«
    »Nein.«
    Das schien Schamron zu enttäuschen.
    »Peterson hat gesagt, die Ermittlungen seien unter Druck aus Bern eingestellt worden.«
    »Schon möglich, aber andererseits hätte Peterson Ihnen den Mord an Ali Hamidi nie anhängen können. Jemanden wegen eines fünfundzwanzig Jahre zurückliegenden Mordes den Prozeß zu machen, ist schwierig genug. Aber einen Profi zur Rechenschaft ziehen zu wollen…« Er zuckte mit den Schultern, als sei das aussichtslos. »Die Liquidierung Ali Hamidis war ein Kunstwerk. Keine Zeugen, keine Beweise.«
    Vor Gabriels innerem Auge erschien wieder das Filmstargesicht Ali Hamidis. Auf den Korridoren am King Saul Boulevard war der vielgeliebte Palästinenser als »Schwertfechter Allahs« bekannt gewesen. Verfasser von Bühnenstücken, die nie aufgeführt wurden, Verführer und Manipulator törichter junger Frauen. Tust du mir den Gefallen, dieses Päckchen an dieser Adresse abzuliefern? Du fliegst nach Tel Aviv? Bist du so nett, ein Päckchen für einen Freund mitzunehmen?
    Die Päckchen enthielten unweigerlich Sprengstoff, und seine Geliebten wurden mit allen, die zufällig in der Nähe waren, in tausend Stücke zerrissen. Eines Abends lernte Hamidi in einer Bar in Zürich-Niederdorf eine angebliche Studentin namens Trude kennen. Als sie vorschlug, zu ihr zu gehen, war Hamidi gern einverstanden. Wenige Minuten später führte sie ihn durch eine schmale Gasse, in der Gabriel mit einer Beretta Kaliber 22 lauerte. Noch jetzt glaubte er zu hören, wie die Geschosse in Hamidis Körper einschlugen.
    »Vermutlich sollte ich mich bei Ihnen dafür bedanken, daß Sie mich rausgeholt haben.«
    »Nein, Dankbezeugungen sind nicht nötig. Tatsächlich müßte ich mich bei Ihnen entschuldigen, fürchte ich.«
    »Entschuldigen? Wofür?«
    »Wäre ich nicht gewesen, hätten Sie Augustus Rolfes Villa nie betreten.«
    Rami, Schamrons allgegenwärtiger persönlicher Leibwächter, saß am Steuer des Mercedes. Schamron wies ihn an, in Kloten einen Rundkurs zu fahren. Gabriel beobachtete zwanzig Minuten lang, wie dieselbe Parade

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