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Der Entertainer

Der Entertainer

Titel: Der Entertainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Eltern sind vermögend. Meinem Vater gehört eine große Praxis.«
    »Ist er Arzt?«
    »Nein, Anwalt.«
    »Für die Reichen?«
    »In der Regel.«
    »Und Sie, Maria, was ist mit Ihnen?«
    Da lachte sie und schob den Hut weit in den Nacken. »Wissen Sie, John, ich sollte nach meinem Studium in die Praxis einsteigen und habe erstens kein Jura studiert und zweitens liebend gern auf den Job verzichtet. Ich hasse das Elend, ich versuche, es zu bekämpfen, nicht mit Geld, nein, das würde in falsche Kanäle laufen. Ich will den Kindern etwas beibringen. Nur wer dumm ist oder nichts gelernt hat, kann geknechtet werden. Wer aber etwas kann, der wird sich auch wehren können und möglicherweise versuchen, die Verhältnisse zu ändern.«
    »Eine gute Einstellung!« lobte ich.
    »Fragt sich nur, ob sie auch Ihrem Vater gefällt!« meldete sich Suko vom Rücksitz her.
    Sie lachte auf. »Natürlich nicht. Mein Vater hat getobt, als er merkte, daß ich ihm entfleuchte und nicht in seine Praxis wollte. Er hat nur noch einen Sohn, der leider durch eine schwere Geisteskrankheit gezeichnet ist. Also ruhten seine Hoffnungen auf mir, aber ich habe ihn enttäuscht. Es hat natürlich lange Diskussionen mit meinem Vater gegeben, und wir haben uns dann auf einen Kompromiß geeinigt. Jeder geht seinen Weg, und ich habe ihm gesagt, daß ich es mir ja noch einmal überlegen könnte.«
    »Werden Sie das?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    Maria Falanga lenkte den Wagen sicher über den Dschungelpfad, als hätte sie nichts anderes zuvor getan. Es war eine Frau, die ihren Mann stand, und das in einer Hölle wie Rio. Hut ab… Die Entspannung wollte bei mir nicht einsetzen, obwohl ich mich nicht anzustrengen brauchte. Irgendwie störte mich etwas. Vielleicht war es mein Gefühl.
    Maria Falanga konnte es nicht sein. Ich konnte ihr Profil mit der leicht gebogenen Nase und den schmalen Lippen sehen. Durch den Hut bekam ihr Aussehen etwas Wildes, auch Männliches. Und dann bremste sie.
    Zum Glück war ich angeschnallt.
    Ich fiel nach vorn in den Gurt, der mich festhielt. Den Grund der plötzlichen Bremsung erkannte ich erst, als Maria zur Seite deutete.
    »Schauen Sie?«
    Ein Wagen war von der Straße abgekommen und geradewegs in den Dschungel gerast. Er hatte eine Schneise hinterlassen, bevor ihn mächtiges Wurzelwerk auffangen konnte.
    »Kennen Sie den?«
    Ich nickte nur, aber Suko hinter uns gab die Antwort. »Das ist der Jeep, mit dem wir gekommen sind.«
    »Und weiter?«
    »Wahrscheinlich sind die beiden Führer mit ihm zurückgefahren.« Ich wollte die Tür öffnen und aussteigen, doch Maria hielt meinen Arm fest und sprach so laut, daß es auch Suko verstehen konnte.
    »Das Medium sprach von einer Tat, die sich nicht weit entfernt ereignet hat. Machen wir uns also auf das Schlimmste gefaßt.«
    »Okay!« flüsterte ich und öffnete die Tür. Diesmal hielt sie mich nicht auf. Ich hatte als erster den Rand der Dschungelpiste erreicht und schaute auf die Unglücksstelle. Sie war furchtbar anzusehen. Scheiben besaß der Wagen nicht, ich konnte in das Innere schauen, wo vieles von einer dunkelroten Farbe bespritzt war.
    Es fiel mir nicht leicht, nahe an das Fahrzeug heranzugehen. Maria blieb zurück, Suko begleitete mich, und auch er konnte das Erschrecken nicht verbergen.
    »Diese verfluchte Bestie!« keucht er nur. »Dieser verdammte Killer.«
    »Das ist nur einer«, flüsterte ich rauh.
    »Warte.« Suko umging den Wagen. Ich schaute über die hochkant liegende Kühlerhaube hinweg und sah meinen Freund winken. Er stand neben einem zusammengerollt wirkenden Etwas, das einmal ein Mensch gewesen war. Jetzt nicht mehr.
    Ich schloß die Augen. Plötzlich erfaßte mich der Schwindel. Die Dschungelwelt hier war zu einem Zerrbild des Schreckens geworden. Das Geräusch der summenden Schmeißfliegen ließ mich fast durchdrehen. Am liebsten hätte ich jede einzelne erschlagen. Ich drehte mich um, als auch Suko ging. Maria Falanga erwartete uns mit herabhängenden Armen. Sie stand regungslos wie eine Statue da und konnte kaum reden.
    »Haben Sie das erwartet?« fragte ich.
    »Nein, aber befürchtet.«
    Ich nickte. »Das Medium hatte recht, aber es wußte nicht, wo das Grauenvolle geschah. Stellt sich die Frage, was wir jetzt tun sollen.«
    Suko gab die Antwort. »Wären wir in London, würde ich die Kollegen anrufen, aber hier…«
    Maria griff seine Worte auf. »Sie haben recht, hier ist nicht London. Ich bin mir auch nicht sicher, ob sich unsere Polizisten bis

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