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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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in die Luft hinauszuplatzen. Wenn die Temperatur über eine bestimmte Schwelle stieg – was in Kürze zu erwarten war –, wuchsen diese Pflanzen zuzeiten mit sichtbarer Geschwindigkeit.
    »Ah, theokratische Gerechtigkeit«, sagte Fethan irgendwann und umging etwas, was im Gras lag.
    Eldene entdeckte ein auf dem durchnässten Erdboden angepflocktes Skelett – dem inzwischen Grasstängel durch den Brustkorb wuchsen. Mit einer Grimasse erinnerte sie sich daran, dass sie hier eine der zahlreichen Strafen vor sich sah, wie die Proktoren sie für ernste Verstöße gegen die Gesetze der Theokratie verhängten. Exakt zu dieser Jahreszeit banden sie solche Gesetzesbrecher am Boden fest. Wenn das Gras wuchs, durchstachen die scharfen Spitzen das Fleisch, und die Stängel wuchsen mitten hindurch. Etwas in dieser Art würde auch, wie sie wusste, die eigene Strafe sein, falls man sie erwischte.
    Die Lähmung ließ etwas nach, obwohl Thorn nicht recht wusste, ob er sich schon wieder auf den Beinen halten konnte. Der kalte Keramalboden hatte ihm die Wärme entzogen und erzeugte damit eine ganz eigene Lähmung. Das Becken tat Thorn immer noch weh, aber zurzeit schmerzten die zertrümmerten Zähne und die gebrochene Nase am stärksten.
    Wie es seinem Wesen entsprach und auch seiner Ausbildung als Sparta-Variante, verbannte er den Tod von Freunden und Kameraden aus seinen Gedanken und konzentrierte sich auf seine aktuelle Lage. Er zweifelte nicht daran, dass Brom plante, eine Art Gedankenbohrung bei ihm vorzunehmen, aber er bezweifelte, dass der Mann etwas für ihn Nützliches finden würde, dieweil es die Politik der ECS war, alle relevanten Codes zu ändern, wenn ein Agent verschwand. Wenn Broms Leute kamen, um das mit ihm zu machen, musste er handlungsfähig sein – denn entweder starb er bei der Bohrung oder wurde kurz danach umgebracht.
    Mit enormer Willensanstrengung wälzte er sich herum und schaffte es, sich auf Hände und Knie aufzurichten. Schon diese Anstrengung erzeugte Schwindel und Übelkeit, aber er trieb sich noch weiter und konnte sich so weit zurückschieben, dass ihn nur noch die Knie trugen. Im Hals hatte er ein Gefühl, als gäbe es dort gar keine Knochen mehr; der Kopf war angeschwollen und schmerzte, und der restliche Körper gab sich so reaktionsfreudig wie ein Sack Kartoffeln. Ohne sich eine Pause zu gönnen, wuchtete er sich auf die Beine, plumpste beinahe wieder auf die Nase, stolperte zum Tisch hinüber und klammerte sich daran fest, während er sich auf den Automatikdok erbrach.
    »Unvorsichtig!«, knirschte er, sobald er die Übelkeit unter Kontrolle hatte. Er wollte den Dok gerade umdrehen, um etwas Scharfes darin zu suchen, das er als Waffe benutzen konnte, als die Tür hinter ihm geöffnet wurde.
    »Oh, schon wieder auf den Beinen? Das ändern wir aber schnell!«
    Thorn warf einen Blick über die Schulter, als Lutz einen Schlagstock aus dem Gürtel zog und sich damit auf die Handfläche patschte. Hinter Lutz zog John Stanton die Tür wieder zu. Einen Augenblick lang reagierte Thorn mit Verzweiflung: Vielleicht konnte er es mit Lutz aufnehmen, aber John Stanton? Na ja, auf dem Gipfelpunkt seiner Kondition möglicherweise schon.
    »Unser John hier hat mir erzählt, Sparta-Varianten wären darauf trainiert, sich einer direkten Verstandesbefragung zu widersetzen, aber ich war begeistert, als er mir erklärte, wie wir Sie weich klopfen können«, sagte Lutz.
    Thorn drehte sich vollständig um. Falls er den Autodok auf Stanton warf, erhielt er vielleicht Gelegenheit, sich auf Lutz zu stürzen und ihm eine Waffe zu entreißen. Während er darüber nachdachte, brauchte er einen Augenblick, bis ihm auffiel, was Lutz gerade gesagt hatte – es war völliger Unsinn. Sparta-Varianten konnten einer Gedankenbohrung auch nicht besser widerstehen als alle anderen. So etwas konnte man nicht durch Ausbildung erreichen, denn es hätte eine beträchtliche Veränderung der Gehirnstruktur erfordert. Er sah zu, wie Stanton neben Lutz trat und ihn mit gelangweilter Verachtung betrachtete.
    »Yeah«, sagte Stanton, »und weil du so absolut blöde bist, hast du jedes Wort geglaubt.«
    Lutz fand gerade noch Zeit, den Kopf herumzureißen. Stantons Rammstoß mit gestreckten Fingern traf seinen Hals wie eine Axt. Lutz stand einen Moment lang da und würgte, sank dann auf die Knie und versuchte etwas aus der Jacke zu ziehen. Stanton bückte sich, und ohne jede Spur von Hast packte er den Kopf des Mannes und drehte ihn

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