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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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verstehe dich nicht.«
    »Die Wahlsonden führen eine begrenzte psychologische Sondierung durch, um sicherzustellen, dass der Wähler nicht unter Zwang handelt. Da ich jedoch bin, was ich nun mal bin, kann ich Wahlentscheidungen auch ohne das sammeln.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich. »Dort hinten habe ich dreiundfünfzig Stellungnahmen notiert, und dich freut vielleicht zu hören, dass die von Dent und Cathol dazugehören. Du warst die Nächste auf meiner Liste, ehe sich die Umstände … veränderten.«
    »Wahlsonden?«
    »Die Polis hat hier seit achtunddreißig Jahren Maschinen im Einsatz, die Stimmen sammeln, erzielte aber nie die achtzig Prozent. Deine Stimme hat aufgrund deines Alters eine Gültigkeit von fünfzig Jahren, berechnet nach der durchschnittlichen Lebenserwartung hier. Nur so funktioniert es.«
    »Aber Dent und Cathol sind tot.«
    »Ich habe nicht behauptet, das System wäre perfekt, Mädchen.«
    »Ich habe diese Wahlmaschinen nie gesehen«, sagte Eldene, immer noch verwirrt.
    »Es sind Maschinen – sie stecken in Ringen, Amuletten, Hemdknöpfen. Trotzdem verstehst du sicher, wie schwierig es ist, jemand zu bewegen, dass er genau das sagt, was du eben ausgesprochen hast, solange Proktoren und die Kameras der Theokratie die Menschen auf Schritt und Tritt überwachen. Der größte Teil der erwähnten achtundsechzig Prozent besteht aus den Stimmen des Untergrunds.«
    Fethan ging weiter.
    »Wie lange denn noch?«, wollte Eldene wissen.
    Fethan wartete einen Augenblick ab, ehe er antwortete: »Ich denke nicht, dass es durch Wahlen geschehen wird, Mädchen. Ich denke, die Theokratie destabilisiert sich allmählich. In absehbarer Zeit wird Earth Central bestimmte Personen hierher schicken, und die Lage wird sich rasch verändern.«
    »Erzähle mir mehr davon«, sagte Eldene, und vor lauter Aufregung verkrampfte sich ihr Magen. Und Fethan erzählte ihr viel mehr.

Kapitel 6
    »Und so geschah es, dass mit Gottes Hilfe Bruder Goodman schließlich das Land der Schnatterente erreichte. Dort entdeckte er Pfade im Gras und die verstreuten Gebeine derer, die die Prüfung nicht bestanden hatten«, erzählte die Frau dem Jungen und zog eine Braue hoch, als das Bild im Buch die reinste Leichenhalle zeigte.
    »Die Plapperente, die Plapperente!«, sagte der Junge ungeduldig – sie hatte aufgegeben, ihn zur korrekten Aussprache des Namens anzuhalten, und vermutete, dass diese Geschichte Teil seiner persönlichen Mythologie werden würde, während er aufwuchs. Als sie den Text weiterlaufen ließ, bewegte sich auch die abgebildete Szene weiter, um bald schon die Kreatur selbst zu zeigen: sie hockte im Gras wie eine monströs insektenhafte Mischung aus Buddha und Kali mit einem deutlichen Zug Argus im Bereich der Augen.
    »Schnatterente«, sagte der Junge, und die Frau betrachtete ihn argwöhnisch, ehe sie weiterlas:
    »In der Rechten trug Bruder Goodman das Wort Gottes und in der Linken die Weisheit von Zelda Smythe. Er führte außer diesen beiden und seinem Glauben keine Waffen mit, als er die Heimstatt des Ungeheuers betrat. ›Stelle mich vor ein Rätsel!‹, rief er und hielt beide Bücher hoch.«
    An dieser Stelle richtete die Schnatterente, die ihre zahlreichen Arme über den drei Kielen der Brust verschränkt hatte, ihre Phalanx aus grünen Augen auf den frommen Bruder.
    ›Schrabbel leder schnabbel fick‹, sagte die Ente, und zur Antwort schlug Bruder Goodman mit dem Wort ›Hng?‹ auf die Kreatur ein.«
    Die Frau musste kichern, als das Bilderbuch jetzt die riesige Kreatur zeigte, wie sie sich bückte und den großen Schnabel öffnete, dessen Inneres von etwas gesäumt war, das an weiße Stechpalmenblätter erinnerte.
    »›Dann rate mal … was … passiert ist?‹«, brachte sie hervor.
    Der Junge kicherte ebenfalls, auch wenn er nicht recht wusste, warum eigentlich, und brachte, keine Antwort heraus. Das Buch zeigte sie ihnen beiden ohnehin.
    Die Occam Razor war ein dunkles und beunruhigendes Schiff, umso mehr, weil sie trotz der großen Besatzung und ansässigen Bevölkerung stets leer wirkte – war doch zu jedem beliebigen Zeitpunkt jedes Crewmitglied möglicherweise ein paar Kilometer weit entfernt, und das war nun mal ein beunruhigender Gedanke. Cormacs Kabine war groß und komfortabel ausgestattet wie in einem Nobelhotel, und dabei wirkte sie wie ein Zimmer in einem leeren Haus. Cormac stand vor dem breiten Bildschirm, der als Fenster diente, trank einen Whisky mit normalen Eiswürfeln

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