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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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und weil ich es möchte«, lautete die Antwort.
    John hatte absichtlich eine gewisse Sturheit in die KI der Lyric II programmiert, aber manchmal fragte sich Jarvellis doch, warum sie nicht auch eine so nette, höfliche und hilfreiche KI hatten, wie man sie auf anderen Schiffen antraf.
    »Sehr gut«, fuhr sie fort, »er kann womöglich noch weitaus mehr … tatsächlich muss man sogar davon ausgehen, wenn er ein Polis-Schlachtschiff übernehmen konnte.« Jarvellis spürte, wie sich in ihr alles verkrampfte. Da war sie wieder: die Unentschlossenheit, die aus der Angst resultierte, die falsche Entscheidung zu treffen – weil zu viel zu verlieren war.
    »Verdammt!« Sie schlug mit beiden Händen auf die Konsole. »Gehen wir einfach von einem technischen Niveau auf einer Höhe mit dem des Schlachtschiffs aus. So … demzufolge müsste uns das Chamäleonware- Feld vor allem abschirmen, außer einer wirklich genauen Erkundung, aber es tarnt uns nicht mehr, falls wir die Antischwerkraft einsetzen.«
    »Sehe ich auch so«, bemerkte die KI.
    Jarvellis starrte auf den Bildschirm, der ihr den See und das Flusstal dahinter zeigte: die hoch aufragenden Felswände und das Gestrüpp, das sich vom matten Beige zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in dunkles Grün und Rot verwandelt hatte, in grelles Purpur und Licht verschlingendes Schwarz. »Also müssen wir den Ionenantrieb und die Gasschubtriebwerke einsetzen, um aus dieser Falle zu entkommen.«
    »Damit hinterlässt du eine Ionenspur«, mahnte die KI sie zur Vorsicht.
    Jarvellis nickte. »Aber eine diffuse, weil ich die Ionenmaschine nur zum Start einsetze, und eine ganz besonders diffuse, weil die Schubrichtung in den Fluss gerichtet sein wird, wodurch das Wasser den größten Teil aufsaugt. Wäre es besser, wenn wir hier blieben?«
    »Auf der Basis von Polis-Technologie zu urteilen, nein«, entgegnete die KI.
    »Und falls ›der Skellor‹ über eine höher entwickelte Technik verfügt?«
    »Wiederum nein.«
    »Dann starten wir«, sagte Jarvellis.
    »Was geschieht, wenn du vom Fluss abschwenkst?«, fragte die KI, wahrscheinlich über Jarvellis' kleinen Sieg verärgert.
    »Es sind hundert Kilometer bis zu der Stelle, wo er schließlich auf die Ebene hinausläuft. Ich denke, wir zerbrechen uns darüber den Kopf, wenn wir so weit gekommen sind.«
    Der KI fiel nichts weiter ein, also streckte Jarvellis die Hände aus, und ihre Finger liefen mit geübter Lässigkeit über die Steuerungselemente. Sie bemerkte, dass die KI eigenständig die Tanks mit gereinigtem Wasser aus dem See gefüllt hatte, sodass keinerlei Treibstoffmangel für den Fusionsreaktor bestand, der um das Zentrum des Schiffes verlief, und auch nicht für die Ionenfunktion der Triebwerke, die jetzt mit leisem Trommeln hochfuhren. Draußen sah Jarvellis Dampf und Schutt unter dem Schiff wegfliegen; Muscheln und Steine prasselten in den angrenzenden Teich, und die Insektengeschöpfe sprangen von ihren Felsen herunter ins Wasser, vielleicht verwirrt von diesem plötzlichen Hagelschauer aus scheinbar hohler Luft. Jarvellis packte den Steuerhebel fest, zog ihn sachte hoch und zur Seite und verfolgte dabei auf den Nebendisplays mit, wie die Landebeine einfuhren und wegklappten. Ohne AG fühlte sich das Schiff an, als watete es durch Klebstoff, aber Jarvellis konnte es trotzdem ohne Mühe steuern. Sie überlegte, ob sie den zweiten Menschen an Bord anweisen sollte, sich zur Sicherheit anzuschnallen, verwarf die Idee jedoch. Sie war zuversichtlich, dass sie das Schiff nicht zum Absturz brachte; die einzige denkbare Katastrophe bestand darin, dass es von Skellor entdeckt wurde, in welchem Fall die Lyric II und die Personen an Bord nur einen Sekundenbruchteil länger überleben würden als der Berggipfel mit Lellans Einsatzzentrale.
    Aberil erkannte, dass dieses Phänomen seinen Verstand wegzubrennen drohte wie einen Abschmelzdraht, in den der Blitz einschlug – genauso, wie es schon die Tausende in Glaube verbrannt hatte, genauso, wie es seinen Bruder Loman verbrannt hatte und wie es gerade den Verstand aller Theokratie-Soldaten auf dem Planeten verschmorte und jeden Einzelnen von ihnen in ein Drohnen-Imitat seiner selbst verwandelte. Dann bewirkte irgendetwas, dass sich der ›Brenner‹ aus allen im Zeltlager zurückzog.
    » Outlinker … zu primitiv …«
    Nach diesen drei Worten verwandelte sich das Phänomen; etwas, das bislang beim Niedermetzeln so monströs unpersönlich gewirkt hatte wie ein Lavastrom, zeigte nun eine

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