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Der Entertainer

Der Entertainer

Titel: Der Entertainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hierher hochquälen werden. Zwei Tote mehr oder weniger, was macht das in dieser Stadt schon? Das ist zwar zynisch, doch es entspricht den Tatsachen.«
    »Haben Sie einen Vorschlag?«
    Maria schaute mich an. »Ja. Können wir davon ausgehen, daß sich der Entertainer noch hier in der Gegend aufhält, oder wird er sich auf den Weg in die Stadt gemacht haben?«
    »Beides ist möglich.«
    »Man müßte zumindest mit der Polizei telefonieren!« schlug Suko vor. Er war nicht davon abzubringen.
    Die junge Frau verzog die Lippen. »Telefonieren ist gut. Hier können Sie nur trommeln.« Sie trat gegen einen fauligen Baumstumpf. »Ich möchte davon trotzdem nicht abgehen.«
    »Inwiefern?«
    »Nicht allzu weit wohnen meine Eltern. Wir fahren dorthin und informieren Cavaldos. Er leitet ja die Kommission, die sich um die Fälle kümmern soll. Obwohl da nichts bei herauskommen wird und Cavaldos sich kaum auf den Weg hier in den Dschungel machen wird.«
    Ich konnte nicht widersprechen. Maria Falanga kannte die Verhältnisse besser als ich. »Haben wir denn weit zu fahren?«
    »Nein. Sie müssen sich nur auf mich verlassen. Ich kenne Abkürzungen.«
    »Einverstanden.«
    Auch Suko nickte, bevor er sagte: »Möglicherweise läuft uns der Entertainer sogar vor die Reifen. Dann werden wir ihm das Programm gestalten.«
    Maria stieg noch nicht ein. »Da wäre noch etwas, das ich Ihnen sagen möchte.« Sie senkte den Blick und lächelte ein wenig sparsam. »Es geht um meine Eltern. Sie feiern heute, geben eine Party, ein Fest, wie immer Sie wollen. Stört Sie das?«
    »Warum?«
    »Es war nur eine Frage.«
    »Wir brauchen ja nicht mitzufeiern«, meinte Suko. »Außerdem sind wir dafür nicht angezogen.«
    Sie lachte. »Was interessiert schon die Kleidung eines Menschen, wenn sein Inneres nichts taugt?«
    »Das sagen Sie. Die Gesellschaft sieht es anders.«
    Wir nahmen die gleichen Plätze ein wie auf der Herfahrt. Ich schaute in den Außenspiegel. Der Jeep zeichnete sich darin ab, die beiden Toten entdeckte ich nicht.
    »Müssen wir quer durch den Dschungel?«
    »Ja.«
    »Und da gibt es Wege?« Ich war skeptisch.
    »Keine Sorge, John, die Strecke bin ich schon öfter gefahren. Es wird zwar eine Schaukelpartie, aber wir werden es überstehen.«
    »Ja, Unkraut vergeht nicht…«
    ***
    »Du mußt dich anziehen, Kind«, sagte Madame Oviano zu ihrem jungen Schützling.
    Coco saß neben ihr. Sie schaute hoch. »Warum soll ich das?«
    »Es gehört sich so.«
    »Gut.« Coco stand auf und ging mit schleppenden Schritten davon. Sie verschwand hinter dem Grabmal, wo sie ihre Kleidung zu Boden gelegt hatte. Das schlichte Kleid hob sie an, schüttelte es aus, streifte es über und raffte anschließend den Rock, um in die Jeans zu steigen. Ansonsten ging sie barfuß.
    Madame Oviano war nicht auf dem Grabstein sitzengeblieben. Sie schritt über den alten Friedhof und sprach mit den Menschen, die dort apathisch hockten und auf so etwas wie ein Wunder warteten. Es waren Leute, die manchmal lange Wege auf sich genommen hatten, um den Friedhof zu erreichen. Jetzt mußte die Frau sie wegschicken, und es tat ihr sehr leid, daß sie nicht anders handeln konnte.
    »Werden wir keinen Kontakt bekommen, Madame?«
    »Später.«
    »Warum nicht heute?« fragte ein alter Mann. »Ich will mit meiner Frau reden.«
    »Die Sterne stehen nicht gut. Die Toten halten sich zurück. Sie wollen es einfach nicht.«
    »Wann kommst du wieder?«
    Es tat ihr leid, die Menschen ohne einen Erfolg zurücklassen zu müssen, doch andere Dinge waren jetzt wichtiger. Es gab das Böse, und Coco hatte es greifbar gesehen.
    Das Mädchen war angezogen und wartete auf Madame. Es hielt sich im Schatten der Grabstelle und wollte von den Menschen nicht unbedingt gesehen werden. Die würden ihre Kerzen wieder einpacken und allmählich verschwinden.
    Die Voodoo-Königin schloß die Tür des Grabmals mit einem großen Schlüssel ab. Es würde sich zwar niemand trauen, das kleine Totenhaus zu betreten, doch niemand konnte vorhersagen, wer sich alles auf den alten Friedhof verirrte.
    »Können wir jetzt gehen?« fragte Coco.
    »Du willst zu mir?«
    »Dort bin ich doch sicher.«
    »Dann fürchtest du dich?«
    Coco überlegte. Sie ist noch immer unter den Nachwirkungen der letzten Meditation. »Es war einfach zu schlimm, Madame. Ich weiß nicht, ob es sich zurückgezogen hat.«
    »Du spürst Angst, wie?«
    »Ja, so ist es. Ich habe das Bohren in mir. Es war einfach furchtbar. Ich habe das noch nie

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