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Der entzauberte Regenbogen

Der entzauberte Regenbogen

Titel: Der entzauberte Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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letzten Million Jahre sei «vielleicht der schnellste Fortschritt in der Entwicklung eines komplizierten Organs, den wir aus der gesamten Geschichte des Lebens kennen». Das mag eine Übertreibung sein, aber schnell ist die Evolution des menschlichen Gehirns zweifellos verlaufen. Im Vergleich zu anderen Menschenaffen ist der Schädel des heutigen Menschen, oder zumindest der gewölbte Teil, der das Gehirn beherbergt, aufgeblasen wie ein Ballon. Wenn wir fragen, warum es so gekommen ist, können allgemeine Gründe, warum ein großes Gehirn nützlich ist, nicht befriedigen. Solche allgemeinen Vorteile würden wahrscheinlich für viele Tiere gelten, insbesondere für solche, die sich – wie die meisten Primaten – in der komplizierten, dreidimensionalen Welt der Baumkronen orientieren müssen. Eine befriedigende Erklärung müsste uns Auskunft darüber geben, warum eine bestimmte Abstammungslinie der Menschenaffen – nämlich diejenige, die von den Bäumen stieg – plötzlich davonzog und alle anderen Primaten hinter sich ließ.
    Früher war es modern, die geringe Zahl der Fossilien zu beklagen – oder sich je nach persönlichem Standpunkt hämisch darüber zu freuen –, die den Homo sapiens mit unseren Vorfahren unter den Menschenaffen verbinden. Das hat sich mittlerweile geändert. Heute verfügen wir über eine relativ vollständige Fossilienreihe, und wenn wir in die Vergangenheit vordringen, beobachten wir über die verschiedenen Arten der Gattung Homo hinweg eine allmähliche Schrumpfung des Gehirnschädels bis zu unserer Vorgängergattung Australopithecus , bei der er ungefähr so groß war wie bei den heutigen Schimpansen. Der wichtigste Unterschied zwischen Lucy oder Mrs.   Ples (zwei berühmten Australopithecinen) und einem Schimpansen betraf überhaupt nicht das Gehirn, sondern die Gewohnheit der Australopithecinen, aufrecht auf zwei Beinen zu gehen. Schimpansen tun das nur gelegentlich. Das Anschwellen des Denkballons vollzog sich innerhalb von drei Millionen Jahren von Australopithecus über Homo habilis , Homo erectus und den frühen Homo sapiens bis hin zum Jetztmenschen.
    Etwas Ähnliches hat sich offensichtlich auch in der Entwicklung des Computers abgespielt. Aber während das Gehirn des Menschen anschwoll wie ein Ballon, ähnelt der Fortschritt des Computers eher einer Explosion. Nach dem Moore-Gesetz verdoppelt sich die Leistungsfähigkeit der Rechner einer bestimmten physischen Größe alle 1,5 Jahre. (Das ist die moderne Version des Gesetzes. Als Moore es vor über dreißig Jahren formulierte, meinte er damit die Zahl der Transistoren, die sich nach seinen Messungen alle zwei Jahre verdoppelte. Die Computerleistung wuchs sogar noch schneller, weil die Transistoren nicht nur kleiner und billiger, sondern auch schneller wurden.) Der mittlerweile verstorbene Christopher Evans, ein in Informatik bewanderter Psychologe, formulierte den entscheidenden Punkt sehr eindringlich:
     
    Die heutigen Autos unterscheiden sich von denen der unmittelbaren Nachkriegszeit in einer ganzen Reihe von Eigenschaften. Sie sind, wenn man die verheerenden Wirkungen der Inflation abzieht, billiger, und außerdem sind sie wirtschaftlicher und sparsamer … Aber nehmen wir einmal einen Augenblick lang an, die Automobilbranche hätte sich mit der gleichen Geschwindigkeit und über den gleichen Zeitraum entwickelt wie die Computer: Um wie viel billiger und leistungsfähiger wären dann die heutigen Modelle? Wer den Vergleich noch nicht kennt, ist von der Antwort erschüttert. Man könnte einen Rolls-Royce für 1,35 Pfund kaufen, und er würde bei einem Verbrauch von 0,00015 Litern auf 100 Kilometer so viel Energie liefern, dass er die Queen Elizabeth   II. antreiben könnte. Und wer sich für Miniaturisierung interessiert: Man könnte ein halbes Dutzend davon auf einem Stecknadelkopf unterbringen.
    The Mighty Micro (1979)
     
    Im Zeitrahmen der biologischen Evolution spielt sich natürlich alles zwangsläufig viel langsamer ab. Unter anderem liegt das daran, dass Verbesserungen nur entstehen können, indem Individuen sterben und Konkurrenten sich fortpflanzen. Deshalb lassen sich die absoluten Geschwindigkeiten nicht vergleichen. Stellt man aber die Gehirne von Australopithecus , Homo habilis , Homo erectus und Homo sapiens nebeneinander, erhält man eine ungefähre, um sechs Zehnerpotenzen langsamere Entsprechung zum Moore-Gesetz. Von Lucy bis zum Homo sapiens hat sich die Gehirngröße ungefähr alle

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