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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Urreptil. Irgendwie hatte sie den Kern ihrer Intelligenz abtrennen können, irgendwie … Auf einmal entdeckte er auch, dass es leere Stellen in ihr gab, wohin zwar Dschaina-Myzelien vordrangen, wo er aber trotzdem nichts wahrnahm.
    »Nicht so viel Lenkungsgewalt, wie du gedacht hattest«, sagte Aphran, öffnete dunkle, stark blutunterlaufene Augen und drehte den Kopf, damit sie ihn mustern konnte.
    Skellors Reaktion erfolgte wie ein Peitschenhieb. Während sich die Dschaina-Architektur rings um Aphran schloss, ihren Körper zermalmte und zum Platzen brachte, konzentrierte er auf dem Weg durch supraleitende Fäden Wärme und pumpte reinen Sauerstoff durch nanoskopische Röhren. Zerbrochen und im Begriff zu zerfallen, flammte Aphran plötzlich magnesiumhell auf; und als Skellor seinen Verlust an Zäpfchen und Stäbchen im Auge wieder ausglich und die Nachbilder beseitigte, sah er, dass von Aphran nicht mehr geblieben war als schwarzer Rauch, der in der Luft erstarrte. Nicht ganz abschütteln konnte er jedoch das Echo eines Gelächters, das durch die Struktur hallte – eine Struktur, die ihm in diesem Augenblick so fremd geworden war, wie sie es an und für sich stets gewesen war.
    Die Explosion hatte ihn zu Boden geschleudert und durch dichte Vegetation geprügelt, ehe sie ihn mit einer stinkenden Mixtur aus in der Hitze weich gewordenen Wurzelstöcken und Schlamm überschüttete. Während Ranken von Feuer unheimlich durch den Nachthimmel züngelten und dabei entweichendem Sauerstoff nachjagten, setzte sich Molat inmitten des Schlamassels auf und wechselte erneut die Papiermaske. Er musste nicht lange Ausschau halten, um zu erkennen, dass er Glück gehabt hatte.
    Einen der drei Soldaten hinter ihm hatte ein Blitz erwischt, noch während er davonrannte, und vom Hinterkopf bis zu den Knöcheln war die Kleidung verbrannt und die Haut schwarz verkohlt. Verschont geblieben waren lediglich das Fleisch unter der versengten Sauerstoffflasche und der gerippte Schlauch, der sich um den Hals zur Maske schlängelte. Ob dieser Mann nun mehr Glück gehabt hatte als ein anderer Soldat weiter hinten, der nur noch eine geringelte Ascheskulptur war und ganz offenkundig tot, das vermochte Molat nicht wirklich zu beurteilen. Als der Mann stöhnte, sich teilweise auf die Seite drehte und zu Molat aufblickte – wobei sich in der schwarzen Haut rote Risse öffneten und sofort Blut aus ihnen lief –, wollte der Proktor nur noch auf die Beine kommen und weglaufen.
    »Das war knapp«, sagte der Verbrannte, »aber Gott war gnädig.« Er tastete auf dem Rücken nach einer frischen Maske aus dem Paket seitlich an der Sauerstoffflasche. Als er nur nacktes Metall und Asche ertastete, machte er ein verwirrtes Gesicht, bis er nach weiterem Herumtasten eine handgroße Kruste der eigenen Haut abzog. Er machte große Augen und brach in einen entsetzlichen Klagelaut aus.
    Molat schloss die Augen und wandte sich ab. Er hätte am liebsten gekotzt, aber der Mund war erstarrt und der Bauch ein Klumpen Blei. Mit geschlossenen Augen hörte er neben sich das vertraute Knattern eines elektromagnetischen Gewehrs; der Klagelaut brach unvermittelt ab, und er spürte, wie ihm etwas an die Brust prasselte. Er wusste genau, was passiert war, stemmte sich hoch und warf nur einen kurzen Blick auf die Leiche, die jetzt mit nur noch einem halben Kopf neben ihm lag; dann wandte er sich Speelan zu, der die Waffe in der Hand hielt, wobei das Kabel zum Energiepaket am Gürtel des einzigen überlebenden Soldaten straff gespannt war.
    Speelan gab dem Soldaten das Gewehr zurück und sagte: »Gehen wir weiter.«
    Molat fragte: »Wohin?«
    Aberil trat jetzt in den Lichtschein, der von den nach wie vor glühenden Trümmern des Landungsbootes herrührte. Während er Molat von Kopf bis Fuß musterte, fiel dem Proktor auf, dass irgendetwas, vielleicht ein Splitter aus heißem Metall, eine saubere Münze Fleisch von Aberils Wangenknochen geschält und eine blutlose Wunde hinterlassen hatte, die wie ein drittes Auge wirkte.
    »Wir müssen den Outlinker finden. Unser Jerrick …«, Aberil deutete auf den überlebenden Soldaten, »… wird seine Spuren finden, und dann stöbern wir ihn auf.«
    »Aber warum?«, wollte Molat wissen.
    »Weil ich es sage«, knurrte Aberil. Vielleicht als Reaktion auf Speelans fragende Miene, deutete er mit einem Finger in den Nachthimmel und setzte hinzu: »Und weil ihn die Kreatur dort oben aus irgendeinem Grund in die Hand bekommen möchte, sodass

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