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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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neben Fethan her – einem alten Fahrensmann in diesem Beruf, der schon mehr als sein halbes Leben lang an den Teichen arbeitete; daher rührte auch die riesige Wölbung auf seiner Brust unter dem roten Bart, wo sich unter dem Hemd der Skole ernährte.
    »Was ist los?«, zischte Eldene.
    Fethan warf ihr aus blutunterlaufenen Augen einen kurzen Blick zu und verzog die Miene zur Parodie eines Lächelns, womit er verriet, dass ihm die vorderen Zähne fehlten – anscheinend das Opfer von Schlägen durch einen der Stadtproktoren. »Ein Trikonus. Muss anner fehlerhaften Membran gelegen haben. Ist durchgebrochen und in einem von Dents Teichen ertrunken; hat die Hälfte der Squerme darin vergiftet.«
    Eldene spürte, wie sich ihr der Magen verkrampfte: also musste eine halbe Teichladung Totlinge herausgefischt werden. »Wie groß?«, wollte sie wissen.
    »Ausgewachsene Squerme«, antwortete Fethan und senkte dann die Lautstärke. »Jetzt wäre ne gute Gelegenheit unterzutauchen. Jede Wette, dass einer von uns heute rangenommen wird.«
    Eldene dachte darüber nach. Fethan neckte sie schon seit einiger Zeit gnadenlos mit ›dem Untergrund‹ – warf gelegentlich etwas ein, um ihre Neugier zu wecken, um dann alles wieder als Gerüchte und Mythen abzutun. Eldene hielt für wahrscheinlich, dass alles ein Mythos war. Bislang hatte sie nie die Spur von einer Widerstandsbewegung gesehen, wohl aber reichlich Spuren von etwas, dem man sich eigentlich widersetzen sollte. Sie blickte zu den Satelliten und Raumstationen der Theokratie hinauf, wie sie am inzwischen lavendelfarbigen Himmel oder vor der Kugel des Gasriesen glitzerten und alle das Licht der Sonne spiegelten, die in Kürze hinter dem Horizont hervorbrechen würde. Dann blickte sie über die Teichlandschaft hinweg dem sich ihnen rasch nähernden Aerofan von Proktor Volus entgegen, einem Fahrzeug mit seitlich montiertem elektromagnetischem Geschütz. Welche Chance hätte irgendeine Widerstandsbewegung gehabt gegen Satellitenlaser am Himmel und die Religionspolizei der Theokratie, die hier unten konstant die planetare Bevölkerung überwachte?
    Offensichtlich hatten sie den fraglichen Teich erreicht, als Ulat stehen blieb und ins Wasser starrte, die Arme in die Hüften gestemmt. Dent stand händeringend an der Seite des Vormanns, den Glatzkopf gesenkt. Dass ein Trikonus durch die Membran gebrochen war, die das Teichwasser von der unteren planetaren Erdschicht trennte, lag nicht an irgendeinem Fehler, den er begangen hatte. Eher ging der Zwischenfall auf Privatgeschäfte Ulats zurück – der probiert hatte, ob eine Membran nicht auch drei Saisons lang hielt, um sich die Einsparung in die eigene Tasche zu stecken. Eldene wusste jedoch nur zu gut, dass die Schuld immer an den Arbeitern hängen blieb, egal wie unschuldig sie waren.
    »Hast du ihn überprüft, ehe er gefüllt wurde?«, fragte Ulat, nachdem er die Maske heruntergeklappt hatte. Der Einsatz einer solchen Atemausrüstung zeigte, dass er ein Bürger und nicht nur ein Arbeiter war, auch wenn er sich dadurch nicht zum Rang eines wahren Bruders hinaufschwang. Diese erhabene Stellung wurde nur durch die Gabe möglich, welche ihrerseits nur von Angehörigen des Klerus verliehen werden konnte, deren Rang vom Vikar aufwärts reichte.
    »Das habe ich, Ulat«, antwortete Dent.
    Ulat schob sich die Maske wieder vors Gesicht, als er erneut forschend den Teich betrachtete. Im flachen Wasser lag eine Molluske, so groß wie der Rumpf eines Mannes. Die Kreatur bestand aus drei weißen Muschelkegeln in einer engen Konfiguration wie bei einer Panflöte, allerdings mit knötchenartigen fleischigen Köpfen, die tief in jeder Muschelöffnung steckten. Rings um dieses Tier war das Wasser bläulich verfärbt, und die einzigen in seiner Nähe erkennbaren Squerme bewegten sich entweder gar nicht oder zerbrachen gerade in einzelne Segmente. Die restlichen Squerme hatten sich an den Teichrändern in den dortigen Tangmatten versammelt und zischten und zuckten wie bösartige Metallspaghetti. Als Ulat sich zu der Stelle umwandte, wo Volus mit seinem Aerofan landete, verdeckte die Maske nicht eine beunruhigte und zugleich verstohlene Miene. Eldene wurde klar, dass Ulat jetzt, wo der Proktor zur Stelle war, keine Chance mehr hatte, die Katastrophe zu vertuschen und den Verlust auf natürliche Ausfälle durch Totlinge zurückzuführen. Jemand, das wusste Eldene, würde bestraft werden.
    »Das denke ich nicht«, sagte Ulat und versetzte Dent

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