Der Erbe Dschainas
einen offenen Hangar seitlich an der Konstruktion. Cormac warf einen Blick durchs Rückfenster und stellte fest, dass die Occam Razor nach wie vor mühelos zu erkennen war. Der Grund, warum die hiesige Verkehrsleitung dem Großkampfschiff nicht gestattete, ins Dock zu fahren, war seine Größe – angeblich reichte ein zufälliger Schub aus einem der Manöver-Schubtriebwerke, um jede beliebige Anzahl der hier liegenden Schiffe zu rösten. Cormac bezweifelte, dass das der wirkliche Grund war, und um ehrlich zu sein, verdross es ihn, dass irgendein ortsansässiger Autokrat einem Polis-Schlachtschiff befehlen durfte, auf Distanz zu bleiben.
Während das Shuttle langsam in den Hangar schwebte und dabei das Schimmerfeld durchdrang, gab Cento einen verärgerten Laut von sich.
»Ein Problem?«, erkundigte sich Cormac.
»Eigentlich nicht«, brummte der Golem, »aber man hat mich gerade informiert, welche Gebühr man uns für diesen Hangar abknöpft.«
»Wahrscheinlich das Zehnfache des gängigen Satzes«, sagte Gant. »Wir sind schließlich nicht von einer Sorte, die man hier allzu gern sieht.«
Aus allen Richtungen liefen Leute auf sie zu, während sie Kurs auf die Rampe nahmen, die zum Katamaran hinabführte. Doch in der Dunkelheit fiel es nicht leicht, Freund und Feind zu unterscheiden, oder genauer gesagt: All diese Leute konnten nicht so einfach erkennen, dass Thorn und Stanton feindlich gesinnt waren. Diese Situation war allerdings nicht von Dauer, denn irgendwo auf dem Schiff sprang ein Hilfsgenerator oder Meiler an. Der Strahl eines Scheinwerfers erhellte die Umgebung von Broms Kabine und schwenkte anschließend übers Deck. Er erwischte sie, als sie gerade die Rampe zu Stantons Schiff hinabliefen.
»Die Haltetaue!«, instruierte Stanton Thorn fast im Plauderton, während ein Aufschrei auf dem Schiff ertönte.
Thorn packte das nächste Tau und löste es vom Poller, während Stanton mit dem anderen Tau das Gleiche tat. Stanton sprang schon an Bord, während Thorn sich um das letzte Tau kümmerte. Jemand auf dem Schiff gelangte nun zu dem Entschluss, dass jetzt nicht die Zeit war, nur herumzubrüllen, und etwas riss Thorn das Tau aus der Hand, während hinter ihm schartige, verdrehte Metalltrümmer aus der Rampe explodierten. Er sprang von der Rampe auf einen Ausleger des Katamarans und fand sich dabei wieder, wie er sich an eine Strebe klammerte, die die Kabine trug, während in beiden Auslegern Schraubentriebwerke ansprangen und sich der Katamaran vom Schiff löste. Thorn lief den Ausleger entlang zu der Leiter, die zur Kabine führte, rutschte aber aus, als Geschosse Löcher in den Rumpf zu seinen Füßen schlugen, und verhinderte einen Sturz ins Meer nur, indem er sich ans Sicherheitsgeländer der Leiter klammerte. Während er mit den Füßen durchs Wasser geschleift wurde, warf er einen Blick auf das rasch zurückfallende Schiff und sah, wie sich einer der Geschütztürme auf den Katamaran einschwenkte, sich dann aber in einer strahlenden Explosion auflöste. Von der Rampe aus eröffneten nun die meisten von Broms Leuten das Feuer aus ihren Handwaffen, während eine kleine Gruppe einen Raketenwerfer auf ein Stativ montierte. Thorn schätzte die eigene Chance, die Kabine zu erreichen, etwas mehr als null ein, und seine Chance, entweder hier unten oder dort oben am Leben zu bleiben, kaum anders. In diesem Augenblick ertönte eine Art Husten aus der Rückseite der Kabine, und etwas Zylinderförmiges und Schwarzes beschleunigte in Richtung der Rampe. Die sich anschließende Explosion zerschnitt die Rampe in zwei Hälften und schleuderte den Teil von Broms Leuten, die noch ganz waren, ins Wasser.
»Kommen Sie jetzt herauf oder nicht?«, schrie Stanton.
Thorn zog sich schnell aus dem Wasser und hastete die Leiter hinauf.
Die Kabine des Katamarans war ein Standarddesign, auf Nützlichkeit ausgelegt: zylinderförmig, mit einem Laderaum am Heck und einem Cockpit vorn, das drei Sitze an der Steuerung enthielt. Thorn stieg durch den Laderaum ein und nahm rasch Kurs auf das Cockpit. Die hier gebotene Deckung tröstete ihn nur wenig, als er die zahlreichen Einschusslöcher an den Wänden sah.
Stanton steuerte das Fahrzeug mit der rechten Hand aufs Meer hinaus und benutzte dazu einen Joystick, der in einem früheren Leben wahrscheinlich in einer Art Null-g-Flugzeug gedient hatte. Der Söldner warf Thorn einen Blick zu und deutete mit dem Kopf auf den Sitz neben ihm. Während Thorn sich anschnallte, schwenkte Stanton
Weitere Kostenlose Bücher