Der Erbe Dschainas
den Markt auf einem der riesigen Landestege, die im noch aufzufüllenden Meeresbecken entstanden. Der Stand gehörte zu den wenigen, die nicht viele Geschäfte abwickelten, denn er war voll gestopft mit Gegenständen, die die meisten Polisbürger wegwerfen würden, ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden. Skellor wollte eigentlich schon ins Hotel zurückkehren, denn der Tag war kalt und es nieselte, und man hatte einen Sturm vom nördlichen Zufluss vorhergesagt – da packte eine schmuddelige Hand seine Jacke.
»Ich hab ein paar gute Sachen, die nicht ausgestellt sind, mein Freund«, sagte die Eigentümerin der Hand.
Skellor musterte sie. Sie schien einem bestimmten Menschenschlag anzugehören – der erst eine Passage zu einem neuen Planeten buchte, sich dann aber nicht die Mühe machte und hart genug arbeitete, um sich eine anständige Lebensgrundlage zu leisten oder genügend Geld für die Weiterreise zu verdienen. Ihre kosmetischen Behandlungen waren außer Mode, die Kleidung schäbig, und ihre Miene verriet ständigen Zorn auf Umstände, die zu beheben sie keinerlei Anstrengung unternahm.
»Was zum Beispiel?«, fragte er.
Rasch zog sie drei Plastikkästen unter dem Ladentisch hervor und öffnete sie darauf. Der erste Kasten enthielt künstliche Edelsteine, ausreichend bearbeitet, um den echten Gegenstücken täuschend zu ähneln; der zweite eine Sammlung von Verstärkern des Typs, der einem innerhalb einer Woche das Gehirn vermurkste; und der dritte ein graues Ei und einen Beutel voller zerbrochener Korallen.
»Sehen Sie?«, sagte sie und hielt einen Senso-Verstärker hoch.
Skellor wandte sich zum Gehen, gönnte sich dann aber doch noch einen Blick auf den dritten Karton.
Wo hatte er schon einmal solche Korallen gesehen?
»Was ist das?«, fragte er und deutete darauf.
Sie nahm den Beutel zur Hand und schüttelte ihn. »Das sind echte Korallen aus dem Barrier-Riff auf der Erde.«
»Wie interessant«, fand Skellor, wohl wissend, dass man die Chance, Korallen von dort zu stehlen, mit der Chance gleichsetzen konnte, die Earth-Central-KI im Schach zu schlagen. Er verspürte schon erneut den Impuls, sich abzuwenden und zu gehen, da fiel ihm ein, wo er korallenartige Objekte wie diese schon früher gesehen hatte – im Tranquillitatis-Museum auf dem Mond der Erde, in der Kettenglasvitrine einer Sicherheitskammer, die – wie alle Welt wusste – innerhalb eines Augenblicks aus dem Museum ausgestoßen werden konnte, um sie im Weltraum durch ein CTD, einen kontraterranen Sprengsatz zu vernichten – so der euphemistische Ausdruck für eine Antimateriewaffe.
»In Ordnung; wie viel möchten Sie dafür?«, fragte er.
»Sie müssen den ganzen Karton kaufen«, sagte sie. »Zwanzig Shilling.«
»Ich möchte dieses Eiding nicht, also gebe ich Ihnen zehn.«
Nach einem kurzen Blick auf den violetten Wolkenwirbel im Norden willigte die Frau ein.
Der Knoten wechselte die Farbe, und an ihm schien sich etwas zu bewegen: Ein Austausch innerhalb der räumlichen Muster auf der Oberfläche. Ein Jahr Forschung hatte Skellor gezeigt, dass die korallenartigen Objekte sicherlich Dschaina-Produkte waren und sicherlich nutzlos. Fünfzehn Jahre Forschung hatten vielleicht ein Prozent der Geheimnisse des Knotens offen gelegt, aber das reichte schon, um jeden Konkurrenten auf diesem Gebiet weit hinter sich zu lassen und Skellor selbst eine Vorstellung davon zu geben, womit er es da zu tun hatte. Er kippte das Objekt auf die Handfläche, die in einem Handschuh steckte, und hob es an die Lippen.
Dann drückte er es sich in den Mund.
Kapitel 3
Mit dem leicht gelangweilten Ton eines Erwachsenen, der wusste, was jetzt kam, sagte die Frau: »Der Bruder, der sich sein Haus aus Kalksteinblöcken gebaut und mit Platten aus dem gleichen Gestein überdacht hatte, kannte schon die Gefahren des Stolzes, und als ihm zu Ohren kam, dass die Heroyne seine Freunde gefressen hatte, betete er für sie.« Sie warf einen kurzen Blick auf den Jungen und hoffte, dass er endlich eingeschlafen war und sie den Rest nicht auch noch vorlesen musste. Einmal Vorlesen reichte, um die schwerfällige Botschaft zu übermitteln, und obwohl man sie zur Beharrlichkeit angewiesen hatte, dachte sie darüber nach, das verdammte Buch auf den Müll zu werfen. Leider hörte ihr der Junge weiterhin mit so großen Augen zu wie eh und je.
»Denn dieses Haus war aus den Steinen der Satagenten errichtet und mit festem Glauben zementiert worden, und das Dach war aus
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