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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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er.
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Du hast dich also nie gefragt, warum Proktoren und Priester diese unbequeme Atemausrüstung benutzen.«
    »Ich dachte … es hätte etwas mit ihrem Status zu tun …«
    »Da hast du falsch gedacht.«
    Durch die Frontscheibe des Shuttles blickte Cormac auf Elysium hinaus, entdeckte aber weder grüne Wiesen noch irgendwelche himmlischen Heerscharen. Die Station war ein Gewirr aus miteinander verknüpften Habitaten, die wie Trauben an den kilometerlangen Monofaserkabeln und -streben hingen, welche ihrerseits den Hauptspiegeln einer Solarschmelzhütte Halt boten. Hier war ein Ort, wo die freier gesinnten Unternehmertypen Asteroiden zur Verhüttung heranschleppten, gereinigte Metalle kauften, Fabriken betrieben und ganz generell jede Menge Geld verdienten – oder auch nicht. Hier breitete sich eine Grauzone aus, wo die Grenze der Polis zum Halten gekommen war und sich aufgelöst hatte, ehe der Ansturm geballter Wünsche der örtlichen Einwohner über sie hereinbrach. Man hatte hier ein Runcible installiert, was auch der Grund war, warum die Leute blieben. Aber soweit es die Polis anbetraf, kam jeder auf eigenes Risiko her. Nicht, dass viele Beschwerden vorgebracht worden wären: Wer vielleicht gern gemeckert hätte, fand gewöhnlich keine große Chance dazu, sondern erhielt einen kurzen Ausflug in das Innenleben einer Schmelzhütte spendiert.
    »Viele finden, man sollte diese Station kaputtmachen«, bemerkte Cento.
    Cormac drehte sich zu dem Golem um, der das Shuttle steuerte, und erneut fiel ihm auf, wie perfekt er geworden war. Und diese Perfektion verriet ihm auch gleich, dass er eine Kopie vor sich hatte, denn seit den Ereignissen auf Viridian halte der ursprüngliche Cento den Messingarm behalten, den er der Mordmaschine Mr. Crane abgenommen hatte, und dieser Cento hier wartete mit keinem solchen Arm auf. Aiden sah nicht anders aus als beim letzten Mal, aber trotzdem war dieser Golem auch nur eine Kopie.
    »Solche Orte findet man überall in der Polis«, wandte Cormac ein. »Und wer sie nicht gut findet, braucht sie ja nicht aufzusuchen.«
    »Mir gefällt es hier«, bemerkte Gant von hinten.
    Cormac drehte sich zu ihm und Aiden um. »Kein Wunder«, sagte er. »War es nicht hier, wo Sie mit Thorn immer Urlaub gemacht haben – ein bisschen nichttödliche Gewalt zur Entspannung und genügend hochtoxische Cips, um dieses Shuttle darin aufzulösen?«
    »Eine tolle Zeit!«, sonnte sich Gant in seinen Erinnerungen.
    Cormac schnaubte und wandte sich wieder dem Bildschirm zu, während Cento das Shuttle auf ein Konglomerat aus Habitaten unter dem zylinderförmigen Turm einer gigantischen Raffinerie zusteuerte. Dahinter erblickte Cormac einen uralten Schlepper, der in seinen gewaltigen Keramalgreifern einen Asteroiden an dessen einzelnem Berg gepackt hielt und heranschleppte. Soweit Cormac informiert war, war das Ziel des Asteroiden einer der vielen Hochofen-Satelliten, wo man das Sonnenlicht durch die Spiegel auf ihn konzentrierte. Während der Aufheizung entzog ihm dann der Satellit mit seinen automatischen Anlagen die Stoffe, die jeweils ihren Schmelz- oder Verdunstungspunkt erreichten. Nichts wurde verschwendet: Hier produzierte man fast alles, was im Periodensystem der Elemente seinen Platz hatte, und selbst die verbleibende Asteroidenasche diente zur Gewinnung von Erdboden für die Habitate. Danach wanderten Rohbarren und Tanks von den Hochofen-Satelliten zu den Raffinerien und Fabriken, um dort zu Blasenmetallen, Legierungen, reinen Kristallen für elektronische Anwendungen, Mischungen und komplexen Verbindungen verarbeitet zu werden, zu schier jeder Substanz, die in der Materialtechnologie der Polis Verwendung fand.
    Wenig später entdeckten sie zwischen den Habitaten eine Konstruktion, die einer riesigen achteckigen Münze ähnelte; um sie herum drängten sich Tiefraumschiffe und systeminterne Schiffe. Cormac erblickte dort viele Varianten von Mehrfachkugelrümpfen – Schiffe, die aus jeder beliebigen Anzahl aneinander hängender Kugeln bestanden –, aber auch solche mit den schnittigen Formen von Tintenfischen, weitere, die eher an Barockskulpturen erinnerten und wiederum andere, die Nachbauten von Fahrzeugen aus der Menschheitsgeschichte waren: Flugzeuge, frühe Raketen und Shuttles und sogar ein Fahrzeug, das an ein antikes Segelschiff erinnerte.
    »Hier hat man wirklich die Auswahl«, stellte Gant fest.
    Cento lenkte das Shuttle durch diesen Schwarm und schließlich in

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