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Der Entertainer

Der Entertainer

Titel: Der Entertainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keine Lücken gab. Hände besaß das Monstrum nicht, nur Pranken, die mit scharfen Nägeln versehen waren.
    Die fetzten, wenn sie einmal das Ziel getroffen hatten, alles auf. Egal, ob es Blech, Kunststoff oder Menschenhaut war. Und gerade vor letzterem hatte der Mann Angst.
    Der erste Schock war vorbei. Sein Gehirn bekam wieder genug Nachschub, um durchblutet zu werden, so daß sein Gedankenapparat ebenfalls anfing zu arbeiten.
    Er hatte ihn nie gesehen, aber genug davon gehört. Und jetzt wußte er, wer vor ihm stand. Es war der Entertainer!
    Der härteste und grausamste Killer Rios. Ein Töter, der auf nichts Rücksicht nahm, der eiskalt war und Leichen hinterließ, die kaum noch als Menschen zu erkennen waren.
    »Was ist denn?« schrie der eingeklemmte Mann im Jeep. »Verdammt, was ist los?«
    Er bekam keine Antwort mehr, denn während seiner Frage griff die Bestie an. Die brauchte nicht viel Distanz zu überwinden, das schaffte sie mit einem Sprung.
    Und sie packte zu.
    Das Opfer schrie nicht einmal, denn etwas war genau auf seine Kehle gezielt und traf auch.
    Da er den Blick nach unten gesenkt hatte, konnte er den roten Schwall noch sehen, eine Sekunde später fiel er bereits auf den weichen Boden und merkte nichts mehr. Im Wagen aber hockte der Verletzte. Er wußte es nicht, er ahnte nur, daß sich ein paar Schritte entfernt etwas Furchtbares abspielen mußte. Schreie bekam er nicht mit, dafür andere Laute und Geräusche, über die er lieber nicht nachdachte. Statt dessen arbeitete er an seiner Befreiung, aber jede Bewegung verursachte in seiner Brust Schmerzen. Wie glühende Pfeile jagten sie durch seinen Körper bis hinauf in den Hals, wo sie sich wie Explosivgeschosse verteilten.
    Es war furchtbar, und der Mann erlitt Qualen wie nie zuvor in seinem Leben.
    Er weinte, jammerte und kämpfte vergeblich gegen die Tücken der eingeklemmten Tür. Es war für ihn unmöglich, sie zu öffnen. Blieb nur die Chance, auf den Rücksitz zu klettern.
    Bei gebrochenen Rippen darf man sich wochenlang nicht bewegen. Das wußte jeder, auch wenn er kein Arzt war. Der Mann tat es trotzdem. Er wollte in den schmalen Fond, wo auch das Sitzbrett hochkant stand, rutschte immer wieder ab und zurück und sah allmählich seine Felle schwimmen. Dagegen kam er einfach nicht an.
    Aus seinen Augen schössen Tränen, und seine Wangen sahen aus wie eine nasse Rutschbahn.
    Er fiel wieder, blieb geduckt hocken, war still und erlebte plötzlich das schleichende Grauen.
    Es kam von außen und näherte sich seinem Blechgefängnis. Was tun?
    Noch einmal schreien?
    Nein, der Fahrer drehte den Kopf und legte ihn gleichzeitig in den Nacken, damit er hoch zum Fenster schauen konnte, das nur aus Rahmen bestand und keine Scheibe besaß.
    Dahinter wippten die Zweige des umgekippten Baums. Sie waren mit einem schleimigen Moos bewachsen. Zwischen ihnen hatten auch Lianen ein Netz gewoben.
    In dieses Bild hinein schob sich von unten her ein anderes. Furchtbar und schrecklich.
    Dunkles Menschenblut umsprühte die vorgeschobene Schnauze einer widerlichen Bestie. Für den Fahrer war klar, wessen Blut das Maul näßte. Und es war ihm ferner klar, daß es für ihn kein Loch mehr gab, in das er sich hätte verkriechen können. Wenn die Bestie es wollte, dann schaffte sie es sogar, den Körper durch das scheibenlose Fenster zu zerren. Es war seltsam, daß sich der Verletzte ausgerechnet davor am meisten fürchtete. Soweit kam es nicht.
    Zuerst drosch die Pranke gegen das äußere Türblech und beulte es noch stärker ein. Dann zerrte sie am Griff und riß ihn kurzerhand ab. Das gab dem Mann noch Sekunden, in denen er weiterleben konnte. Zwei Herzschläge später umkrallten die Pranken die Wagentür in Höhe des unteren Fensterholms.
    Hin kurzes Zerren, ein Ruck — und die Tür wurde abgerissen, als bestünde sie aus Pappe.
    Das Monstrum hatte sehr viel Kraft in diese Aktion gelegt. Es segelte zurück, die Tür noch umklammernd, rutschte auch aus, landete auf dem Rücken. Der Fahrer bekam freie Sicht. Er konnte seinen Freund sehen, von dem nur mehr ein dunkles, zusammengedrücktes Bündel zurückgeblieben war, das von wahren Fliegenschwärmen umschwirrt wurde.
    Der Entertainer schleuderte die Tür weg.
    Freie Bahn für ihn. Und er kam.
    Die Schreie des Fahrers gellten hinein in den tropischen Regenwald. Sie verscheuchten noch manche Vögel, die in einem Flatterschwarm flüchteten. Der Prankenschlag erstickte den Schrei. Stille breitete sich am Ort des Verbrechens

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