Der entzauberte Regenbogen
massenhaft vorhanden. Sie kommen in Verbindung mit vielen anderen Dingen vor, beispielsweise mit Schmutz und «schlechter Luft»; deshalb lässt sich nur schwer feststellen, welcher der vielen zusammenhängenden Faktoren entscheidend ist, d. h., wieder einmal stehen trügerische Zusammenhänge im Weg.
Hier nun einige Scheinzusammenhänge, die man entdeckt zu haben glaubte.
Falscher Zusammenhang
Grund für leichte Irreführung
Dürre lässt sich durch einen Regentanz beenden (oder durch Menschenopfer oder durch Ziegenblut, das auf die Nieren eines Frettchens tropft, oder eine beliebige andere Vorschrift der jeweiligen Religion).
Gelegentlich kommt nach einem Regentanz (usw.) zufällig tatsächlich der Regen, und solche Glücksfälle bleiben im Gedächtnis. Folgt auf den Regentanz kein Regen, wird unterstellt, bei der Zeremonie habe etwas nicht gestimmt, oder die Götter seien aus anderen Gründen erzürnt: eine einigermaßen plausible Entschuldigung zu finden, ist immer einfach.
Kometen und andere astronomische Ereignisse sind Vorboten für politische Umwälzungen und Menschheitskrisen.
Siehe oben. Außerdem haben die Astrologen ein Interesse daran, diesen Mythos zu unterstützen, genau wie es zweifellos im Interesse der Priester und Medizinmänner ist, die Mythen über Regentänze und Frettchennieren am Leben zu erhalten.
Nach einer Pechsträhne wächst die Chance auf eine Glückssträhne.
Haben wir weiterhin Pech, nehmen wir an, die Pechsträhne sei noch nicht zu Ende, und freuen uns umso mehr darauf, dass es bald so weit ist. Setzt sich das Pech nicht fort, scheint sich die Prophezeiung erfüllt zu haben. Unbewusst definieren wir eine Pech«strähne» anhand ihres Endes. Deshalb muss darauf offensichtlich eine Glückssträhne folgen.
Wir sind nicht die einzigen Tiere, die in der Natur nach nichtzufälligen Gesetzmäßigkeiten suchen, und nicht als einzige Tiere machen wir Fehler, die man Aberglauben nennen kann. Diese beiden Tatsachen zeigen sich sehr hübsch an einem Apparat, den man nach dem berühmten amerikanischen Psychologen B. F. Skinner als Skinner-Box bezeichnet. Eine Skinner-Box ist ein einfaches, aber sehr vielseitiges Gerät, mit dem man in der Regel die Psychologie von Ratten oder Tauben untersucht. Sie besteht aus einer Kiste, und an einer Wand dieser Kiste sind ein oder mehrere Schalter angebracht, die eine Taube (beispielsweise) durch Picken mit dem Schnabel bedienen kann. Außerdem enthält sie eine elektrisch betriebene Vorrichtung, die Futter (oder eine andere Belohnung) abgibt. Beide Teile sind so verbunden, daß sich die Betätigung des Schalters auf den Futtergeber auswirkt. Im einfachsten Fall erhält der Vogel jedes Mal eine Belohnung, wenn er auf den Schalter pickt. Tauben lernen sehr schnell, was zu tun ist. Das Gleiche schaffen auch Ratten und – in einer entsprechend größeren und stabiler gebauten Skinner-Box – Schweine.
Wir wissen, dass die Kausalbeziehung zwischen dem Picken am Schalter und dem Futter durch den elektrischen Apparat hergestellt wird, aber der Taube ist es nicht bekannt. Aus ihrer Sicht könnte das Picken am Schalter das Gleiche sein wie ein Regentanz. Außerdem kann es sich auch um einen schwachen statistischen Zusammenhang handeln. Der Apparat kann so konstruiert sein, dass nicht jede Betätigung des Schalters belohnt wird, sondern nur beispielsweise eine von zehn. Das kann buchstäblich jedes zehnte Picken sein, oder aber es kann – bei anderer Einstellung des Geräts – bedeuten, dass im Durchschnitt eine von zehn Betätigungen des Schalters belohnt wird, wobei die Zahl der jeweils erforderlichen Betätigungen im Einzelfall zufällig ermittelt wird. Man kann auch eine Uhr einbauen, die während eines Zehntels des gesamten Zeitraums auf das Picken hin die Belohnung freigibt, wobei man aber vorher nicht weiß, in welchem Zehntel. Tauben und Ratten lernen demnach, die Schalter zu betätigen, obwohl man eigentlich glauben könnte, man müsse ein ganz guter Statistiker sein, um die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung zu erkennen. Man kann die Tiere auf ein Schema trainieren, bei dem nur ein sehr kleiner Teil der Betätigungen belohnt wird. Interessanterweise bleibt eine Gewohnheit, die mit sehr seltener Belohnung erlernt wird, länger bestehen, als wenn der Apparat jedes Mal eine Belohnung abgibt: Im zweiten Fall lässt das Interesse der Taube sehr schnell nach, wenn man den Futtergeber ganz abschaltet. Denkt man genauer darüber nach, erscheint das
Weitere Kostenlose Bücher