Der Erbe Dschainas
zwei Jahren abgeschlossen, wusste zu diesem Zeitpunkt auch über den Untergrund Bescheid und knüpfte Kontakte dorthin. Seitdem arbeite ich für eine gewisse Lellan Stanton – die Anführerin der Rebellen – und sammle Informationen über die Lage der Arbeiter und deren Ansichten.« Fethan zuckte die Achseln. »Es ist leicht, Überläufer aus der Stadt anzulocken, besonders aus den verarbeitenden Fabriken, aber hier draußen fällt es schwerer, und sie wollte in Erfahrung bringen, wie man dabei am besten vorgeht.«
»Und hattest du Erfolg?«
Fethan griff in die Tasche seines Overalls und holte ein kurzes Plastikröhrchen mit Tabletten hervor, in denen Eldene sofort die Mittel erkannte, die Abstoßung und Tod eines Skoles verhinderten.
»Sobald wir die hier analysiert hatten«, erzählte er, »hatten wir einen Ansatzpunkt. Das scheint jetzt der einzige Weg zu sein. Wir verteilen diese Pillen mit Hilfe der eingeschleusten Agenten, und sobald der richtige Zeitpunkt gekommen ist, inszenieren wir einen Massenausbruch.«
»Und was dann?«, wollte Eldene wissen und blickte ostentativ in den grellen Himmel.
Fethan steckte die Pillen wieder ein. »Du musst eins begreifen, Mädchen: die ECS hat mich nicht ohne jede Absicht hergeschickt. Zum richtigen Zeitpunkt wird diese Welt in die Polis der Menschen aufgenommen, ob es der Theokratie gefällt oder nicht.«
»Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen? Warum darf das Unrecht hier fortbestehen?«
»Aus politischen Gründen. Die Polis übernimmt die Macht über Grenzplaneten, absorbiert sie also, wenn sie die Zustimmung von achtzig Prozent der planetaren Bevölkerung erhält – oder wenn die Ordnung völlig zusammengebrochen ist und ein Hilferuf erfolgt. Rückte die ECS hier mit einem Scheißaufwand an Kriegsschiffen an und bliese die Theokratie zum Teufel, würde sie damit auf vielen anderen Außer-Polis-Planeten Angst erzeugen, und diese Angst könnte sich als einigende Kraft erweisen. Als die ECS zuletzt so hart zugeschlagen hat, kippte dadurch das Machtgleichgewicht auf einem erst wenige Monate zuvor absorbierten Planeten. Der Planet fiel daraufhin von dem ab, was man dort die ›Herrschaft von KI-Autokraten‹ nannte; die Separatisten ergriffen die Macht und zwangen die ganze planetare Bevölkerung in einen Krieg gegen den nächsten zur Polis gehörenden Nachbarn, einen Krieg, den die Menschen nicht wünschten. Du siehst also, dass wir sehr vorsichtig sein müssen.«
»Was ist … aus den beiden Planeten im Krieg geworden?«, fragte Eldene.
»Naja, die ECS musste den Polis-Planeten verteidigen. So steht es in der Charta.«
»Und der andere?«
»Er ist an den Polen noch bewohnbar.«
Das musste Eldene erst mal verdauen; seit eh und je fand man eine tief sitzende Neigung zum Zynismus in ihr – wahrscheinlich erzeugt durch die früh gewonnene Fähigkeit zu lesen –, und vielleicht war das auch der Grund, warum sich Fethan so stark für sie interessierte. Sie hatte nie wirklich an seine Geschichten von der Polis der Menschen geglaubt, und zwar genau deshalb, weil sie sich so sehr wünschte, sie möchten wahr sein. Trotzdem hatte sie viel von dem, was er ihr erzählte, aufgesaugt und daraus das Verständnis gewonnen, dass die Polis nur von der Ungerechtigkeit hier erfahren musste, um die ECS auf die Theokratie zu hetzen.
»Wann wird die ECS kommen?«, fragte sie schließlich.
»Wenn achtzig Prozent der Bevölkerung dafür gestimmt haben oder die Ordnung völlig zusammenbricht und ein Hilferuf erfolgt«, antwortete Fethan dickköpfig.
»Wie in Gottes Namen sollen wir eigentlich wählen?«, wollte Eldene wissen.
Fethan blickte sie an. »Möchtest du, dass die Polis hier die Macht ergreift? Würdest du den KIs Gefolgschaft schwören, die die Menschen-Polis regieren?«
»Verdammt richtig, das würde ich! Alles muss besser sein als die Theokratie!«
Fethan blieb stehen, drehte sich um und packte sie an der Schulter. »Nenne deinen Namen und erkläre mir, was du möchtest.«
Eldene starrte ihn an und versuchte daraus schlau zu werden, was er jetzt wollte. »Ich … ich heiße Eldene und möchte, dass die … Polis der Menschen diese Welt regiert. Ich möchte frei sein. Ich möchte …«
Fethan gab sie frei. »Du hast gerade deine Meinung kundgetan. Du hast für eine Polis-Regierung für diese Welt gestimmt.« Er legte den Kopf leicht zur Seite, als lauschte er auf etwas. »Bislang sind es etwas über achtundsechzig Prozent der Bevölkerung.«
»Ich
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